Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Re: noch eine (legale) Widerstandsmöglichkeit

Frankie, Friday, 16.12.2005, 22:19 (vor 6908 Tagen) @ Maesi

Als Antwort auf: Re: noch eine (legale) Widerstandsmöglichkeit von Maesi am 16. Dezember 2005 18:52:24:

Hallo Wodan

Wer den Fehler findet hat gewonnen ;-)

Ach Eugen, es finden sich gleich mehrere Fehler. Einmal gibt es keine staatliche maskulistisch ausgerichtete Interventionspolitik.

Das habe ich auch nie behauptet. Es ging mir lediglich darum zu betonen, dass ich eine staatliche Einmischungspolitik zur 'Herstellung von Geschlechtergerechtig- keit' ablehne. Die derzeit real existierende Geschlechterpolitik ist zwar eindeutig feministisch ausgerichtet, der wichtigste Grundstein zu einer genderistischen Einmischungspolitik ist aber bereits gelegt (Gender Mainstreaming). Eine maskulistische Gegenbewegung ist im Entstehen; diese wird frueher oder spaeter Ansprueche anmelden und wahrscheinlich einige davon im Rahmen von Gender Mainstreaming auch durchsetzen koennen; soweit diese durchgesetzten Ansprueche interventionistischen Charakter haben, um irgendwelche als 'geschlechtergerecht' empfundene 'Rollenmodelle' oder gesellschaftliche Verhaltensweisen zu erzwingen, lehne ich sie strikt ab.

Zweitens ist der Maskulismus keine eigenständige auf Intervention ausgerichtete Ideologie, sondern eine Bürgerrechtsbewegung und damit gerade GEGEN gewisse staatliche Interventionen gerichtet.

Der Maskulismus hat keine einheitliche Ideologie, auch das wurde nie von mir behauptet sondern vielmehr von Dir hineininterpretiert. Allenfalls gibt es diverse maskulistische Stroemungen, die sich auf recht unterschiedliche ideologische Gedankengebaeude berufen. Gemeinsam ist allen diesen Stroemungen, dass sie die real existierende Geschlechterpolitik (z.T. aus sehr unterschiedlichen Gruenden) ablehnen. Insofern ist es tatsaechlich eine (reichlich undifferenzierte) Buergerrechtsbewegung, die derzeit noch waechst. Unterschiedliche ideologische Positionen in der Sammelbewegung 'Maskulismus' sind bereits jetzt bemerkbar. Insbesondere erkenne ich (offenbar im Gegensatz zu Dir) sehr wohl, dass einige Maskulisten staatliche Interventionen zugunsten der Maenner (meist im Rahmen von 'Jungen- und Maennerfoerderung') fordern; diese Maskulisten werden sich in Zukunft zweifellos gut im stetig weiter ausufernden Staatsgenderismus integrieren und sich ihren Anteil am 'Genderkuchen' sichern. So einheitlich 'GEGEN gewisse staatliche Interventionen' ist eben auch der Maskulismus nicht - kommt allerdings darauf an, was man unter 'gewisse staatliche Interventionen' subsumiert.
Desweiteren bereitet mir auch der Begriff 'Maskulismus' erhebliche Bauchschmerzen. Ich verstehe mich nicht als Maskulist im Sinne eines Maennerinteressen- vertreters oder gar eines Vertreters von spezifischen Maennerrechten. Vielmehr verstehe ich mich als Humanisten, der die Frauenbevorzugungspolitik sowie die damit einhergehende rassistische Maennerdiffamierung ablehnt. Ich orientiere mich an Menschenrechten und nicht an geschlechterspezifischen Maenner- bzw. Frauenrechten; letztere beide machen fuer mich nur Sinn im Rahmen eines (geschlechter-)apartheitlichen Weltbildes, das ich sowieso ablehne. Etwas salopp formuliert soll der Mensch nicht behandelt und beurteilt werden, aufgrunddessen was er ist sondern aufgrunddessen, was er tut.

Drittens ist es ein Irrtum, wenn man glaubt, der Wunsch nach Korrektur staatlicher Eingriffe durch den Staat selbst sei staatshörig.

Wo Du in meinem Posting ein solches Statement herausgelesen haben willst, ist mir schleierhaft. Auf jeden Fall kommt es auf die Korrekturmethode bezueglich des staatlichen Eingriffs an. Wenn die Korrekturmethode darin besteht, irgendeinen ueberfluessigen oder gar schaedlichen staatlichen Eingriff (z.B. Geschlechterquoten) abzuschaffen, dann bin ich der erste, der das unterstuetzt; von Staatshoerigkeit kann in diesem Fall keine Rede sein. Wenn die Korrekturmethode jedoch darauf hinauslaeuft, dem Buerger noch weitere staatliche Eingriffe in seine Privatsphaere zuzumuten, kann man dem Befuerworter solcher Methoden durchaus Staatshoerigkeit bescheinigen. Was sollte beispielsweise daran gut sein, Frauenquoten in Maennerjobs durch Maennerquoten in Frauenjobs zu kompensieren? Oder was ist denn so positiv daran, eine bestehende teure Frauenfoerderungsbuerokratie nun auch noch durch eine ebenso teure Maennerfoerderungsbuerokratie zu ergaenzen? Ein bisschen mehr Differenzierung waere schon angebracht, denn so pauschal kann man Korrekturen staatlicher Eingriffe weder gutheissen noch ablehnen.
Fazit: die von Dir aufgezaehlten Fehler wurden von Dir selbst konstruiert, um sie hernach als Irrtum zu entlarven; mit meinem Posting haben sie jedenfalls wenig bis gar nichts zu tun.

Um solcher Staatshörigkeit aus dem Wege zu gehen bliebe nur noch die Revolution von unten. Man mag Leute dafür suchen wollen. Allein man wird sie in 500 Jahren noch nicht gefunden haben. Eine andere Lösung wäre die Proklamation des staatenlosen Individualismus. Und so manch einer, der sich in diesen Femi- und Antifemiforen herumtollt, scheint sich ja ein solches Leben auf die Fahnen geschrieben haben. Als Lösung aller Probleme sozusagen. Die Wiederbelebung des "Einzigen und sein Eigentum". Max Stirner wird's danken.

Du stellst hier zwei Extrempositionen einander gegenueber: 'Staatshoerigkeit' und 'staatenloser Individualismus'. Beide Extrema sind abzulehnen. Dazwischen gibt es aber noch eine Menge Spielraum. Mir geht es keineswegs darum, den Staat insgesamt abzuschaffen sondern vielmehr darum, ihn auf ein vernuenftiges Mass zu beschraenken. In der Geschlechterpolitik sind Ansaetze zu massiv staatsinterventionistischen Massnahmen festzustellen, teilweise wurden sie schon verwirklicht. Der von Dir erwaehnte 'staatenlose Individualismus' ist zumindest im Bereich Geschlechterpolitik ein Popanz ohne jeglichen Bezug zur Realitaet. Inwieweit uebrigens etwas wiederbelebt werden kann, was noch gar nie in irgendeiner Gesellschaft real so existiert hat (naemlich der 'Einzige und sein Eigentum'), steht wiederum auf einem voellig anderen Blatt.

Und der deutsche Feminismus wir sich freuen über solch kraftlose, wenn auch gut gemeinte, Opposition.

Hmm. Wie saehe denn Deiner Meinung nach eine kraftvolle Opposition zum Feminismus aus?
Gruss
Maesi

Dein Idealismus sei Dir unbenommen. Ich hätte es auch lieber so wie von Dir beschrieben. Die Krux ist nur, die Verhältnisse sind nunmal so wie sie sind. Wenn es schon nicht möglich ist, den kleingeistigen Staats- interventionismus zu entwurzeln, dann, ja dann muss man sich eben damit arrangieren. Wie? Indem der feministischen These eine maskulistische entgegengesetzt wird. Die Beseitigung des Unrechts hat Priorität. Erst dann fällt den Urhebern des Schwachsinns ihr Schwachsinn auf und wir können allmählich in die ideale Konstellation (=Synthese) übergehen.

Gruss von Frankie


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