Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Nicht gleich aber gleichwertig?

Roslin, Monday, 13.07.2009, 03:55 (vor 5613 Tagen) @ Chato
bearbeitet von Roslin, Monday, 13.07.2009, 04:05

Guten Abend, Chato.

Die Hierarchie der Geschlechter, die sich aus ihrer Andersartigkeit (die hast du hier verschiedentlich sehr schön und klar beschrieben) ganz natürlich und von selbst ergibt, ist im System von Yang und Yin enthalten: bei aller graphischen Symmetrie des Symbols bedeutet es eben keine Gleichheit, sondern polare Gegensätzlichkeit, aus deren hierarchischer Zueinanderordnung alle Phänomene dieser Welt hervorgehen. Durch das christliche Prinzip der Liebe erfährt dies eine Vertiefung dahingehend, daß das Höhere dem Niedereren dient, angefangen mit Gott, der sich hingibt in den Tod, bis hinunter zum kleinsten Wurm, die den anderen Bodenbewohnern ihre Wohnräume auflockert und sie belüftet. Usw. usf.<

Ich kann nur eine Hierarchie der Prinzipien anerkennen und würde in diesem Sinne das männliche Prinzip dem weiblichen überordnen, allerdings ausschließlich so, dass das Höhere nur dann als das Höhere gelten kann, wenn es dem Niedrigeren dient.

So verstanden, hat jedes Paar das Recht, soll ihr Zusammenleben dauern und halbwegs harmonisch verlaufen, sogar die Pflicht, seine eigene hierarchische Balance zu finden und auszupendeln als GLEICHBERECHTIGTE, ohne Bestimmung von außen, in einem Verhältnis FREIWILLIGER Zueinanderordnung, die immer eine Unter-bzw. Überordnung mal des Mannes, mal der Frau, mal in dem, mal in jenem Bereich zur Folge haben wird.
In der Regel wird der Entschiedenere, der Selbstbewusstere, der auf sanfte, liebevolle Weise Dominantere die konsensuell akzeptierte "Führung" der Gemeinschaft übernehmen, weil er der Begabtere für diese Aufgabe ist.

Das muss aber nicht in jedem Falle der Mann sein.
Es ist ja nicht immer ein Mann, der das männliche Prinzip vollkommener verkörpert als eine Frau. Es kann auch die Frau sein, die dann, ganz natürlich, die "Führung" in dieser Gemeinschaft übernimmt und es kann ein weiblicher Mann sein, der sich in Liebe hingibt, ergibt und führen lässt.

Meine Rede von der Gleichwertigkeit der Geschlechter bezog sich natürlich nicht auf ihren ökonomischen Wert, sondern auf ihre Gleichwürdigkeit vor Gott und Gleichwertigkeit = Wichtigkeit für den Bestand einer Gesellschaft und die Weitergabe des Lebens.

Dein Vorwurf, ich entindividualisierte und abstrahierte, ist natürlich richtig, nur ist das unvermeidlich.
Auch Du tust das, indem Du über die Gruppe der Frauen und die der Männer hinweg abstrahierst, und alle Frauen, ohne Ansehen der individuellen Frau, den Männern, ohne Ansehen des individuellen Mannes, unterordnest.
Du übersiehst dabei das Vorhandensein genau jener "männlichen" Frauen und "weiblichen" Männer, die es einfach tatsächlich gibt.
Darüber hinaus ist keine gesellschaftliche Ordnung vorstellbar, die auf jedes Individuum optimal abgestimmt wäre.
Jeder Ordnung eignet notwendigerweise etwas von einem Prokrustesbett, mal mehr, mal weniger.

Ich halte dafür, dass eine gesellschaftliche Ordnung, die von der Gleichwertigkeit ALLER Menschen ausgeht, die die Grundlage ihrer Gleichberechtigung ist, den individuellen Gegebenheiten sehr viel besser gerecht wird als das Postulieren einer Hierarchie zwischen den Geschlechtern, die im individuellen Falle der je einzelnen Männer und Frauen, die da zusammenleben wollen, gar nicht gegeben sein muss.

Es gibt nun einmal sehr viele "männliche" Frauen und "weibliche" Männer.
Und es wäre eine Vergewaltigung des Schöpferwillens, weiblichen Männern eine männliche Rolle zuzuweisen, die sie nicht leben wollen und männlichen Frauen eine weibliche, die sie genausowenig leben wollen.

Ich muss dem Menschen die Freiheit gönnen, seiner Natur zu folgen, die ich nicht einfach an seinen äußeren Geschlechtsmerkmalen ablesen kann, damit er sich nicht verfehlt.

Außerdem sehe ich die Post-1789'er-Welt nicht so düster wie Du und die davor liegende Ära nicht ganz so rosig wie offenbar Du das tust.
Hierarchische Ordnung erlaubt eben nur in einem sehr theoretischen Sinne den Dienst der Höheren an den Niedrigeren.
Real bedeutet sie in der Regel die Überherrschung der Niederen durch die Höheren, ihre Ausbeutung und Indienstnahme, ihre Vernutzung für die Interessen der Höheren.
Keine menschliche Ordnung ist hierarchiefrei, auch eine demokratisch - egalitäre nicht.
Gleichheit bedeutet nicht die Gleichheit im Ergebnis, nicht für mich, das wäre sozialistisch-kollektivistisch-feministisch, sondern die idealerweise gleiche Chance für jeden Einzelnen, sein angeborenes Potential, seinen Neigungen folgend, zu verwirklichen.
Die Leistungshierarchie, die sich aus dem Wettbewerb chancengleicher, gleichberechtigter Individuen ergibt, die ist wahrhaft natürlich, weil sie, idealerweise die natürlichen Begabungs - und Leistungsunterschiede widerspiegelt.
An diesem Wettbewerb teilzunehmen kann ich Frauen nicht verwehren.
Soll ich einer neuen Marie Curie das Studium der Naturwissenschaften verweigern, nur weil sie eine Frau ist?
Hierarchien, die gerade als Leistungshierarchien am ehesten den Niederen dienen, müssen darüber hinaus kontrolliert werden, um den Mißbrauch hierarchischer Positionen durch Egoismus zu minimieren.
Auch das leistet die nach 1789 sich entwickelt habende Demokratie unter den Gegebenheiten einer modernen Massengesellschaft gerechter und effektiver als jedes andere mir vorstellbare Modell öffentlicher Verwaltung und Hierarchiebildung im poltisch - gesellschaftlichen Bereich.


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