Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Aber: Der Haufen ist nicht tot

Flint ⌂, Saturday, 14.11.2009, 13:55 (vor 5890 Tagen) @ adler
bearbeitet von Flint, Saturday, 14.11.2009, 14:05

Servus adler,

Entscheidend ist doch, wie differenziert man die Dinge betrachtet.

Ich denke, es kann je nach Situation und dem, was- und vor allem zu wem man etwas sagen will ein Zuviel oder ein Zuwenig an Differenzierung geben.

Hinsichtlich zu dem, was ich sagen will z.B. „Elefanten haben große Ohren“, ist es nicht nötig den Lebenslauf und die Geschichte eines jeden Elefanten nachzuweisen der vielleicht seit seiner Geburt unnormale und verkrüppelte winzige Ohren hat. Es spielt dann auch keine Rolle, ob diese Aussage vielleicht in riesigen Zeitläufen falsch sein könnte - etwa wenn in tausenden von Jahren die Elefanten vielleicht aufgrund von Handy- und sonstigen Strahlungen- ihre Ohren aus Schutzgründen zurückentwickelt haben. Wenn es soweit ist, kann man ja dann immer noch sagen, daß die Aussage „Elefanten haben große Ohren“ damals gemacht wurde als es noch so war.
Es wäre also nicht sinnvoll, eingedenk der Möglichkeit, daß Elefanten vielleicht irgendwann in der Vergangenheit kleine Ohren hatten oder vielleicht in der Zukunft haben werden zu sagen „Elefanten haben zur Zeit im Schnitt große Ohren“. Das wäre ein Zuviel an Differenzierung.

Hinsichtlich dem, zu wem ich etwas sage, spielt es eine große Rolle ob der andere mir freundlich oder feindlich gesonnen ist.
Zu einem Freund könnte ich schon fast das Gegenteil von dem ausdrücken was ich eigentlich sagen wollte und er würde immer noch verstehen was ich sagen wollte. Er würde zwischen den Zeilen lesen können und es gäbe im höchsten Falle sogar teilweise eine nonverbale Kommunikation (d.h. Übertragung von Gedanken ohne das Hilfsmittel von Worten).

Eine feindlich gesinnte Person wird vermutlich alles falsch verstehen (wollen), egal wie differenziert oder überdifferenziert ich es ihr zu verklickern versuche.

Nun ist es bei mir z.B. so, daß ich zu gewissen Leuten oder dem Mainstream gegenüber keine besondere Wertschätzung habe und deshalb auch nicht einsehe oder bereit bin, mir da besondere Mühe zu machen damit die mich auch wirklich verstehen. Sich besondere Mühe zu machen damit man verstanden wird, macht man ja eigentlich hauptsächlich Freunden gegenüber, es ist also ein Freundschaftsakt, sich möglichst so differenziert auszudrücken, das der andere eine maximale Chance zu verstehen hat. Einer feindlich gesonnenen Person hingegen kann es passieren, daß ich ihr ab einem gewissen Zeitpunkt die Information einfach nur noch vor die Füße werfe und sie mag dann damit machen was sie will. Es interessiert mich nicht mehr besonders ob sie verstehen wird oder nicht.

Im Falle von Evangelischen (ich meine damit die EKD) interessiert mich auch nicht besonders ob die mich nun alle verstehen oder nicht. Sie (die EKD und ein Großteil der Evangelischen auf Verdacht) ist in meiner Wertschätzung (nebenbei gesagt, die ich nie besonders hatte) dermaßen abgrundtief gefallen, daß ich sie nur noch verachte. Es besteht also von mir her kein besonderer Grund, mich ihnen gegenüber besonders sorgfältig differenziert auszudrücken, und schon überhaupt nicht, wenn ich über sie zu Freunden rede.

Was Christine und unser obiges Beispiel angeht, befindet sie sich hier unter Freunden. Von daher kommt es sowieso nicht so sehr darauf an, sich absolut exakt differenziert auszudrücken, - wir verstehen sie/uns schon. (Das soll jetzt nicht heißen, daß sie sich nicht genügend differenziert ausgedrückt hätte oder dies ansonsten tun würde. Ihre Formulierung(en) und Differenzierung(en) waren und sind für meine Begriffe bisher völlig in Ordnung und locker ausreichend. Deshalb ja meine Kritik an deiner Kritik).

Schon
bei den Elefanten wird es ja schwierig. Es gibt DIE Afikanischen und DIE
Indischen Elefanten. Aber schon da gibt es Unterschiede. In jeder von
beiden Gruppen wird es unterschiedliche Elefanten geben. Das führt in sehr
langen Zeiträumen zu einer Veränderung durch die Evolution.

Eine gesellschaftliche Gruppe verändert sich sehr viel schneller durch die
Diskussion, die in ihr stattfindet und die Ideen die daraus hervorgehen und
Bestand haben oder nicht. Als Momentaufnahme hast du recht. Aber die
Diskussion geht weiter. Und sie wird lauter werden, je weiter sich die
derzeitige Führungsriege innerhalb der EKD aus dem Fenster lehnt. Und da es
eben Diskussionen gibt, ist dies kein kein starres Gebilde, sondern ein
lebendiger Organismus, der sich ständig weiterentwickelt. Auch Richtungen
(Tendenzen) sind nicht für alle Zeiten festgeschrieben.


Das ist richtig. Die Zeiträume die es braucht um eine Veränderung in der richtigen Richtung bei der EKD zu bewirken sind vermutlich entschieden kürzer als die Zeiträume die es bräuchte um evtl. die Ohren von Elefanten kleiner werden zu lassen.

Ihm einen Stempel aufzudrücken hieße, ihn jetzt schon für tot zu erklären.
Es würde ihm jede Entwicklungsmöglichkeit absprechen. Damit aber würde man
ihm nicht gerecht werden können. Dieser Haufen ist zwar sehr gefährdet,
doch er lebt.

Was meinst Du in diesem Falle konkret damit? Findest Du, daß Christine ihm mit der Formulierung „frage ich mich, wo die Toleranz bei den Evangelischen bleibt?“ einen Stempel aufgedrückt-, ihn für tot erklärt- und ihm damit jede Entwicklungsmöglichkeit abgesprochen hat?

Ich weiß ja nicht, welcher Konfession Du angehörst und ob Du dich vielleicht persönlich betroffen gefühlt hast und Du da heraus den Einwand zu mehr Differenzierung bezüglich der Evangelischen gemacht hast...

Du wirst dich vielleicht darüber wundern warum ich um diesen kleinen Fall eine „kleine Staatsaffäre“ zu machen scheine…

Es geht mir nicht um diesen speziellen Einzelfall, sondern generell um den Grad der "politischen Korrektheit" die wir hier im Forum pflegen- bzw. glauben, an den Tag legen zu wollen/müssen. Da kommt dann –um es locker auszudrücken- bestimmt der persönliche Geschmack eines jeden Schreibers/Lesers ins Spiel (und das ist ja auch in Ordnung so). Da gibt es welche, die („…um Himmels Willen“) die Hände über dem Kopf zusammenschlagen ob jeglicher politischen Unkorrektheit und was das Gegenlager oder die (noch) Neutralen bloß von uns denken könnten, bis hin zu denen, denen es gar nicht hart und klar genug sein kann, die jede Menge persönliches Rückgrat aufzubringen und willens und in der Lage sind, die Dinge beim Namen zu nennen da sie möglicherweise die Philosophie vertreten, daß sowieso alles so kommen wird wie es kommen muß, und es wenig Sinn macht, den anderen nach dem Maul zu reden, weder jetzt noch später. Die feministische Entwicklung geht eh ihren Weg, und sie wird es weiterhin, wie bisher, immer weiter übertreiben. Irgendwann explodiert der Kessel und es ist in kürzester Zeit um ihn geschehen. Auf diesen Punkt steuern wir hin. Es ist da meiner Meinung nach nicht so wichtig ob wir gewisse Meinungsführer, die Medien und einen –vielleicht auch größeren- Teil von bisher noch Neutralen ob unserer eventuell politisch unkorrekten Ausdrucksweise noch eine paar Jährchen verkraulen oder nicht. Der Topf wird explodieren, ein paar Jährchen früher oder später, darauf kommt es mir nicht an, wenn ich dafür im Gegenzug ein weitaus freieres und angenehmeres Kommunikationsklima habe, in dem jeder –auch mit kräftigen Worten- sagen kann was er will, und reden kann, wie ihm der Schnabel gewachsen ist. Natürlich gibt es auch dafür irgendwo vernünftige Grenzen.

Die Entwicklung hier im Forum wird sowieso ihren Lauf nehmen und ist auf lange Sicht sicher kaum bewußt und willentlich in eine bestimmte (andere) Richtung zu beeinflussen. Der Stil, bzw. die Freiheit/Unfreiheit, die hier möglich sind, wird nicht zuletzt weiterhin vom „Geschmack“, dem Rechtsempfinden und dem allgemeinen geistigen Zustand (der geistigen Freiheit/Unfreiheit) der Forenleitung abhängen. Und das ist aus meiner Sicht eher gut für die Richtigen und eher schlecht für die Falschen.

Und so sollte es ja auch sein...! :-)

Gruß
Flint


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