Re: Maskulismus im Kontext einer neokonservativen Kulturrevolution
Als Antwort auf: Maskulismus im Kontext einer neokonservativen Kulturrevolution von Ridcully am 06. September 2005 15:40:
Lieber Ridcully
Was bedeutet das für den Maskulismus? Der Feminismus ist zentraler Bestandteil, der gängigen pc-Ideologie, die Erlösung durch"Emanzipation" verheisst. Der Meinungsmarkt ist aber nicht völlig einseitig geprägt. Es gibt durchaus ein Potential für eine konservative Reaktion, die aber nicht unbeding rückwärtsgewandt sein muß, sondern eine Wiederbelebung alter Werte oder aber auch eine Synthese aus alten und neuen Werten sein kann.
Was heist konservativ? Das Wort stammt vom lateinischen "conservare" ab, was soviel wie "bewahren" heißt. Konservativ ist ein bewahren des Ist-Zustandes. Eine Widerbelebung alter Werte wäre restaurativ und neue Werte wären progressiv. Das eine Synthese aus einem Schritt nach vorn und einem zurück Stillstand, also Konservation ist, stimmt im Bild, nicht in der Analogie.
BTW, political corectness ist mitlerweile ein Begriff der nur noch dazu gebraucht wird, jeglichen Unmut über Aussagen, die gezielt gesellschaftliche Gruppen angreifen als ideologisch zu brandmarken. Längst schon ist der Konsens der als PC bezeichnet wurde nicht mehr existent und insofern gilt das, was du über die Werte schriebst, die "dermaßen relativiert, verspottet und zersetzt [sind], dass es nicht einmal mehr reizvoll scheint sie zu kritisieren" erst Recht für PC.
Es gilt dies riesige Potential des Unbehagens anzuzapfen, indem man die Fragestellung des Maskulismus nicht isoliert behandelt, sondern im Kontext einer allgemeinen Werte und Sinndiskussion. Der Maskulismus allein kann als randständige Idiotenbewegung abgetan werden. Der Ruf nach Werten, nach verbindlichen Rollenmustern für Männer und Frauen und nach einer gesunden Gesellschafft, die tragfähige Modelle hat, wie man Kinder erzieht, kann es nicht.
Dieses Unbehagen ist das Unbehagen darüber selbst verantwortlich zu sein für das eigene Leben. Man könnte es Faulheit nennen. Faulheit zu denken und zu handeln. Angst vor dem eigenen Menschsein. Oder wie Kant es formulierte:
"Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit. Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Selbstverschuldet ist diese Unmündigkeit, wenn die Ursache derselben nicht am Mangel des Verstandes, sondern der Entschließung und des Mutes liegt, sich seiner ohne Leitung eines anderen zu bedienen."
Und daher sage ich "der Ruf nach Werten, nach verbindlichen Rollenmustern für Männer und Frauen" ist der Ruf nach Unmündigkeit, nach dem Abtreten jeglicher Verantwortung. Es ist der Ruf nach Unfreiheit, der Ruf nach Untertänigkeit und Unterordnung. Es ist der Ruf der Feigheit, der sich noch als Mut versteht. Und jenen Ruf nach dem Heldentum der Herde, dem Mitläufertum, dem Verzicht auf die Wahl des eigenen Lebenswegs willst du nicht als das beziechnet wissen, was er ist: Eine Idiotenbewegung?
Gucke ich in den Text "Was die Männerbewegung will", der im Forenheader verlinkt ist finde ich da Forderungen wie:
- Der Druck der männlichen Geschlechterrolle muss abgebaut werden. (Farrell)
- Abgegriffene Klischees über Männer und Frauen sollten endlich der Vergangenheit angehören. (Young)
-Das Bild vom Mann als Geldverdiener für die Familie ist überholt. (ibid)
Dann habe ich hier ein für die deutsche Männerbewegung wichtiges Buch liegen, dessen Untertitel "Plädoyer für einen selbstbewusten Mann" heißt.
Den Ruf, den du hörst habe ich ebenfalls vernommen. Ich halte ihn nur für mit den Zielen der Männerbewegung unvereinbar.
Vernetzen wir, was zusammengehört!
Dann vernetzen wir doch mal. Vernetzen wir doch mal das traditionelle Männerbild a la Kirchhoff mit der Forderung Männern die Möglichkeit zu geben, stärker in der Familie zu wirken.
Überalterung der Gesellschafft, Rentendebatte? Bitte sehr: Das ist die Rechnung, die Folgekosten, auch des feministischen Emanzipationswahns.
Kinderlosigkeit? Kein Wunder, wenn sich Frauen wie Männer als Gegner betrachten, die auf Kosten des anderen mölichst viel Power, Geld und Glück aus jeder Beziehung herausziehen müssen!
Wer Beziehungen für Null-Summenspiele hält, muß ein sehr trauriger Mensch sein. Eine Beziehung die dauerhaft halten soll gibt allen Beteiligten möglichst viel Glück. Das die Leute hier stolz darauf sind auch noch das größte Unglück für alle beteiligten hinzunehmen ist ein mißlicher Zustand. BTW: Verbindliche Rollen für Männer und Frauen führt zu Beziehungen in denen beide Partner unglaublich viel Macht über den jeweils anderen haben. Es ensteht eine wechselseitige Abhängigkeit. Und das ist keine Liebe.
Orientierungslosigkeit, Drogenprobleme? Kein Wunder, wenn man Jungen und jungen Männern die Möglichkeit einer positiven Identifikation mit der Rolle Mann verwehrt.
Was ist die Rolle Mann? Und schonmal darüber nachgedacht, wie viele an den Anforderungen des traditionellen Männerbildes zerbrochen sind? Wie viele sich auf den Schlachtfeldern des 1. Weltkriegs das Leben nahmen? Wie viele Alkoholiker die 50er produzierten? Warum sind mehr "echte Kerle" in Vietnam an die Nadel gekommen als Zeitgleich, die "verweiblichen" Birkenstocksträger mit den langen Haaren? Und warum sind die Drogen Nummer 1 ausgerechnet Steroide? Warum nimmt jemand Drogen? Um sich von den eigenen Empfindungen zu distanzieren. Das ganze limbische System auf Standby zu schalten. Da zieht der Manager halt die Line, um den 14 Stunden Tag durchzustehen, weil das halt der Preis ist, wenn man global dabei sein will.
susu
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Ridcully,
06.09.2005, 18:40
- Re: Maskulismus im Kontext einer neokonservativen Kulturrevolution -
Lucius I. Brutus,
06.09.2005, 21:00
- Re: Maskulismus im Kontext einer neokonservativen Kulturrevolution - Ridcully, 08.09.2005, 02:05
- Re: Maskulismus im Kontext einer neokonservativen Kulturrevolution -
susu,
06.09.2005, 23:41
- Re: Maskulismus im Kontext einer neokonservativen Kulturrevolution -
Odin,
07.09.2005, 02:26
- Re: Maskulismus im Kontext einer neokonservativen Kulturrevolution -
Wodan,
07.09.2005, 12:49
- Re: Maskulismus im Kontext einer neokonservativen Kulturrevolution -
Odin,
09.09.2005, 03:46
- Re: Maskulismus im Kontext einer neokonservativen Kulturrevolution -
Lucius I. Brutus,
09.09.2005, 04:00
- Re: Maskulismus im Kontext einer neokonservativen Kulturrevolution - Odin, 09.09.2005, 12:26
- Re: Maskulismus im Kontext einer neokonservativen Kulturrevolution -
Lucius I. Brutus,
09.09.2005, 04:00
- Re: Maskulismus im Kontext einer neokonservativen Kulturrevolution -
Odin,
09.09.2005, 03:46
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Wodan,
07.09.2005, 12:49
- Ruf nach Werten = Angst vor dem Menschwerden -
SiliKat,
07.09.2005, 04:02
- Re: Ruf nach Werten = Angst vor dem Menschwerden -
Wodan,
07.09.2005, 12:42
- Re: Ruf nach Werten = Angst vor dem Menschwerden -
SiliKat,
08.09.2005, 02:56
- Re: Ruf nach Werten = Angst vor dem Menschwerden - Wodan, 09.09.2005, 23:35
- Re: Ruf nach Werten = Angst vor dem Menschwerden -
SiliKat,
08.09.2005, 02:56
- Re: Ruf nach Werten = Angst vor dem Menschwerden -
Nikos,
07.09.2005, 17:13
- Re: Ruf nach Werten = Angst vor dem Menschwerden - Jolanda, 07.09.2005, 22:41
- Re: Ruf nach Werten = Angst vor dem Menschwerden -
Wodan,
07.09.2005, 12:42
- Re: Maskulismus im Kontext einer neokonservativen Kulturrevolution -
Lucius I. Brutus,
07.09.2005, 15:45
- .. ach noch was susu - Lucius I. Brutus, 07.09.2005, 22:05
- Re: Maskulismus im Kontext einer neokonservativen Kulturrevolution -
susu,
08.09.2005, 00:31
- Re: Maskulismus im Kontext einer neokonservativen Kulturrevolution -
Lucius I. Brutus,
08.09.2005, 04:04
- Re: Maskulismus im Kontext einer neokonservativen Kulturrevolution - Ridcully, 08.09.2005, 17:03
- Re: Rollenbilder - Andreas (d.a.), 08.09.2005, 12:25
- Re: Maskulismus im Kontext einer neokonservativen Kulturrevolution -
Lucius I. Brutus,
08.09.2005, 04:04
- Re: Maskulismus im Kontext einer neokonservativen Kulturrevolution - Ridcully, 08.09.2005, 02:45
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Odin,
07.09.2005, 02:26
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scipio africanus,
07.09.2005, 15:04
- Re: Maskulismus im Kontext einer neokonservativen Kulturrevolution - SiliKat, 08.09.2005, 04:03
- Re: Maskulismus im Kontext einer neokonservativen Kulturrevolution - Odin, 10.09.2005, 03:27
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Lucius I. Brutus,
06.09.2005, 21:00