Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Re: Männer und Frauen...

Arne Hoffmann, Saturday, 04.08.2001, 16:37 (vor 8679 Tagen) @ BartS

Als Antwort auf: Re: Männer und Frauen... von BartS am 04. August 2001 12:36:35:

Howdy, Bart!

Es wäre sehr interessant rauszufinden, worin die Gründe liegen, daß so wenige einen solchen akademischen Weg als erstebenswert sehen. Schließlich wollen immerhin schonmal 20% sowas machen, aber ganz wenige schaffen es auch.

Naja, wenn ich die angeführte Statistik nicht völlig fehldeute, scheint es so gut wie jede Studentin zu schaffen, die es auch wirklich vorhat. (Ich habe mal ein Interview mit der Frauenbeauftragten unseres Fachbereichs geführt, sehr nette Frau übrigens, war auch mal mit ihr essen ... hrmthm, jedenfalls hielt sie die plakative Behauptung, Männer würden allein aufgrund ihres Geschlechtes die Frauen im akademischen Bereich ausbremsen, für völlig überzogen.)

Meine hier noch eher spärlichen Unterlagen nennen bei Studentinnen folgende Hindernisgründe für eine wissenschaftliche Laufbahn:

- die Furcht vor "abstrakten Themen", denen 54 Prozent der befragten Frauen wenig abgewinnen konnten;
- vorzeitiger Studienabbruch: bei einem Viertel der Abbrecherinnen geschieht dies aus "familiären Gründen";
- Professoren sind gehalten, in den ersten Jahren ihrer Laufbahn bedeutende Publikationen zu veröffentlichen, wenn sie den Rest ihrer Karriere nicht in den Wind schießen wollen. Dieser Countdown tickt exakt in demselben Zeitraum wie die "biologische Uhr" der Frauen. Nachwuchs und Professorenstelle sind für eine Frau schwer unter einen Hut zu bringen – zumal Universitäten öffentliche Einrichtungen und daher im Gegensatz zu privaten Arbeitgebern zu starr sind, um speziell auf Mütter zugeschnittene Unterstützungsmaßnahmen anzubieten.

Also prinzipiell scheint es der alte Konflikt zwischen 70-Stunden-Woche und Familie zu sein.

Was in meinen Augen von beiden Seiten getragen wird. Allerdings ist das der Stand der alten Bundesrepublik, in den neuen Ländern hat man viel weniger Probleme, daß die Frau der Hauptverdiener ist, weil in der DDR die Frau voll in der Arbeitswelt eingebunden war, und nicht nur als Halbtagsstelle.

Ja, wenn das alles so stimmt (was ich als Wessi nicht beurteilen kann), dann wäre das natürlich optimal.

Gerade so ein Satz verwundert mich. Wodurch wird diese Rollenverteilung verhindert? Mir fällt dazu nur die fehlenden Kinderbetreungsstätten ein, wo es den Eltern ermöglicht würde, daß beide Vollzeit arbeiten könnten.

Zum Beispiel. Wobei Esthar Vilar und Oskar Lafontaine ja das Modell vorschlagen, dass beide Partner vielleicht sechs Stunden täglich im Beruf stehen und das mit der Kinderbetreuung irgendwie arrangieren könnten. Nein, was ich meinte, ist, dass es gesellschaftlich schwer durchzusetzen ist, dass der Mann sich um die Familie kümmert und die Frau das Geld ranschafft. Wer das als Mann täte, würde nicht nur im sozialen Umfeld diffamiert und angegriffen werden (womit sich leben ließe); er hätte wohl auch große Probleme, erotisch reizvoll auf Frauen zu wirken und eine Partnerin zu finden, die das auf Dauer mitmacht. Das in den Siebzigern propagierte Rollenmodell des "Hausmannes" ist ja gerade bei den Frauen fulminant gescheitert. Als erotisch attraktiv scheint weit überwiegend der Mann als Versorger, als erfolgreicher Familienernährer zu gelten.


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