Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Männer und Frauen...

Charlotte, Friday, 03.08.2001, 00:23 (vor 8678 Tagen)

Hallo ihr Männer hier,

ich habe mich mal durch euer Forum gelesen, und zuerst wollte ich mich gar nicht auf eine Antwort einlassen. Aber nun möchte ich euch doch meinen Standpunkt darlegen.
Ehrlich gesagt wusste ich nicht, nachdem ich das alles gelesen hatte, ob ich lachen oder weinen soll; denn der Ton hier ist zum Teil schon echt grenzwertig.
Ich selbst würde mich als eine emanzipierte Frau beschreiben, die keine Feministin ist, sondern Antisexistin. Ich möchte gleichberechtigt sein, aber nicht überberechtigt. Soviel mal vorne weg.

Die Frauenfeindlichkeit hier finde ich ganz enorm groß. Ihr macht Frauen dafür verantwortlich, dass ihr beim Scheidungsrecht Nachteile habt und dass Frauen nicht zur Bundeswehr müssen, sondern dürfen, dass es die Frauenquote gibt etc. pp. Was soll das bitte? Wir Frauen haben die Gesetze, die euch augenscheinlich diskriminieren, nicht gemacht. Frauen haben sich gerade erst das Recht erstritten, überhaupt in allen Bundeswehreinheiten dienen zu DÜRFEN. Und trotz der Frauenquote sind hohe und verantwortungsvolle Posten immer noch hauptsächlich von Männern besetzt.
Zum Scheidungsrecht möchte ich auch noch was sagen. Ihr beklagt euch, dass meistens Frauen das Sorgerecht für die Kinder erhalten. Vielleich wisst ihr ja, dass gerade mal 2% der Männer den Erziehungsurlaub nehmen, also dass in den ersten Lebensjahren des Kindes sich hauptsächlich die Mütter um das Kleine kümmern, dass viele ihren Job ganz aufgeben oder danach Teilzeitjobs nehmen, um nicht das Gefühl zu haben, ihre Kinder zu vernachlässigen. Und da wundert ihr euch, dass meistens den Müttern das Sorgerecht zugesprochen wird? Also, mich wundert das nicht.
Was die Gewalt angeht, Gewalt ist immer schlecht, ob sie nun von Männern oder von Frauen ausgeht. Ich denke mal, dass die Gewalt von Frauen oft wesentlich subtiler ist als die von Männern, vor allem auch auf der psychischen Schiene. Frauen sind wahrhaftig keine Engel, Gott behüte. Tatsache ist aber auch, dass, wenn es um physische Gewalt geht, die Männer schon allein aufgrund ihrer größeren Stärke im "Vorteil" sind, wenn man das so sagen kann. Ich kenne einige Frauen, die wirklich sichtbar verprügelt wurden, aber keinen einzigen Mann. Ich will damit NICHT sagen, dass es keine körperliche Gewalt gegen Männer gibt; aber man muss das im Verhältnis sehen.
Dann wurde hier auch noch Vergewaltigung angesprochen. Da sehe ich das ähnlich wie mit der "normalen" Gewalt. Schon mal allein aufgrund der Anatomie dürfte es einer Frau wesentlich schwerer fallen, einen Mann zu vergewaltigen als umgekehrt. Ich denke, dass Frauen auch hier subtiler vorgehen, jemanden reizen, dann wieder wegstoßen,... Ja auch das ist grausam, aber ich finde, es ist kein Vergleich dazu, wenn jemand gewaltsam in dich eindringt, dich festhält und du keine Möglichkeit hast, dich zu wehren, und danach musst du erst mal mit der Angst fertig werden, dass er dich vielleicht geschwängert oder mit irgendeiner Krankheit infiziert hat. Es werden nun mal auf dieser Welt mehr Frauen als Männer vergewaltigt, das ist eine Tatsache. Und deswegen finde ich Frauenparkplätze und Frauentaxis gar keine so blöde Idee.

Ich möchte nicht, dass ihr denkt, ich würde Gewalt gegen Männer und Ungerechtigkeiten an ihnen verleugnen. Das ist ganz und gar nicht meine Absicht. Aber ihr sucht hier Fälle zusammen, in denen Männer über den Tisch gezogen werden oder in denen ihnen Gewalt angetan wird und scheint dabei aus den Augen zu verlieren, dass es eben auch vielen Frauen so geht. Und unser Staat wird als männerverachtend bezeichnet... Ich finde, das trifft nicht zu. Sehen wir mal vom Scheidungsrecht und dem Wehrdienst ab, dann finde ich immer noch, dass es Männer oft wesentlich einfacher haben als Männer. Und Frauen schwerer als Männer. Ich habe eine Freundin, die hat angefangen, Maschinenbau zu studieren; außer ihr sind fast nur Männer in ihrem Jahrgang. Sie wurde dann gleich mal gefragt, warum sie das studiert, ob sie denn jemanden sucht, der sie mal "so richtig durchfickt". Das waren die Worte. Und sowas passiert ihr immer wieder. Aber sie hat mir gesagt, sie würde sich davon nicht abschrecken lassen, sondern es denen zeigen, jetzt erst recht. Un diese Einstellung finde ich sehr gut. Wenn einem was nicht passt, dann soll man dagegen ankämpfen, und nicht rumjammern und anderen die Schuld geben.

Ich hoffe, ihr seid nicht böse weil das hier jetzt etwas lang war, und ich habe das auch nicht geschrieben, um irgendjemanden persönlich anzugreifen. Aber hier wird dermaßen polarisiert, dass ich mich schon frage, was für ein Verhältnis ihr zu Frauen habt.

Grüße,

Charlotte, die die Männer mag, sich mit den meisten sogar ganz gut versteht aber trotzdem emanzipiert und stolz darauf ist.


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