Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Traditionalistischer Geschlechterhierarchismus ist keine Lösung (Politik)

MannPassAuf, Tuesday, 29.05.2012, 13:55 (vor 4560 Tagen) @ Manifold

Lieber Manifold, ich versuche deinen Standpunkt zu verstehen. Versuchst es umgekehrt auch?

Ein entscheidendes Problem scheint mir darin zu liegen, daß du den Begriff "Gleichberechtigung" übermäßig strapazierst. Du lädst ihn mit Bedeutungen auf, die ihn geradezu zu einer magischen Formel, zum Teil einer Heilslehre machen. Gleichzeitig machst du ihn damit zu einem Reizwort.

Wir alle sind in vielfältiger Weise ungleichberechtigt. Ich z.B. bin berechtigt, einen Lastwagen mit Anhänger zu fahren. Du bist vielleicht berechtigt, eine Straßenbahn zu fahren. Ich bin wahlberechtigt, mein minderjähriger Sohn ist es nicht. Ich darf auf die Herrentoilette, eine Frau darf es nicht. Und so weiter.

Ebenso konstituieren die verschiedenen Berechtigungen jeweils eine Hierarchie. Das ersieht man schon angesichts der Führerschein-Klassen. Sie erzeugen eine hierarchisch gestufte Klassengesellschaft.

Nun greifst du zum Hilfsmittel der Begriffs-Umdeutung, indem du die Spezifizierung "wahre Gleichberechtigung" einführst. Damit qualifizierst du alle diejenigen, die deinen Standpunkt nicht teilen, also die Andersdenkenden, indirekt als solche, die an der Wahrheit nicht teilhaben, als Verfälscher, wenn nicht sogar als Unwahrhaftige.

Ferner bedienst du dich eines argumentativen Kurzschlusses:

Denn wer wahre Gleichberechtigung und den dieser zugrunde liegenden, christlich begründeten, ethisch-moralisch gleichen Wert der Geschlechter zu Gunsten einer allein meritokratisch basierten Menschenbewertung ablehnt, etabliert eine den faschistischen und nationalsozialistischen Ideologien innewohnende, künstliche Wertigkeitshierarchie unter den Menschen - mit den uns allen bekannten Konsequenzen der Unterjochung, Ausgrenzung, Verfolgung, Massenmorde und Vernichtungslager.

Du packst damit etwas in mein Modell hinein, das nicht meinem Denken entspringt, und erwartest von mir, daß ich mich davon nun distanziere - so, als sei es von mir selbst.

Diese "künstliche Wertigkeitshierarchie", die den Nazi- u.a. Ideologien angeblich innewohnt, kenne ich nicht. Es mag sie geben, aber ich operiere nicht damit, zumindest nicht bewußt. Falls ich es unbewußt tue, so weise das bitte anhand meiner Aussagen nach! Es genügt nicht, das pauschal und implizit zu unterstellen. Du schiebst dein eigenes Weltbild in meines hinein. Das hat fast etwas Paranoides.

Eine moralische Gleichwertigkeit von Männer, Frauen und Kindern - im Sinne einer natürlichen Gegebenheit - erkenne ich nicht an.

Ich kämpfe auch nicht gegen Männerdiskriminierung. Indem du das unterstellst, zeigst du, daß du dich nicht wirklich auf meinen Standpunkt bzw. auf das traditionalistische Modell eingelassen hast. Die Männerrechtsbewegung ist in meinen Augen Humbug und zurecht ein Gegenstand des weiblichen Spotts. Wer für den Menschen eintritt, muß nicht zusätzlich für den Mann eintreten. Das Problem liegt eine Seins-Etage höher! Nehmt den Menschen ernst, und die Frau wird an die Stelle gerückt, die ihr zusteht.

deswegen interessiert sich auch kein einziger bekannter, erzkonservativer Fundamentalist für Männerdiskriminierung, im Gegenteil,

Das ist doch klar: Diese "Fundamentalisten" leben noch im prä-feministischen Zeitalter. Sie sind konservativ in dem Sinne, daß sie unbeweglich sind; nicht in dem Sinne, daß sie das Bleibende in die Zukunft retten wollen.

Es ließe sich noch viel darüber diskutieren. Voraussetzung für eine sinnvolle Diskussion wäre aber, daß du aufhörst, deine Vorurteile in andere Standpunkte hineinzutragen und diese damit so umzuformen, daß ihr jeweiliger Inhaber sich darin nicht mehr wiedererkennt. Die kritische Reflexion deines Feindbildes ist eine Arbeit, die du zuerst selber leisten mußt!

Gruß
trel


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