Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

Archiv 1 - 20.06.2001 - 20.05.2006

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soviel zum angeblichen "gebärstreik", den....

goprojekt, Wednesday, 29.08.2001, 16:58 (vor 8487 Tagen) @ Joachim

Als Antwort auf: Babywunsch: 24% der Frauen würden absichtlich von Joachim am 29. August 2001 10:08:52:

frau schwarzer unter den deutschen frauen angesichts des demografischen desasters ausgemacht haben will. aber vielleicht auch ist die heimtücke das ergebnis einer entwicklung, die ich anfang des jahres in einem forum von DIE ZEIT diskutiert habe, in der es ebenfalls um demografische entwicklungen oder feministischer "gebärstreik" ging. so unterschiedlich kann die sicht auf die dinge sein ;-)) hier der beitrag:

Natürlich sind Kinder heute ein ökonomisches Risiko und waren es vermutlich immer. Und natürlich ist es ungerecht, daß ich als Vater Vermögenswerte kinderloser Paare mitfinanziere. Und doch ist die finanzielle Seite nur ein Aspekt und vermutlich der geringere. Die aktuelle Situation ist ja kein Ergebnis der letzten paar Jahre. Es ist auch kein Resultat allein verfehlter Familienpolitik. Möglicherweise aber Resultat einer im nachhinein sehr erfolgreichen Politik, die vor mehr als dreißig Jahren begann und deren gesellschaftliche Wirklichkeit wir heute überall spüren. Einer Politik, die erfolgreicher war, als sie selbst von sich zunächst angenommen hat und immer noch annimmt.

Und nun werde ich political incorrect. Und muß es werden. Vielleicht müssen wir nach dem Erfolg der Emanzipation fragen, die zunächst eine Emanzipation „wovon“ war und immer noch ist. Der Emanzipation geht es damit wie der Freiheit, die als Freiheit „wovon“ nicht die Hälfte wert ist, wenn nicht auch das „wozu“ hinzukommt. Freiheit „wovon“ bezeichnet entweder die Unfreiheit anderer oder neue Unfreiheit der Befreiten von etwas anderem. Die Emanzipation hat das „wozu“ nicht (noch nicht) erreicht. Deswegen mußte sie und muß offenbar noch immer, die große Mehrheit denunzieren. Männer sowieso, aber auch eine große Anzahl von Geschlechtsgenossinen, denen nicht die Freiheit der Entscheidung zur Mutter und zum Haushaltsvorstand zugestanden wird. Eine radikale Minderheit (schön, daß wir uns wieder an diesen Terminus aus den sechzigern erinnern) beherrscht die Diskussionen und besetzt die Themen. Väter kommen darin schon gar nicht vor. Und wenn, dann denunziatorisch einzig als Täter gegen Frau und Kind. Schließlich kommen Männer schon mit der „Tatwaffe“, dem „Tatwerkzeug“ auf die Welt. Aber auch Mütter haben in diesem Weltbild keinen Platz. Sie sind primär Hausmütter und unterliegen damit dem pauschalen Verdacht, unemanzipiert zu sein und sich praktisch mit dem „Hauptgegner“ gemein gemacht zu haben. Sozusagen ausgesprochen-unausgesprochen gegen das Fraternisierungsverbot verstoßen zu haben.

Die Familienrechtsreform von 1977 ist einer der Meilensteine für die heutige Situation. So notwendig sie in bestimmten Punkten gewesen ist, so verheerend ist sie bis heute in bezug auf die Einschätzung dessen, was ein Kind ist. Diese Reform degradierte und tut es noch Kinder zu Besitzstandstamagotshis. Ja, sie lesen richtig: Besitzstandstamagotshis. Es ist ein Grauen. Dieses Grauen beschreibt Harald Schütz, Richter am OLG Bamberg, wie folgt:

"In unserem Rechtsstaat kann es Menschen, weit überwiegend Vätern, widerfahren, daß gegen ihren Willen und ohne ihnen anzurechnendes schuldhaftes Verhalten ihre Ehen geschieden, ihnen ihre Kinder entzogen, der Umgang mit diesen ausgeschlossen, der Vorwurf, ihre Kinder sexuell mißbraucht zu haben erhoben und durch Gerichtsentscheid bestätigt und sie zudem durch Unterhaltszahlungen auf den Mindestselbstbehalt herabgesetzt werden. Die Dimension solchen staatlich verordneten Leides erreicht tragisches Ausmaß und sollte seinen Platz auf der Bühne, nicht in unserer Rechtswirklichkeit haben."

Die erneute Reform, die das gemeinsame Sorgerecht zum Regelfall macht, wird in der Praxis schlicht nicht umgesetzt. Hunderttausende von Vätern stehen diesem Problem gegenüber. Was werden diese Väter in Zukunft tun? Weitere Kinder großziehen? Etwa nicht mit ihren Altersgenossen und Geschlechtsgenossen darüber diskutieren? Wohl kaum. Eine neue Stufe im Wettbewerb um die kinderlose weil auch vaterlose Gesellschaft hat Frau Bergmann erreicht. Das neue Gewaltschutzgesetz. Unabhängig davon, daß es schon jetzt eine Diskrimminierung darstellt, wird es zu weiteren Denunziationen und damit auch wieder zum Mißbrauch wie dem des Familienrechtes mit noch dramatischeren Auswirkungen kommen.

Die materielle Seite ist der eine Aspekt der kinderlosen Gesellschaft. Der einfachere. Die anderen Aspekte wiegen schwerer.

Vielleicht haben viele Männer, Väter, Frauen und Mütter schlicht die Schnauze davon voll, sich ständig diskriminieren oder denunzieren zu lassen. Was auch soll die Mutter mit dem Sohn tun, wenn sie doch praktisch mitschuldig daran ist, einen potentiellen Täter in die Welt gebracht zu haben. Was die Schwester mit dem Bruder? Was wird der Vater dem Sohn raten? Der Bruder dem Bruder? Dieses Mal lügt die Statistik nicht. Ihr Goprojekt


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