Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

Archiv 2 - 21.05.2006 - 25.10.2012

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Geschlechterdebatte anthroposophisch

Jachin, Monday, 22.05.2006, 22:10 (vor 6558 Tagen) @ DschinDschin

Philosophie mag bei Problemlösungen helfen, unverzichtbar ist die
Mathematik. Aber Philosophie löst keine Probleme in der Welt. Sonst könnte
die Naturwissenschaft auf das Experiment verzichten und könnte sich die
Zukunft erdenken.

Physik war ursprünglich ein Teilgebiet der Philosophie.

Philosophie wird oft unterschätzt, vermutlich weil sie besser darin ist Fragen aufzuwerfen als sie zu beantworten. Aber das übersieht doch einige wichtige Aspekte der Philosophie, die durchaus großen Einfluss auf die Art und Weise hat auf die wir denken und die Welt betrachten.

Die Philosophie der Wissenschaft zum Beispiel befasst sich damit, zu definieren und zu beweisen welche Vorgehensweisen strenggenommen als wissenschaftlich betrachtet werden können und dadurch auch mit der Frage, welche Erkenntnisse einer beliebigen Person sich als "wissenschaftlich" und "wahr" bezeichnen lassen. Sie definiert die Grenzen der Wissenschaft, inwieweit eine wissenschaftliche Theorie als "wahr" oder "wahrscheinlich" betrachtet werden kann, den Unterschied zwischen Objektivität und Subjektivität und die Auswirkungen von wissenschaftlichen Entdeckungen auf die menschliche Gesellschaft als ganzes. Ohne eine konsistente Philosophie der Wissenschaft hätten wir keine Vorstellung davon, was sich eigentlich überhaupt wissenschaftlich erforschen lässt.

Die Philosophie der Sprache formt unter anderem unser Verständnis davon, wie Sprache funktioniert und wie sie erlernt wird, wie wir sie im Alltag verwenden, was ihr eigentlicher Zweck ist, wie Sprache vom Denken beeinflusst wird und wie unser Sprachverständnis unser Denken formt, wie Menschen miteinander kommunizieren und damit, wie sich Wortbedeutungen unmissverständlich definieren und eingrenzen lassen. Das ist nicht zuletzt im politischen Diskurs wichtig, denn da sollte man doch nach Kräften vermeiden, aneinander vorbeizureden.

Die Philosophie der Ethik ist eigentlich selbsterklärend, hat aber zum Beispiel großen Einfluss auf das Konzept des Rechtsstaates. Ohne klare Definition der Ethik (also von Richtig und Falsch) nach der wir leben und damit auch des endgültigen Zweckes, auf welches unsere Rechtssprechung ausgelegt ist, wäre jedes Gesetz mehr oder minder willkürlich und es gäbe keinen Grund es in irgendeiner Form durchzusetzen oder zu befolgen. Sie befasst sich mit Prinzipien wie Verantwortung, Gerechtigkeit, Pflicht, Glück und vielem anderen. Medizinische Ethik (das was im Dienste der Wissenschaft erlaubt ist und was nicht) fällt zum Beispiel unter diese Kategorie.

Nun, das war jetzt mal eine kleine Zusammenfassung, es gibt noch wesentlich mehr Bereiche. Wirkt Philosophie immer noch als verzichtbar auf dich?


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