Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Re: "So haben wir das nicht gewollt" (n/t)

Garfield, Tuesday, 07.03.2006, 14:02 (vor 6823 Tagen) @ zombie

Als Antwort auf: Re: "So haben wir das nicht gewollt" (n/t) von zombie am 06. März 2006 22:46:

Hallo Zombie!

"Ist die s.g. Frauenbewegung überhaupt jemals eine Bewegung von "unten nach oben" gewesen?"

Nein, nicht wirklich.

"Oder handelt es sich bei dem was uns, den Frauen besonders, eingeredet wurde/wird um Top-down-Stragegien zur totalitären multimedialen Massenmanipulation zur Eleminierung der Deutschen?"

Da es dieselben Tendenzen auch in anderen Industriestaaten gibt, glaube ich das nicht.

Ich sehe das so: Der Feminismus ist zunächst einmal ein Wohlstandsphänomen. Wenn man sich Fotos von Demonstrationen von Feministinnen im 19. Jahrhundert oder zu Beginn des 20. Jahrhunderts ansieht, dann sieht man darauf vor allem gut gekleidete Bürgerfrauen. Das war damals eine der privilegiertesten Gruppen überhaupt, da diese Frauen für ihren Lebensunterhalt kaum oder gar nicht arbeiten mußten. Für viele dieser Bürgersfrauen war dann auch das oft fehlende Wahlrecht für Frauen ein wesentlicher Grund zur Teilnahme an der feministischen Bewegung.

Als es dann das Wahlrecht für Frauen gab, gab es schon eine gewisse Frauenbewegung, und die löste sich nun nicht einfach wieder auf. Im Volk fand sie aber zunächst nicht viel Rückhalt.

Das änderte sich so richtig erst nach dem Zweiten Weltkrieg. Da gab es in Deutschland und auch in manchen anderen Industrieländern zunächst einen Arbeitskräftemangel. Der zwang die Unternehmen dazu, ihre Mitarbeiter gut zu bezahlen. Noch in den 1960er Jahren verschickten in Deutschland manche Firmen Briefe an Schüler, die kurz vor dem Schulabschluß standen, mit der Bitte, daß sie doch eventuell eine Ausbildung bei ihnen in Erwägung ziehen könnten. Das allein zeigt schon, wie gravierend anders die Lage auf dem Arbeitsmarkt damals war. Als die DDR 1961 die Grenze komplett dicht machte, verschärfte sich dieses Problem noch einmal, weil nun der Zustrom von gut ausgebildeten Facharbeitern aus der DDR versiegte.

Die Unternehmen - vor allem die großen Unternehmen mit hohem Arbeitskräftebedarf und viel Einfluß auf Medien und Politik - arbeiteten deshalb natürlich darauf hin, dieses Arbeitskräfteproblem zu lösen. Zum einen, um überhaupt Mitarbeiter zu bekommen, zum anderen aber auch, weil sie nicht immer höhere Löhne zahlen wollten, die natürlich die Gewinne entsprechend senkten. Zwar wurden so die Preise auch erhöht, aber viel besser für die Gewinne sind doch Preiserhöhungen bei stagnierenden oder sinkenden Löhnen.

Wie konnte man das nun erreichen? Zum einen natürlich durch zunehmende Automatisierung der Produktion. Aber dafür gab es anfangs ohne Computer und Roboter nur relativ beschränkte Möglichkeiten. Deshalb mußten weitere Mittel her. Da blieb nur noch eines: Man mußte irgendwoher zusätzliche Arbeitskräfte holen, mit dem Ziel, den Arbeitsmarkt günstiger für die Unternehmen zu gestalten. Woher sollten diese Arbeitskräfte kommen? Man konnte sie aus dem Ausland holen. In der DDR gab es beispielsweise gut ausgebildete Fachkräfte. Die reichten aber nicht, und ab 1961 versiegte diese Quelle eben fast ganz. Unternehmen wie VW hat das hart getroffen. Also holte man noch Leute z.B. aus Italien und der Türkei, die aber nicht immer gute Qualifikationen hatten. Und man besann sich schon in den 1950er Jahren auf ein weiteres Potenzial: Die Frauen. Es war ja durchaus nicht unüblich, daß junge Frauen zunächst einen Beruf erlernten und in dem Beruf auch arbeiteten. Erst nach einer Heirat hörten viele Frauen auf zu arbeiten. Das mußte man ändern.

Wie sollte man das anfangen? Jetzt besann man sich auf die Feministinnen und sorgte dafür, daß die Medien ihnen Plattformen boten. Feminismus wurde auf einmal wieder ein Thema, und das Gesetz, das verheirateten Frauen ohne Einwilligung des Ehemannes die Berufstätigkeit verbot, wurde gestrichen. Man tat alles, um die Akzeptanz von berufstätigen Frauen zu erhöhen.

Mit der 68er Bewegung verselbstständigte sich der Feminismus. Seit Ende der 1960er Jahre stiegen aber auch die Arbeitslosenzahlen wieder an. Nun wurde es schwieriger, den Export von Arbeitskräften und auch die Kampagne zur Eingliederung der Frauen ins Berufsleben noch zu rechtfertigen. Die Bundesregierung sah sich dann ja auch gezwungen, den Import von Arbeitskräften offiziell zu stoppen. Die Wirtschaft wollte aber immer noch zusätzliche Arbeitskräfte, denn weil viele Einwanderer und auch viele Frauen keine oder nur eine geringe berufliche Qualifikation hatten, wirkten sich diese zusätzlichen Arbeitskräfte zunächst vor allem in Berufen mit niedrigerem Qualifikationsniveau lohndrückend aus, während in vielen Bereichen immer noch nicht mehr als genug Facharbeiter oder gar Akademiker vorhanden waren.

Also gab man den Feministinnen, die im Fahrwasser der 68er Bewegung immer populärer wurden, weiterhin überall Plattformen für ihre Propaganda und ließ sie so einfach für sich arbeiten. Ähnlich tat man es auch mit der Gutmenschen-Fraktion, die der Meinung ist, daß Deutschland nur am ausländischen Wesen genesen könne. Es sollte eine Atmosphäre geschaffen werden, in der jeder, der irgendetwas gegen Einwanderer oder Frauen am Arbeitsplatz sagt, sofort als übler Bösewicht gebrandmarkt und mundtot gemacht wird.

So wurde dieses selbstgerechte Gutmenschentum also "politisch korrekt", und seitdem sind auch unsere Politiker eifrig bemüht, dem Rechnung zu tragen, vor allem dann, wenn sie dem Wahlvolk sonst nichts Positives zu bieten haben. Das gibt dem Feminismus weiteren Auftrieb.

So konnten sich all die heutigen Berufsfeministinnen etablieren, obwohl die Masse der Frauen dies nie unterstützt hat. Unterstützung erhielten sie aber oft von Männern, die schon rein instinktiv häufig der Meinung waren und sind, daß sie Frauen immer wieder als edle Ritter zu Hilfe eilen müßten. Sie mißverstanden den Feminismus als Sprachrohr der Frauen, und so förderten sie ihn, wo immer sie konnten, zumal es ja auch mit zunehmender Verbreitung der feministischen Ideologie für Männer immer wichtiger wurde, ständig zu demonstrieren, daß sie keine "Frauenfeinde" sind. Das alles hat sich mittlerweile längst verselbstständigt, und so hat die Wirtschaft heute ihre liebe Not damit, z.B. die Forderungen mancher Feministinnen nach Frauenquoten auch in der privaten Wirtschaft abzublocken. Die Geister, die sie einst riefen, werden wir nun leider nicht so einfach wieder los.

Freundliche Grüße
von Garfield



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