Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

Archiv 1 - 20.06.2001 - 20.05.2006

67114 Postings in 8047 Threads

[Homepage] - [Archiv 1] - [Archiv 2] - [Forum]

Re: Danke.

susu, Friday, 06.02.2004, 20:47 (vor 7588 Tagen) @ Sam

Als Antwort auf: Re: Danke. von Sam am 02. Februar 2004 17:06:54:

Hallo Sam

geht nicht gegen Dich persönlich: Ich denke nicht, dass es da irgendwas "richtig zu verstehen" gibt.
Zweigeschlechtlichkeit und Heterosexualität sind Voraussetzung für die Fortpflanzung praktisch sämtlicher höherer Spezies. Diese simple biologische Tatsache zu leugnen ist schlicht Unsinn. "Körper als subjektiv fühlbare Realität", "heterosexuelle Matrix" - meine Güte, das ist vielleicht was für's Kino, aber doch nicht für eine ernsthafte Diskussion.

Es gibt da durchaus etwas zu verstehen. Zweigeschlechtlichkeit ist ein auf bestimmten Ebenen durchaus angemessener Begriff. Er ist es auf anderen Ebenen nicht und er ist vor allem kein besonders ins Detail reichender Begriff. Und hier kommt die Konstruktion ins Spiel: Wissenschaft erzeugt Modelle der Realität, die auf bestimmten Skalen Voraussagen ermöglichen. Es ist falsch einem makroskopischen Begriff für "Wahr" zu erklären. Als Beispiel aus der Physik sei die Dichte genannt. Dieser Begriff hat als Voraussetzung die Homogenität von Materie. Mikroskopisch betrachtet ist Materie aber nicht Homogen, die Masse konzentriert sich vor allem auf Atomkerne und die herum relativ viel leerer Raum ist (und auch daß ist noch nicht das Detailierteste Modell). Dichte ist allerding eine hilfreiche Größe, wenn ich z.B. den Auftrieb eines Geegnstandes in einer Flüssigkeit berechenen will. Da mit einem Atommodell der Materie zu arbeiten wäre sinnlos. Kurz: Für evolutionsbiologische Betrachtungen macht das Zweigeschlechtermodell für bestimmte Spezies Sinn (für andere nicht, es gibt auch höhere Lebensformen, die mehr als 2 Geschlechter in einem komplizierteren Fortpflanzungsmodell haben). Dabei ist das evolutionsbiologische Geschlecht mit dem, welches wir kennen nicht Deckungsgleich (evolutionsbiologisch ist ein Lebewesen weiblich, wenn Mitochondriale DNA von ihm vererbt wird. Bei ca. 5% der Menschen findet sich allerdings auch Mitochondriale DNA des Vaters - evolutionsbiologisch ist er eine Frau [BTW, kann hier das Geschlecht des Vaters bei jedem Zeugungsakt unterschiedlich sein]).

Kurz: Was du hier als der Wissenschaft letzten Schluß präsentierst ist ein simplifiziertes Modell, das bestimmte Phänomene fasst, aber längst nicht alle. Geschlecht ist nicht simpel, es ist (auch auf rein biologischer Ebene) ein komplexes System. Das geht über Schulbiologie hinaus, aber wenn du dich mit Biologie weiter beschäftigst findest du detailiertere Modelle, die nicht mahr auf Zweigeschlechtlichkeit basieren. Das klingt ungewohnt und für Menschen, die sich damit nicht näher beschäftigt haben sicher blödsinnig. Das tun aber alle wissenschaftlichen Ergebnisse, die über das Allgemeinwissen hinausgehen. Quantenphysikalisch gesehen stehe ich gerade hinter dir, während du das ließt - eine Lösung der Zustandsgleichungen aller Quantenobjekte aus denen ich bestehe fällt genau so aus. Und das mitlerweile in der theoretischen Physik mit 10 bis 12 Raumzeitdimensionen gerechnet wird, von denen alle, bis auf 4 klein und zusammengerollt sind ist auch nicht einsichtiger: Wissenschaft wirkt immer wie Wahnsinn, weil ihre Grundlage darin besteht das "bekannte" anzuzweifeln. Vor Gallilei war es allgemein bekannt, daß schwere Körper schneller fallen als leichte. Das war logisch und passte zur Altagserfahrung, daß z.B. eine Feder länger bis zum Boden braucht als ein toter Fisch. Heute wissen wir: Körper fallen alle gleich schnell, weil träge Masse gleich schwerer Masse ist. Zweigeschlechtlichkeit als zur Kennzeichnung von Individuen wird uns einmal so vorkommen, wie die "Tatsache", daß die Erde eine Scheibe ist. Sie entspricht schon heute nicht mehr dem aktuellen Stand der Biologie.

susu


gesamter Thread:

 

powered by my little forum