Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

Archiv 2 - 21.05.2006 - 25.10.2012

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Wieder einer - "Arzt tötet Frau und Sohn"

Garfield, Wednesday, 17.05.2006, 15:18 (vor 6555 Tagen) @ Jachin

Hallo Jachin!

"Oh nein, DAS war kein Affekt."

Mit solchen Aussagen wäre ich vorsichtig. Ich habe mich noch nie in einer Situation befunden, in der ich so fertig und deprimiert war, daß ich weder für mich noch für meine Angehörigen einen Ausweg sah.

Nehmen wir beispielsweise das Ehepaar Göbbels: Die haben kurz vor Kriegsende ihre Kinder und sich selbst umgebracht. Das war natürlich auch eine üble Sache, und ich denke, daß ich in dieser Situation anders gehandelt hätte.

Ich kann das aber durchaus nachvollziehen. Göbbels und seine Frau waren Fanatiker. Beide himmelten Hitler an, und der Nationalsozialismus war ihr Leben. Als nun das Ende des Nazi-Regimes definitiv gekommen war, brach für sie alles zusammen. Sie wußten, daß man sie enteignen und verhaften würde, Göbbels selbst konnte sicher davon ausgehen, zum Tode verurteilt zu werden - sie mußten sogar damit rechnen, sofort ohne langes Federlesen einfach getötet zu werden. Das Schicksal Mussolinis war ja allgemein bekannt. Sie mußten weiterhin davon ausgehen, daß man ihre Kinder - wenn sie denn das Kriegsende überlebten - in Heime stecken und umerziehen würde. Ein Leben in einer nicht-nationalsozialistischen Welt konnten sie sich weder für sich selbst noch für ihre Kinder vorstellen. Für sie war der Untergang des Nazi-Reiches gleichbedeutend mit dem Untergang der Welt. Also war der Mord an den Kindern und der Selbstmord die logische Konsequenz.

Wie das nun genau bei diesem Vater aussah, weiß ich natürlich nicht. Vielleicht befand er sich in einer ähnlichen Situation. Auffällig ist jedenfalls, daß Männer, die ihre Kinder töten, von Verwandten und Bekannten häufig als sehr fürsorgliche Väter beschrieben werden, die immer sehr an ihren Kindern hingen. Auch Frauen, die ihre Kinder getötet haben, werden manchmal so beschrieben.

Ich denke, daß Menschen, für die die Kinder der wesentlichste Lebensinhalt sind, viel stärker dazu neigen, völlig aus dem seelischen Gleichgewicht zu geraten, wenn man ihnen damit droht, ihnen die Kinder zu nehmen. Für solche Menschen bricht dann eben auch die ganze Welt zusammen, und dann sehen sie eben für sich und die Kinder keine Perspektive mehr.

Da Väter häufiger in solch eine Situation geraten als Mütter und dann auch noch davon ausgehen müssen, aufgrund ihres Geschlechts nirgendwo Hilfe zu bekommen, gibt es wohl mehr Väter als Mütter, die ihre Kinder in solchen Situationen töten.

Man kann das natürlich verurteilen - aber damit beseitigt man die Ursachen dafür nicht.

Freundliche Grüße
von Garfield


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