Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Gute Diagnose, aber...

Student(t), Monday, 29.12.2008, 00:39 (vor 5857 Tagen) @ Roslin

Wir haben doch gar keine Gynokratie.
Wir haben eine vielfältige Privilegierung von Frauen, die aber nicht von
Frauen erkämpft, nicht von Frauen in eigener "Machtvollkommenheit"
durchgesetzt wurde, sondern die von Männermacht zugebilligt, zugestanden,
abgeleitet wurde.


...keine Antwort auf meine Frage.

Also, ich will deine Tatbestandsaufnahme in ihrem Wert voll anerkennen. Im Grunde aber ist es eine Diagnose, wie sie in immer neuen Facetten hier erfolgt. Übrigens hast du recht, wenn du sagst, daß selbst eine Gynokratie bzw. "eine vielfältige Privilegierung von Frauen" letztlich nur möglich ist, weil Männer das billigen.

Mich bewegt aber brennend die Frage, warum diese Zustände jetzt um diese Zeit eintreten konnten. Warum billigen Männer jetzt diese Zustände ? Da muß doch eine Veränderung eingetreten sein !

Ja, welche Veränderung ? Man kann die gleiche Frage stellen inbezug auf das NS-Regime und auf das stalinistische Regime. Diese Katastrophen konnten nur in der ersten Hälfte des 20. Jahrhundert geschehen. Vorher lagen dafür keine Bedingungen vor, und nachher auch nicht.

Und die Bedingungen für den Gynozentrismus traten erst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts auf. Ein weithin sichtbarer Markstein war die Weltfrauenkonferenz in Peking von 1985; ein mehr verborgener Markstein war, wie mir scheint, S.M.Gearharts Essay von 1982, in dem diese Professorin die Reduktion des Männerbestandes auf weltweit 10 % fordert.


Und hier setzt meine Frage an. Soviel ich weiß, war in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts der Gedanke, daß Männer den Frauen nicht hierarchisch überlegen seien, ein fast undenkbarer Gedanke. Es gab den Vater als rechtmäßiges Familienoberhaupt. Das war einfach selbstverständlich. Die Zustände, wie wir sie jetzt haben, sind die Folge davon, daß diese natürliche Überzeugung verlorengegangen ist. So sehe ich es. Ebenso war es undenkbar, daß Menschen und Tiere auf gleicher Stufe stünden. Und ebenso war es undenkbar, daß Kinder ungestraft ihre Eltern schlagen dürfen, nicht aber umgekehrt. Auch der Atheismus war nicht so verbreitet wie heute. Atheismus und Gynozentrismus gehen weitgehend parallel.

Nochmal also die Frage: Wer von euch glaubt - wie ich -, daß in dieser Beseitigung des hierarchischen Denkens das Problem liegt ?

Und eine ergänzende Frage: Wenn die Ursache der gegenwärtigen Zustände nicht darin liegt, wo dann ? Welche ideologische Veränderung ist dann verantwortlich ?

Student


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