Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Re: Bitte um kurze Stellungnahme

Maesi, Wednesday, 26.04.2006, 02:08 (vor 6575 Tagen) @ Lore

Als Antwort auf: Bitte um kurze Stellungnahme von Lore am 19. April 2006 20:50:

Hallo Lore

zu den zwei mir wichtigen Fragen
a) gibt es eurer Meinung nach eine menschenverachtende Abwertung von Männern?

Ja. Z.B. bei der pauschalen Zuordnung der Rolle des (schuldbeladenen) Gewalttaeters an den Mann bzw. des (schuldlosen) Gewaltopfers an die Frau; dieses weibliche 'Opfermonopol' wird mit Zaehnen und Klauen verteidigt. Der Beitrag der Vaeter in Familien (welcher meist in Form des Erwerbseinkommens zur Sicherstellung des wirtschaftlichen Ueberlebens der Familie besteht) wird so gut wie nie gewuerdigt, waehrend der Beitrag der Muetter (welcher meist in Haushalts- und Betreuungs-/Erziehungsarbeit besteht) in einem penetranten Muetterkult ueber den gruenen Klee gelobt wird; aus diesem Grund werden Vaeter auch schon mal als das 'faule Geschlecht' betitelt waehrend Muettern, welche Teilzeit arbeiten, Doppelbelastung attestiert wird, obwohl per Saldo beide etwa gleich viel Arbeitszeit in die Familie investieren. Ueberhaupt hat die Poenalisierung von Vaetern inzwischen ihren festen Platz im Gleichstellungsdiskurs. Recht aufschlussreich sind auch die gleichgueltigen Reaktionen und teilweise sogar haemischen Kommentare zum schlechteren Abschneiden der Jungen in PISA- und IGLU-Untersuchungen - nicht zuletzt auch fuer die betroffenen Jungs selber, denen damit natuerlich implizit mitgeteilt wird, wie egal sie der Gesellschaft sind. Da wirkten die haemisch-sarkastischen Reaktionen von SPOe und Gruenen in Oesterreich auf die Installierung eines Maennerbeauftragten durch die schwarz-blaue Regierung schon wieder eher kurios.

Die zahlreichen positiven Eigenschaften (Kommunikativitaet, Friedfertigkeit, Umweltbewusstsein, Sozialkompetenz, Teamfaehigkeit, Multitaskingfaehigkeit usw. usf.) welche Frauen haeufig und im Uebermass angedichtet und dementsprechend Maennern aberkannt werden, erwaehne ich hier nur am Rande. Aufwertung der einen (der Frauen/Maedchen) und Abwertung der anderen (der Maenner/Jungen) sind normalerweise zwei Seiten derselben (rassistischen) Medaille.

Ob die Abwertungen von Maennern und Jungen als 'menschenverachtend' zu bewerten sind, ist natuerlich eine Frage des Standpunkts.

b) gibt es einen "Femiwahn" d.h. eine systematische Bevorzugung von Frauen bzw. Benachteiligung von Männern?

Ja. Systematische Bevorzugungen von Frauen gibt es und es werden laufend neue installiert. Das wird sogar ganz offen zugegeben und als 'positive Diskriminierung' bezeichnet. Ich erinnere an die Frauenquoten im OeD oder im Offizierskorps der Bundeswehr sowie an die zahlreichen ausschliesslich Frauen zugute kommenden Hilfs- und Foerderinstrumente. Auch die Bevorzugung von Frauen bei der Besetzung von Gleichstellungsstellen spricht Baende.

Die systematischen Bevorzugungen von Frauen sind allerdings nicht gleichbedeutend mit Femiwahn sondern eine Folge desselben; zuerst ist der Wahn da, und dann folgen sukzessive immer mehr Bevorzugungen der vom Wahn besessenen und ihrer Klientel bzw. Benachteiligungen der vom Wahn stigmatisierten Menschen. Den Femiwahn wuerde ich somit eher als Oberbegriff zu der unter Punkt a gestellten Frage nach der Abwertung von Maennern bezeichnen: Femiwahn beinhaltet also - neben anderem - auch die Abwertung von Maennern.

In einem anderen Posting hast Du geschrieben, diese beiden Fragen seien fundamental. Das mag sein; aber gleichzeitig sind sie trivial, da zu jeder Menschengruppe irgendwann/irgendwo auch abwertende Aeusserungen oder Handlungen und bei einzelnen Zeitgenossen sogar ein 'Wahn' in Bezug auf diese Gruppe registriert werden koennen, wenn man nur lange genug danach sucht. Weit wichtiger als die Frage nach der (theoretischen) Existenz von Abwertungen/Wahnvorstellungen ist die gesellschaftliche Relevanz derselben. Sofern deren gesellschaftliche Relevanz gering ist, kann auch nicht von einem gesellschaftlichen Problem gesprochen werden.

Das gefaehrliche am Femiwahn ist, dass er normalerweise maskiert daherkommt: maskiert in ein Kleid von Fuersorge und Hilfsbereitschaft (nur) fuer benachteiligte Frauen, wodurch er oberflaechlich betrachtet gerecht und legitim erscheint. Dadurch hat er eine erhebliche gesellschaftliche Relevanz errungen und vielen ist durch die unkritische Uebernahme der feministischen Frauenfuersorge- und hilfeleistungs-Rhetorik sowie der dabei zugrundeliegenden Frauenbenachteiligungs-Mythen der darin innewohnende Geschlechterrassismus gar nicht (mehr) bewusst. Gegen diese Erkenntnisresistenz gibt es allerdings ein Patentrezept: man ersetze in Texten zur Gleichstellungsproblematik den Begriff 'Frauen' durch 'Deutsche' und den Begriff 'Maenner' durch 'Auslaender'. Da unsere Sinne meist staerker im Hinblick auf Auslaenderfeindlichkeit geschaerft sind, tritt durch diese simple Substitutionsmethode die Maennerfeindlichkeit oftmals dann ueberhaupt erst zutage.

Gruss

Maesi


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