Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

Archiv 1 - 20.06.2001 - 20.05.2006

67114 Postings in 8047 Threads

[Homepage] - [Archiv 1] - [Archiv 2] - [Forum]

Re: Ich bitte euch

Lecithin, Friday, 10.02.2006, 15:29 (vor 6868 Tagen) @ Salvatore

Als Antwort auf: Re: Ich bitte euch von Salvatore am 09. Februar 2006 12:50:

Wirklich gut durchschaut!

Negative Erscheinungen aber könnten sein, dass boomende "von Männern induzierte Bereiche" sozusagen immer schneller mittels Quoten abgeschossen werden. Im Gesamtbild läuft es sicher immer auf eine Art "ausgleichende Gerechtigkeit" hinaus, in etwa so, wie Du es beschreibst. Im kleineren Zeitfenster aber nehmen die Brüche innerhalb einzelner Schicksale zu, bis sich etwas Ausgleichendes manifestiert. Will sagen: Jemand, der seine Berufung irgendwo findet und dort via Quote auch noch durch eine leistungsschwächere Frau hinausgedrängt wird, so jemand hat nichts von der ausgleichenden Gerechtigkeit, ausser, dass ihm die Hoffnung auf Dein beschriebens Szenario bleibt.

Dein Optimismus ist berechtigt, was die langfristige Betrchtung angeht. Du aber, Ich und die vielen anderen, wir leben jetzt und wir wollen doch jetzt frei sein von (Be)Schuld(igungen) und uns entfalten können. Aber auch dafür bietest Du einen Ansatz: Selbst tätig werden und ganz für sich die Bereiche entdecken. Auch die Abwehr von parasitären Quoten gehört dazu. Intelligenz und Tatkraft sind Voraussetzungen dafür, selbst zu stehen.

Es regelt sich vieles und kann nicht mehr reklementiert werden. Alleine der Begriff "Quotenfrau" ist negativ besetzt und wird es bleiben. Ausserdem ist er schnell ausgesprochen, weil er "klingt". Die Macht der Sprache geht hier einher mit dem Begriff, mit dem Begreifen. Die Sprache sorgt hier dafür, dass jede Quotenfrau ständig auf der Flucht vor dieser Begrifflichkeit sein wird. Alleine durch Leistung kann sie dem Begriff entkommen. Schafft sie es nicht, hat sie verloren, denn trotz möglicherweise guter Bezahlung, ist das Gefühl, überflüssig, quotiert, geduldet und damit parasitär zu sein, zermürbend. Zuzüglich der Gefahr, böswillige gemobbt zu werden von - vor allem - den "Schwestern" mit diesem Begriff, wird es ein unruhiges Leben werden. Was, wenn sich herausstellt, dass eine große Frauenkarriere per Quote begonnen hat? Schon ist das Lebenswerk futsch, oder minderwertiger.

So kann dann jede Frauenleistung durch den simplen Einwurf "Quotenfrau" in Verruf gebracht werden. Jede wirklich aus eigener Kraft erbrachte Frauenleistung steht unter diesem neuen Bann und muss sich rechtfertigen. Die Frauen haben sich hier selbst ein Bein gestellt, was aber einmal mehr meine These belegt, dass der Feminimus alleine einer macht- und postengierigen Minderheit dient. Ich denke, dass viele Frauen, gerade die wirklich starken Exemplare, das schon langsam begreifen, obwohl Frauen Meister im Verdrängen und im Aufbauen von Wolkenkuckucksheimen sind.

Es bleibt dabei: Eine Quote kann keine Berufung begründen oder ersetzen.

1. Problem: Das von Dir und mir Beschriebene macht Hoffnung und läuft möglicherweise so ab. Der Bruch aber zwischen diesen Zusammenhängen, zwischen Intelligenz und Erkenntnis und dem realen gesellschaftlichen Diskurs wird größer und schon finden wir Männer uns in der Rolle der Outlaws, der intelligenten Rebellen wieder. Wir sind in die Opposition gegangen oder wurden dorthin gedrängt. Das gefällt nicht jedem, weil "Gesellschaft" eigentlich der Raum für beide Geschlechter sein sollte. Ein Geschlecht in Opposition, das klingt ganz undemokratisch und somit auf jeden Fall verbesserungswürdig. Wir müssen also sehen, dass wir den Lauf selbst wieder bestimmen und nicht irgendwelche feministischen Machtstrategen.

2. Problem: Wir dürfen unsere Männlichkit nicht ausschliesslich an einer "Leistungsfähigkeit" festmachen! Der ganze Diskurs läuft aber dahin, dass Mann sagt: "Sie haben mich überall hinausgedrängt, als Vater minderwertig gemacht, als Lebenspartner kleingeredet, meine sexuellen Impulse als tierhaft abgestempelt - aber meine (Arbeits)leistung lasse ich mir nicht auch kleinreden. Hier beweise ich, was ich kann!" Das ist Sklavenmentalität und wird schon individuell als eine psychologische Störung gesehen. Wir sollten uns da nicht im Großen hineintreiben lassen. Die Unterscheide im Geschlecht sind nicht alleine im Beeich irgendeiner Leistungsfähigkeit manifest, sondern und vor allem auch in den gerade ausgelassenen und unterdrückten Bereichen. Gerade auf die Leistungsfähigkeit müssen wir eigentlich gar nicht verteidigen. Sonst werden wir künftig nur darüber definiert.

Gruß!
Lecithin


gesamter Thread:

 

powered by my little forum