Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Das nenne ich eine Antwort ;-)

trisch, Wednesday, 28.11.2001, 12:36 (vor 8396 Tagen) @ Jörg

Als Antwort auf: Re: Okay, der Titel war weder prägnant noch aussagekräftig ;-) von Jörg am 27. November 2001 20:10:18:

Hallo auch nochmal ;-),

um es kurz und knapp auszudrücken: Ich persönlich bin sehr wohl für eine
Gleichwertigkeit der Geschlechter. Allerdings hat dies nicht sehr viel zu
tun mit der Form der Gleichberechtigung, wie sie heutzutage an vielen
Orten praktiziert wird (diese baut meines Erachtens unverkennbar auf der
feministischen Ideologie auf und stellt in Wahrheit eher eine Rosinen-
pickerei und institutionelle Männerbenachteiligung dar). So wird zwar auf
gleiche Rechte Wert gelegt, nicht jedoch auf gleiche Pflichten.

Für mich macht dieser Absatz den Eindruck, dass wir uns hier um Begriffe streiten. Ich hatte Gleichberechtigung so verstanden, dass es um die gesetzliche Festschreibung der gleichen Rechte für beide Geschlechter geht, bzw. um die Durchsetzung dieser Rechte vor Gesetz. Du scheinst dagegen die Umsetzung dieser Gesetze heute im Blick zu haben.

Deine Kritik an der "feministischen Ideologie" ist für mich zu einem gewisssen Grad nachzuvollziehen. - Ich merke gerade, dass das hier ein Minenfeld ist und ich mit meinen Formulierungen vorsichtig sein muss. Wenn ich schreibe, dass mir als Frau die durch den Femininismus angestoßenen gesellschaftliche Entwicklung ja Vorteile verschafft hat, höre ich schon, wie es dahingehend missverstanden wird, dass ich mich noch dafür bedanke, dass "Frau den Mann überholt" (Sinnzitat) hat. Ich befürworte aber nicht das, was hier im Forum als Auswüchse angesehen wird. Dennoch wäre ich nicht hier (da, wo ich heute im Leben stehe), wenn Frauen ihre Belange nicht kämpferisch vertreten hätten. So hätte ich ohne gesellschaftliche Entwicklung sicher als weibliches Arbeiterkind vom Land keine Chance auf höhere Bildung (alles, was über Hauptschule hinausgeht) gehabt.
Ein Beispiel: Quotierung, oder mal genauer Bevorzugung von Frauen bei Beförderungen im öffentlichen Dienst. Das ist meiner Meinung nach ein Auswuchs. Ich kann die Hintergründe verstehen, die dazu geführt haben, dieses Mittel der Frauenförderung anzuwenden, schön ist es auf gar keinen Fall. Ideal wäre es, wenn keine Regelung nötig wäre, Frauen und Männer sich ungefähr gleichzahlig bewerben würden, angenommen und befördert würden und dass das eine Selbstverständlichkeit wäre. Quotenregelung will das alles ganz schnell, ohne die Voraussetzungen (in vielen Bereichen) zu schaffen

Beispiel Bundeswehr: Wenn Frauen zur Bundeswehr gehen wollen, dann sollten
sie genauso zum Wehrdienst verpflichtet werden wie das bei Männern der Fall
ist (Alternative: Völlige Abschaffung der Wehrpflicht).

Da habe ich ja schon in der Antwort an Joachim drauf geantwortet: Abschaffung der Wehrpflicht, Berufsarmee, bei der Frauen und Männer nach dem oben gezeichneten Idealbild ihrer Qualifikation und Eignung entsprechend eingestellt werden.

Beispiel gleicher Lohn für gleiche Arbeit: Wenn Frauen soviel wie Männer
verdienen wollen (was ja im Prinzip durchaus nachvollziehbar ist), dann
sollen sie auch die gleiche Bereitschaft zeigen, falls nötig eine komplette
Familie zu ernähren (wie es viele Männer ganz selbstverständlich tun).

Mit diesem Abschnitt habe ich Schwierigkeiten, weil du individuelle Lebensentscheidungen zum gesamtgesellschaftlichen Problem erhebst. Sicher, heute ernähren mehr Männer ihre Familien als Frauen. (Meiner Wahrnehmung nach zeigen sich hier aber z.B. durch veränderte Familienstrukturen Tendenzen, die diese "Norm" aufweichen.) Aber die Entscheidungen, die in einer "Idealfamilie", Patchworkfamilie, Ein-Erwachsener-Familien (hab ich sie jetzt bis auf Einzelfälle alle ;-) ) dazu führen, sind doch so vielfältig, dass ich nicht den Frauen die Bereitschaft dazu absprechen kann. Mögliche Gründe, die ich mir Vorstellen kann, sind z.B. traditionelle Familien-, Männer- und Frauenbilder, bessere Verdienstmöglichkeiten des Mannes, bessere Ausbildung des Mannes. Der Konflikt entsteht doch nur da, wo Partner aufeinandertreffen, die unterschiedliche Konzepte verfolgen. Wenn aber ein Mann und eine Frau mit tradionellen Denkmustern aufeinandertreffen, der Mann es gar nicht anders könnte, als "das Geld ranzuschaffen", die Frau ihre Aufgabe im Leben darin sieht Kinder zu erziehen? Kann ich denen einen Vorwurf machen, nur weil das nicht mein Lebenskonzept ist?

Ebenso müßte die "Sexualmacht" der Frauen in die Debatte um die Macht-
verhältnisse zwischen den Geschlechtern einfließen. Diese wird jedocht
konsequent totgeschwiegen, obwohl viele Männer aufgrund ihrer stärker
ausgeprägten Sexualität durch Frauen manipulierbar sind.

Okay, ich kenne dich ja aus einem anderen Forum (Hm, mir fällt gerade auf, dass du das ja gar nicht erkannt haben musst, da ich dort keine Stammposterschreibberechtigung beantragt habe und deshalb schon lange nicht mehr gepostet habe. Offene Foren sind mir halt lieber ;-) ) Da die Diskussion über den stärkeren Sexualtrieb der Männer da schon zu genüge diskutiert wurde, würde ich den Punkt gerne mehr oder weniger überspringen. Ich meine, dass aus einer qualitativen Erkenntnis (Männer haben im Allgemeinen einen gleichbleibend hohen Sexualtrieb, bei Frauen ist dieser hormonellen Schwankungen unterworfen) keine quantitaive Aussage gemacht werden kann, aber ich kenne deine Gegenargumente. Können wir uns darauf einigen, dass du noch nichts gelesen hast, was dich vom Gegenteil überzeugt hat und ich noch nichts, was mich dazu bringt, dir in diesem Punkt zuzustimmen?

Meine Frage an dich nach dem Lesen des Absatzes ist auch eine etwas anders geartete: Welche Handlungskonsequenzen sollten den für wen daraus folgen, wenn eine "Manipulierbarkeit der Männer durch Frauen wegen eines (ich sag mal ;-) ) anders gearteten Sexualtriebs" in die Debatte einfließen würde? Alles, was ich mir da vorstellen könnte, ist ziemlich unappetitlich ;-) Außerdem möchte ich, dass dann die hormonell bedingte "Manipulierbarkeit der Frauen durch Männer wegen eines anders gearteten Sexualtriebs" zu gewissen Zeiten auch in die Debatte einfließt ;-), aber für diesen Spruch bekomme ich bestimmt Schläge *seufz*

Ein wenig genervt reagiere ich, wenn ich das Gefühl habe, daß mir jemand
von vornherein schlechte Absichten unterstellen will (ich weiß nicht, ob
das Deine Intention war aber so ist es jedenfalls bei mir angekommen).

Okay, war nicht meine Absicht. Ich habe dich in einem der allerersten Postings, die ich je in einem Internetforum geschrieben habe - ich denke zu Unrecht - abgekanzelt, seitdem versuche ich dieses vor mir selbst in soweit wieder gerade zu rücken, dass ich wenigstens deine Postion einer genauer Prüfung unterziehe, bevor ich versuche, Kritik zu äußern. Die Formulierung der Frage war wie gesagt etwas unglücklich. Ich hätte aber schreiben können, dass ich den Eindruck habe, dass bei aller meiner Ansicht berechtigter Kritik, die hier im Forum an den gesellschaflichen Auswüchsen auf dem Weg in eine Welt ohne Benachteilung auf der Ebene des Geschlechtes geübt wird, ein Ziel, das die Männerbewegung zusammen mit Frauen erreichen will, nicht immer mehr zu erkennen ist. Deshalb habe ich nachgefragt.

Gruß trisch


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