Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

Archiv 2 - 21.05.2006 - 25.10.2012

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Max Färberböck hat "Anonyma - Eine Frau in Berlin" verfilmt

Tigresa @, Tuesday, 21.10.2008, 15:28 (vor 6272 Tagen) @ der_quixote

Freiwild für die Russen - Opfer Frau. Täter Mann.

Die Männer haben sich vor Stalingrad vergnügt, während die Weiber leiden
mussten..

Max Färberböck hat "Anonyma - Eine Frau in Berlin" verfilmt

Berechtigte Rache?

"Das Dritte Reich zog eine lange Epoche des Schweigens hinter sich her,
und aus diesem Vakuum heraus konnten solche Stoffe nicht angefasst werden.
Sie waren im Grunde tabu", meint Filmregisseur Max Färberböck. Auch heute
noch ist es schwer, über das Leiden dieser Frauen zu sprechen, deren Männer
einen bestialischen Krieg geführt hatten - und die nun die Rache der Russen
über sich ergehen lassen mussten. Der Film zeigt, wie Anonyma nicht mehr
hilfloses Opfer sein will. Sie sucht sich einen Leitwolf, einen Major, der
sie beschützt. Es ist ihre Überlebensstrategie. Zwischen Anonyma und dem
Major entwickelt sich fast eine Art Liebesbeziehung. Was an Anonyma
erstaunt, sogar provoziert: Sie versucht, die Motive der Täter zu
verstehen.

3SAT
Kulturzeit


(Ich hab so Bilder im Hinterkopf, wo Schwärme von Weibern ihrem Führer
zujubelten, der dann später deren Männer und Söhne und Väter zum verrecken
an die Front geschickt hat...und eine frau Göbbels, welche ihre
erkleckliche Kinderschar umgebracht hat, weil sie meinte ohne den von ihr
zutiefst (beg-) ver-ehrten Führer, sei das leben der Kinder nicht mehr
lebenswert.

frank

Ich verstehe was Du meinst und kann Dir in dem Punkt vorbehaltlos zustimmen, als daß die Filmkritik auf der 3sat Seite aus dem sehr ernsten Tabuthema, daß es aufzuarbeiten gilt (vor allem in den neuen Bundesländern), wiedermal einen "böse Männer - gute Frauen" Grabenkampf macht. Leider habe ich die Befürchtung, daß auch der Film in diese Richtung eingefärbt ist.

Ich habe die originalen Tagebuchaufzeichnungen der Anonyma schon vor Jahren gelesen und habe ihre Art, sich nicht zum armen, kleinen, bemittleidenswerten Opfer degradieren zu lassen, sehr bewundert. Sie tritt dem Verbrechen an ihr und ihren Leidensgenossinnen ohne "hilfloses, nutzloses Gejammer" entgegen und versucht alles, um nur irgendwie zu überleben. Schuldzuweisungen an die Männer oder die Russen allgemein liegen ihr völlig fern. Sie bemüht sich sogar, sie besser zu verstehen, um ihre eigene Situation einschätzen zu können. So entwickelt sie eine Stärke, von der sie vorher nicht mal wußte, daß sie sie in sich trägt und schafft es, so die physischen und psychischen Qualen zu überstehen.

Ich halte es für falsch, bei dem Versuch, einen besonderen Aspekt in der Geschichte aufzuarbeiten, etwas anderes entgegenzustellen mit der Begrüngung: "Ihr wolltet es doch so/Habt es nicht anders verdient/Wart selbst nicht besser". So kann Aufarbeitung nicht funktionieren. Geschichtliche Grausamkeiten lassen sich nicht gegeneinander aufwiegen. So ist beides ein Verbrechen: der Mord einer idologisch verklären Mutter an ihren Kindern und die Massenvergewaltigungen als psychologische Kriegsführung.


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