Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Die Politik und das Leben

Nick, Saturday, 18.09.2004, 03:57 (vor 7363 Tagen) @ Max

Als Antwort auf: Re: Mal so in den Raum geworfen, was grundsätzliches halt von Max am 17. September 2004 07:49:11:

Hallo Max,

auch ich kann den Groll gegen "die" Frauen, wie er hier vielfach geäußert wird, ganz gut verstehen, teile ihn aber nicht. Ich weiß genau, daß auch du ihn in Wahrheit nicht teilst, so wenig wie wohl die meisten anderen hier. Dennoch kocht das immer wieder hoch - verständlich, wie gesagt... aber leider bringt es eben absolut gar nichts. Wenn Tran davor erstmal gewissermaßen "in Deckung" geht, kann ich das schon begreifen.

Mir scheint es in etwa analog zu sein zum Haß auf die Deutschen, wie er, sagen wir, 1950 in der Welt weit verbreitet war. Das war total verständlich - aber auch total blödsinnig, weil die Deutschen in ihrer übergroßen Mehrzahl selbst Opfer der Nazis waren. Es ist zutiefst unmenschlich, spießbürgerlich ohne Ende und zum Erbrechen selbstgerecht, wenn solche "Tätervolk-Zuschreibungen" propagiert werden, ganz besonders dann natürlich, wenn so ein niederträchtiger Unsinn heute von unseren einheimischen Tugendwächtern aus der Gutmenschindustrie rausgeeifert wird.

"68" ist übrigens (jedenfalls in Deutschland) wohl am ehesten zu verstehen als eben so eine selbstgerechte Spießerbewegung verwöhnter und unerzogener Nichtskönner gegen ihre durch unsagbares, namenloses Leid völlig demoralisierten - und dennoch bewundernswert tapferen - Eltern. Heute "regiert" dieser Pöbel bei uns! Für mich ist das einer der Schlüssel zum Verständnis auch des Gender-Irrsinns: die Väter, die Stalingrad und den anschließenden Lagern lebend in ihre total zerstörte Heimat entrinnen konnten, wurden halt zuhause vollends "massakriert", und zwar von ihren eigenen, blöden Blagen. Ein ganz eigenes Thema, im Grunde...

Nun muß man gut aufpassen, denke ich, daß man's in der gegenwärtigen Geschlechterdebatte nicht genauso spießig angehen läßt - und sei es aus mangelnder Disziplin und Denkfaulheit. Meine These lautet seit jeher: "Die Hauptopfer des Feminismus sind die Frauen. Sie wissen es nur meist noch nicht. Wir (Männer) müssen es ihnen erklären."

Das kann man natürlich mißverstehen - muß es aber nicht. Ich habe hier schon verschiedentlich gegen die unkritische Übernahme des Begriffs "Gleichberechtigung" polemisiert. Die Frage im Header des Forums ("Wieviel Gleichberechtigung verträgt das Land?") beantworte ich ganz lakonisch so: "Keine!" Menschen an sich sind niemals "gleich", sondern einmalig, unwiederholbar und ganz unterschiedlich. Das macht ja gerade ihren Wert als individuelle Personen und ihre Würde aus. Eine der tiefsten Ungleichheiten überhaupt ist die von Mann und Frau. Aus der Spannung dieser Ungleichheit hat sich die ganze Menschheitsgeschichte entwickelt. Wenn diese Spannung zerstört ist, dann ist auch die Menschheit zerstört. Unsere Geburtenrate weist darauf hin, wie konkret und handfest das zu verstehen ist.

Worum es meiner Überzeugung nach vor allem gehen muß? Um Rückeroberung dieser Differenz, dieser Andersartigkeit, dieser ausdrücklichen Ungleichheit, damit wieder Anziehung, Neugier, Ergänzung, "Heilwerden aneinander"... kurz: Liebe wachsen kann. "Feminismus" als hochneurotische Gleichmacherideologie hat v.a. die Liebe von Mann und Frau zerstört. Sie ist sogar im Begriff, auf beiden Seiten in blanken Haß umzuschlagen. Diese systematische Vernichtung der Liebe ist meine Hauptmotivation, dagegen vorzugehen.

Man wird indes nicht darum herumkommen, die Menschen immer an dem jeweiligen Bahnsteig abzuholen, an dem sie aus ihrem Zug steigen. Und sie haben nun mal meistens den ideologischen Brei im Kopf, der landauf, landab seit Jahrzehnten durch alle ihre Körperöffnungen in sie hineingepreßt wird. Die wunderlichen Denkfiguren und Vorstellungsbilder über "das Leben" und über "die Welt" können nicht im direkten Angriff überwunden werden. Da braucht es erstmal ein Innewerden bei jedem Einzelnen, daß das, was er für "ganz gewiß" hält, möglicherweise ein Riesenschmuh ist. Geduld ist also wieder mal eine Tugend. Es bringt jedenfalls nichts, außer einer zwar legitimen, aber flüchtigen persönlichen Entlastung, darüber in Rage zu geraten.

Sowieso werden wir nichts, absolut nichts gewinnen, wenn wir nicht "die Frauen" wieder zu unseren Verbündeten, unseren intimen Gefährtinnen und Vertrauten machen, wie sie es doch seit je her waren, seit Anbeginn der Zeiten. Gelingt das nicht, dann verlieren wir alle ALLES - Männer und Frauen gleichermaßen. Das können Frauen im Prinzip genauso begreifen wie Männer. Ich mache diese Erfahrung jedenfalls regelmäßig, wenn das Gespräch darauf kommt. "Feminismus" geht auf viel, viel dünnerem Eis, als es den meisten bewußt ist. Ich denke deshalb, daß der Spuk nicht mehr ein so besonders langes Leben hat.

Was danach kommt ist allerdings völlig ungewiß. "Gender" ist der gegenwärtige Kultbegriff, der den Leuten gerade massenhaft als Ring durch die Nase gezogen wird. Natürlich gibt es immer all diese aktuellen, politischen "Mainstreams", die die Menschen zu entmündigen versuchen, und es ist gut und richtig, sie auseinanderzunehmen wie man nur kann. Aber die Lösung für den Einzelnen wird nur in seiner persönlichen Lösung bestehen können, indem er/sie sich eben bewußt abkoppelt von der je aktuellen Massenhysterie. Diesen Aspekt sollte man tunlichst nicht übersehen bei der ganzen "Kämpferei", sonst rauscht das eigene Leben ungelebt an einem vorbei.

Das letzte Vatikan-Schreiben zu "Mann und Frau..." index.php?id=32296 beschreibt in meinem Verständnis im Grunde die Lösung für die Geschlechterfrage. Das wird zwar kaum einer hier so sehen wie ich (schließlich kommt es ja aus dem Vatikan), aber Anregungen in die Richtung könnten sich für den einen oder anderen vielleicht trotzdem ergeben.

Ich denke, jenseits aller politischen Fragen muß sich jeder selbst ganz persönlich und sehr sorgfältig klarmachen, was er eigentlich sucht und was er mit seinem Leben anfangen will. Denn jeder ist am Ende ganz allein dafür verantwortlich, Politik hin oder her, und das Leben ist kurz und schneller rum, als man gucken kann. Und deshalb muß sich eben jeder überlegen, wo er das finden kann, was er sucht und wo er v.a. die Menschen findet, mit denen er das tun kann, was ihm wichtig ist. Ferne und Distanz zum Zeitgeist und seinen Ideologien ist dabei sehr hilfreich. Es ist jedenfalls nicht überall alles gleich schlimm... :-)

Und - wie gesagt - die Menschen sind eben nicht gleich, sondern zuhöchst ungleich.
Es ist sehr, sehr gut, daß das so ist.
Und es ist gut, daß das auch so bleibt.

Freundlicher Gruß
vom Nick


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