Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Re: Rechte und Pflichten und Rollenbildernotwendigkeiten

Garfield, Thursday, 07.07.2005, 13:08 (vor 7072 Tagen) @ Ridcully

Als Antwort auf: Rechte und Pflichten und Rollenbildernotwendigkeiten von Ridcully am 06. Juli 2005 22:36:

Hallo Ridcully!

Ja, das ist eben das Problem heutzutage. Wenn immer die Rede davon ist, daß Männer ja angeblich Angst vor selbstbewußten, beruflich erfolgreichen Frauen hätten und daß diese deshalb häufig solo bleiben würden oder daß die Beziehungen dieser Frauen deshalb nie lange halten, dann steckt da tatsächlich nichts weiter dahinter als die von dir beschriebene überhöhte Anspruchshaltung dieser Frauen.

Ich glaube noch nicht einmal, daß es sehr vielen Frauen dabei um viel Geld und Luxus geht. Natürlich ist es ein gutes Gefühl, finanziell angesichert zu sein und somit jederzeit auch für Kinder oder einfach nur für ein Hobby beruflich aussetzen zu können.

Aber ich glaube, daß viele Frauen einfach schon rein instinktiv einen Mann nur dann als vollwertigen Partner betrachten, wenn er seiner Ernährer-Rolle möglichst gut gerecht werden kann. Auch dann, wenn sie ihr eigenes Geld verdienen und rein bewußt gar nicht die Absicht haben, sich von ihm ernähren zu lassen. Als guten Ernährer stufen sie einen Mann aber erst dann ein, wenn er mehr verdient als sie selbst. Und auch das gesellschaftliche Ansehen eines Mannes spielt für viele Frauen eine Rolle. Und auch seine berufliche Kompetenz. In Kontaktanzeigen schreiben Frauen das manchmal recht deutlich. Da steht dann sowas wie "ich suche einen Mann, der etwas darstellt". Sie wünschen sich einfach Partner, die in der Außenwelt möglichst gut zurecht kommen und so in der Lage sind, sie vor allen negativen Einflüssen aus dieser Außenwelt abzuschirmen. Wenn ein Mann aber in der Außenwelt nicht besser zurecht kommt als sie selbst, dann reicht ihnen das eben nicht.

Da heute relativ viele Frauen vollberuflich tätig sind, kommen für diese Frauen rein instinktiv nur männliche Führungskräfte als Partner in Frage. Davon gibt es aber zu wenige. Diese Situation verschärft sich umso mehr, je höher eine Frau in der beruflichen Hierarchie aufsteigt. Dann werden nämlich instinktiv nur noch Männer in den Hierarchien über ihr als potentielle Partner akzeptiert, und davon gibt es dann noch weniger.

Evolutionsgeschichtlich betrachtet macht das durchaus Sinn. In früheren Zeiten waren die Männer, die es bis ganz nach oben in der gesellschaftlichen Hierarchie schafften, üblicherweise diejenigen, die in punkto Leistungsfähigkeit und Durchsetzungsfähigkeit den anderen Männern überlegen waren. Als sich dann erbliche Herrscher-Dynastien herausbildeten, änderte sich das zwar, aber vorher ist es sehr lange Zeit so gewesen. So war es tatsächlich sinnvoll, daß Frauen sich vorrangig mit diesen "Alpha-Männern" paarten. Das läuft bei Affen ja genauso. Bei Gorillas ist es ganz extrem - da haben die durchsetzungsfähigsten Männchen eine ganzen Harem, und die übrigen Männchen kriegen meist gar kein Weibchen ab. Bei Chimpansen oder Bonobos geht es lockerer zu, aber auch dort paaren sich die Weibchen bevorzugt mit den ranghöheren Männchen. Die rangniederen Männchen kommen nur zum Zuge, wenn gerade kein ranghöheres Männchen anwesend ist. Also kann man wohl davon ausgehen, daß wir das auch schon von unseren Affen-Vorfahren geerbt haben.

Solange die meisten verheirateten Frauen Hausfrauen waren oder nur arbeiteten, wenn sie gerade keine Kinder zu versorgen hatten, funktionierte das noch einigermaßen. Zwar bevorzugten sie damals auch Männer, die in der Hierarchie möglichst weit oben standen, aber für die meisten Frauen waren solche Männer unerreichbar. Und wenigstens hatten ihre Partner meist ein höheres Einkommen als sie selbst, was es den Frauen leichter machte, sie voll zu akzeptieren.

Heute dagegen muß so manche Frau sich mit einem Partner abfinden, den sie ja nett und äußerlich attraktiv findet und auch liebt, den sie aber irgendwie trotzdem nicht als "echten Kerl" betrachtet, weil er beruflich keine höhere Position hat als sie oder womöglich noch weniger verdient. Das wird ihr vielleicht noch nicht einmal bewußt. Sie spürt nur, daß sie mit ihrem Partner nicht so ganz zufrieden ist, und zwangsläufig wird sie ihn das dann auch mehr oder weniger spüren lassen.

Ihm ist das alles zumindest instinktiv und oftmals auch bewußt ebenfalls klar, und natürlich frustriert es ihn dann, wenn er spürt, daß seine Partnerin ihn einfach nicht voll akzeptiert. So entsteht dann Konfliktpotential, das irgendwann durchaus zur Trennung führen kann. Vielleicht geht sie mit ihrem Chef fremd, weil sie den aufgrund seiner beruflichen Position und Kompetenz als "echten Kerl" empfindet, oder ihr Partner wendet sich schließlich resigniert von ihr ab und sucht sich eine andere Frau, in der Hoffnung, von dieser endlich voll anerkannt zu werden.

Wer also echte Gleichstellung möchte, der muß auch bei den Frauen ansetzen. Auch sie müssen gewaltig umdenken, nicht nur die Männer. Die Männer haben mittlerweile ihre Hausaufgaben zum großen Teil längst gemacht, bei den Frauen dagegen hat sich kaum etwas getan.

Dabei stellt sich aber auch die Frage, ob Männer wie Frauen die echte Gleichstellung überhaupt wollen... So wie ich das sehe, sind die Frauen noch weitaus weniger daran interessiert als die Männer. In den 1970er Jahren nahmen manche Männer den Aufstieg der Frauenbewegung ja auch zum Anlaß, um den Rückzug der Männer aus dem Erwerbsleben zu propagieren. Sie hofften, daß die Frauen ihre Forderung nach gleichen beruflichen Möglichkeiten ernst meinen und bereit sein würden, die Männer in ihren beruflichen Tretmühlen abzulösen. Damals zeichnete sich ja schon deutlich ab, daß das durchaus im Bereich des Möglichen lag, weil Jobs mit hohen körperlichen Anforderungen zunehmend durch Maschinen erledigt wurden. Der "Playboy" hat damals eine Art Kampagne gestartet, in der Männer dazu aufgefordert wurden, sich gut verdienende Frauen zu suchen, um sich von ihnen ernähren zu lassen. Noch heute würden viele Männer das sicher gern tun - sie finden nur kaum Frauen, die das akzeptieren.

Freundliche Grüße
von Garfield


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