Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Ein guter Ansatz !

Student(t), Monday, 29.12.2008, 03:59 (vor 5856 Tagen) @ Roslin

Ich habe ja vorweg schon gesagt, daß ich meinen Standpunkt nicht (gegen Andersdenkende) verteidigen will, sondern nach begründeter Zustimmung suche. Hier sehe ich so etwas.

Wenn ich dich recht verstehe (bitte ggf.korrigieren), sagst du im Wesentlichen dieses:

1. Der um sich greifende Atheismus bewirkte, daß Erlösungshoffnungen religiösen Ursprungs gewissermaßen "eine Etage tiefer" verlegt wurden, auf die Erde nämlich, dergestalt, daß jetzt irdische Erlösergestalten und Erlösungs-Ideologien an die Stelle treten. (Oder z.B. anstelle von Christus der machthungrige Vertreter der Kirche tritt.)

Das leuchtet mir vollkommen ein. Es gibt nämlich zahlreiche psychologisch begründbare Parallelen derartiger Ersatzbefriedigung. Nehmen wir die vaterlose Familie. Ein Sohn, der keine legitime Autorität ingestalt eines verantwortlichen Vaters erfährt, sucht sie sich später ingestalt eines Bandenchefs oder sonst eines "starken Mannes". Wer keine liebende Mutter hatte, erkennt auch keine liebende Frau und sucht sich käufliche Dirnen, die er im Grunde aber verachtet. Und so weiter.


2. Klassismus (Marxismus) und Rassismus (Nationalsozialismus) werden abgelöst durch Sexismus, weil erstere beiden durch ihr katastrophales Scheiterns bereits "verbraucht" sind. Noch unverbraucht ist dagegen die Ideologie des Sexismus, der dem tlws. berechtigten Feminismus entstammt. Das Erstarken des Sexismus ist also eine historische Konsequenz aus dem Scheitern zweier konkurrierender Ideologien.

3. Eine Aufhebung hierarchischen Denkens findet durch keine der genannten Ideologien statt. Marxismus und Feminismus versprechen zwar eine Ent-Hierarchisierung, stellen die Hierarchie aber umgekehrt wieder her. Beim Marxismus ist das die (vorübergehende) "Diktatur des Proletariats"; beim Feminismus ist es die(als Ausgleich für frühere "Unterdrückung" gedachte) sexistische Degradierung des Mannes.


Habe ich deine Aussagen so richtig zusammengefaßt ?

Jetzt habe ich aber noch eine Frage nach dem Ablauf dieser Erscheinungen. Daß es ohne den Atheismus keine Ideologen gegeben hätte, darüber sind wir uns einig, oder nicht ? Unter Ideologien verstehe ich interessen- oder rechtfertigungs-geleitete Gedankensysteme, wie sie vor Allem ab Mitte des 19. Jahrhunderts aufgekommen sind. Also, der Atheismus (für mich eine Ideologie !) stand jedenfalls am Anfang.

Weitere Frage: Glaubst du, daß der Sexismus in einer Katastrophe vergleichbaren - oder sogar größeren - Ausmaßes enden könnte wie Klassismus und Rassismus ? (Ich befürchte es, und dies nicht zuletzt aufgrund gewisser frei käuflicher Androzid-Programme mit Parallelen zu Hitlers "Mein Kampf".)

Weitere Frage: Nimmst du an, daß in der Abfolge Atheismus - Klassismus/Rassismus - Sexismus eine innere Konsequenz liegt ? Es hätte ja auch anders kommen können: Daß erst der Sexismus sich voll entfaltet hätte bis zum Zusammenbruch; und danach erst z.B. die an wirtschaftlicher Ungleichheit entzündete Ideologie. (Darauf habe ich eine vorläufige Antwort, deren Begründung ich allerdings noch ausreifen muß.)

Jedenfalls scheinen wir ansatzweise und irgendwie übereinzustimmen.

Gruß
Student


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