Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Re: Kapitalismus würde es ohne Frauen nicht geben?

Garfield, Tuesday, 26.07.2005, 18:07 (vor 7052 Tagen) @ Jim

Als Antwort auf: Re: Kapitalismus würde es ohne Frauen nicht geben? von Jim am 25. Juli 2005 23:19:

Hallo Jim!

Sehr viele Menschen - in Deutschland wie in den besetzten Gebieten - sind den Nazis aus purem Opportunismus gefolgt. Man nahm die Nazi-Herrschaft eben als gegeben hin und versuchte, das Beste daraus zu machen. Manch einem bot sich auch unter den Nazis die Möglichkeit, irgendwelche alten Rechnungen zu begleichen.

Hitler und auch andere Nazi-Führer wie Goebbels haben von Anfang an ganz konkret darauf hingearbeitet, die Massen zu beeinflussen. Und zwar weniger durch Argumente, sondern mehr auf einer ganz primitiven, instinktiven Ebene. Hitler sagte schon in der Anfangszeit der NSDAP häufig, daß man den Menschen nur einen Führer geben müsse, und daß sie diesem Führer dann willig folgen werden.

Er übte vor dem Spiegel Posen und Gesichtsausdrücke für seine Reden, er inszenierte seine Auftritte mit Fackeln, riesigen Fahnen und ähnlichem, um so die Menschen zu beeindrucken. Das alles hielt er für wichtiger als ein Programm. Er hat sogar ganz bewußt vermieden, der NSDAP so etwas wie ein Programm zu geben. Zwar hat er ziemlich am Anfang mal ein Quasi-Programm festgelegt und auch sein Buch "Mein Kampf" geschrieben, aber später war ihm das eher unangenehm. Er durfte sich da auch gar nicht festlegen, weil er damit einen unlösbaren Widerspruch zwischen seinen Anhängern und seinen Sponsoren aus der Wirtschaft geschaffen hätte. Nur so war der Spaghat, den Massen einerseits den Kampf gegen Hochfinanz und Industrie zu versprechen, andererseits aber von Bankiers und Industriellen Geld zu erhalten, zu bewerkstelligen.

Und das hat ja dann auch ganz gut funktioniert. Hitler wurde zwar nicht demokratisch gewählt, aber wenn die NSDAP nicht die stärkste Kraft im Reichstag gewesen wäre, hätte Hindenburg sich wesentlich mehr davor gesträubt, ihn zum Reichskanzler zu ernennen.

Die Deutschen sind ihm nicht massenweise nachgelaufen, weil sie seinen Antisemitismus teilten oder weil sie wie er ebenfalls der Meinung waren, daß man Lebensraum im Osten bräuchte. Sie sind ihm nachgelaufen, weil sie sich von ihm die Lösung der wirtschaftlichen Probleme erhofften. Sie sahen, daß die etablierten Parteien versagten, und viele Menschen waren überhaupt der Meinung, daß man einen starken Führer bräuchte, um aus diesem Sumpf wieder heraus zu kommen. Hitler präsentierte sich ihnen als dieser Führer.

Wie seine persönlichen Beweggründe aussahen, spielte dabei keine Rolle. Jeder sah in ihm das, was er in ihm sehen wollte. Das, was dann später daraus wurde, hat Anfang der 1930er Jahre kaum jemand geahnt. Und wenn man es den Menschen erzählt hätte, dann hätten es viele wohl kaum für möglich gehalten.

Übrigens waren es von Anfang an ganz besonders die Frauen, die von Hitler fasziniert waren. Sie sahen ihn bei seinen Reden mit großen, glänzenden Augen an und klatschten begeistert Beifall. Der Inhalt seiner Reden war ihnen dabei wohl weniger wichtig. Sie fühlten sich von ihm angezogen, weil er sich als starker Führer, also eben als überlegenes Alpha-Männchen, präsentierte. Auch darauf hat er tatsächlich spekuliert. Schon in der Anfangszeit der NSDAP sagte er einmal, daß die führenden NSDAP-Funktionäre am besten allesamt unverheiratet bleiben sollten, denn "so kriegen wir die Weiber".

Freundliche Grüße
von Garfield



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