Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

Archiv 1 - 20.06.2001 - 20.05.2006

67114 Postings in 8047 Threads

[Homepage] - [Archiv 1] - [Archiv 2] - [Forum]

Re: Manpower contra Frauenpower

Ekki, Thursday, 17.11.2005, 17:32 (vor 6937 Tagen) @ Conny

Als Antwort auf: Re: Manpower contra Frauenpower von Conny am 17. November 2005 14:11:

Hallo Conny,

Hallo Conny,

hallo Ekki,
Wieso ist es unsereinem so unglaublich einfach gemacht worden, ledig und kinderlos zu bleiben?
ledig bleiben ist tatsächlich kein problem hier. man kann auch ledig sein und eine familie haben. kinderlos zu bleiben gelingt einem dagegen nur, wenn man nie an eine freundin mit großem kinderwunsch hat.

Ich seh' das eher so: Man muß überhaupt erstmal eine Frau finden, die die Freundin von einem sein will. Man(n) glaubt ja gar nicht, wie leer man(n) dabei ausgehen kann.

komisch, daß ich in diesem punkt immer wieder fündig wurde. ich habe das allerdings dann zu einem projekt erhoben und geschleimt wo es ging.

Schleimen allerdings ist mir in jedem Lebensbereich wesensfremd.

das ging zuletzt immer im netz ab, da man nirgendswo sonst so schnell an sovielen frauen vorbei kommt. das aussehen war mir ehrlich gesagt zweitrangig ...

Erstaunlich. Also, ganz vom Aussehen absehen könnt' ich nicht.

und verliebt war ich so richtig nie. ich hatte dann nur von zeit zu zeit das glück, auch körperliche nähe zu einem anderen menschen zu spüren und stundenweise einfach auch nicht alleine zu sein. das war alles ein ex und hop, wie es einfach zur gesellschaftlichen lage paßt.

Glückwunsch!

ich denke mal, daß ich 14 tage bräuchte um zumindest eine fürs bett zu haben. aber ich habe keine böcker mehr und das risiko an eine falsche geraten ist zu hoch (wer weiß, was der nächsten noch für eine gemeinheit einfällt).

Eine berechtigte Vorsicht!

was kinder angeht ist frauensache und der mann muß damit leben (man könnte sagen, daß der mann in dem punkt von der frau gelebt wird), ob er will oder nicht.

Das ist anderswo (außerhalb von Deutschland) auch nicht anders, und deshalb lautet für mich die entscheidende Frage:
Gibt es überhaupt Männer, die, bevor sie Vater wurden, diesen Schritt in allen seinen Aspekten realistisch bedacht haben?

in anderen ländern habe ich als mann noch ein druckmittel: das sind die finanzen. ich kann also noch ein wenig einfluß darauf nehmen, ob mich eine umerziehen will oder nicht. oft geschieht das aus männlicher sich auch noch auf freiwilliger basis.
die männer, die bewußt vater werden wollen haben sicher scheuklappen auf und sind noch blind vor liebe zur frau. anders kann ich mir das nicht erklären, daß ein mann bewußt vater werden will.

Glaub' ich auch. Nur - was bedeutet das für die psychische Entwicklung der Kinder, wenn früher oder später auf die ein oder andere Weise offensichtlich wird, daß der Vater mit seiner Rolle überfordert ist?!

ohne familie wird man allerdings im vortschreitenden alter auch in deutschland schief angesehen. wenn man noch dazu sagt, daß man nicht mal auf der suche nach einer frau ist bekommt man ein strinrunzeln zu sehen und wird vielleicht noch gefragt, ob man schwul sei. wenn man dazu nein sagt, endet die diskussion. was die dann wohl für ein kopfkino haben?

Toll, nicht wahr?!
Mir gehen folgende Dinge nicht aus dem Kopf:
Obwohl ständig davon geredet wird, wie wichtig Familie sei, will sich anscheinend niemand, aber auch wirklich niemand Gedanken machen, ob und wie man den Menschen helfen kann, die unfreiwillig allein sind.

ich denke mal, daß in diesem punkt einfach ein altes gesetz von der kuppelei noch in den köpfen umher schwirrt. irgendwie ist das gegen die moral. des weiteren ist das ja auch ein geschäft der eheanbahnungsinstitute usw. denen kann auch niemand so einfach das geschäft platt machen.

Letzteres ist allerdings wahr!

Was die Kuppelei betrifft:

Du kannst durchaus Leute finden, die bereit sind, sich für Dich ohne finanzielle Gegenleistung nach Heiratskandidatinnen umzusehen. Dann muß Du allerdings wissen, daß Du im Erfolgsfalle (sinngemäß, wenn auch nicht sprachlich, vielleicht besser: in der Erfolgs-Falle) in einer monogamen Ehe landest - mit allem, was dazugehört.

Am erstaunlichsten ist - wenigstens auf den ersten Blick - die Tatsache, daß dieses intensive Beschweigen sich auch auf die Kirchen erstreckt.

also bitte, wie kann DIE moralanstalt schlechthinn zwei menschen unterschiedlichen geschlechts in aktiver rolle zusammen bringen?

Hoffentlich nimmt der Geburtenrückgang apokalyptische Ausmaße an - dann wird vielleicht doch eines Tages eine Diskussion über die ungeheuerliche Doppelbödigkeit ausbrechen, die Du oben richtig diagnostiziert hast.

ich weiß, daß zumindest früher der spieß (hoffentlich habe ich das richtig geschrieben) dafür sorgen mußte, daß die soldaten seiner kompanie auch frauen hatten.

Und in Japan versteht es sich von selbst, daß unverheiratete Mitarbeiter firmenintern unter die Haube gebracht werden.

Allerdings dürfte für die so zustande gekommenen Ehen das gleiche gelten wie für alle anderen Ehen: Grauer Alltag und sonst nichts.

Bei der katholischen Kirche kann ich das noch einigermaßen verstehen - es gibt, gelinde gesagt, überhaupt nichts Verkorksteres auf der Welt als die 'Seid-fruchtbar-und-mehret-Euch'-Kirche der freiwilligen Zwangs-Zölibatäre.[/b]

die zwangs-zölibatäre sehen sich ja als hirten, die die schäfchen bewachen. wenn diese mit dem eigenen nachwuchs beschäftigt sind, können sie ihre schäfchen doch nicht mehr so bewacheen.

Wenn eines Tages die Erkenntnis sich durchsetzt, daß das Treiben der katholischen Kirche auf diesem Gebiet völlig unhaltbar ist, dann wird es zu gesellschaftlichen Umwälzungen kommen, im Vergleich zu denen selbst solche Meilensteine wie die Französische Revolution oder 1989 ein laues Lüftchen waren.

Wieso allerdings die evangelische Kirche, bei deren Entstehung auch die Gegnerschaft gegen den Zwangszölibat eine Rolle gespielt hat, so beredt schweigt, erschließt sich mir nicht - obwohl ich selbst evangelisch bin und als Posaunenchorbläser viele Jahre lang in dieser Kirche aktiv war.

ich kann als problem nur die moral erkennen. bis wann war eigentlich die kuppelei ein straftatbestand? das ist doch noch nicht so lange her.

Zur Kuppelei s. oben!

Dabei ist es ein furchtbares Elend, unfreiwillig allein zu bleiben, erleben zu müssen, wie das eigene Bedürfnis, Liebe zu geben und zu empfangen, auf keinerlei Echo stößt.

solche männer habe ich im netz jetzt auch schon kennengelernt. die können es nicht verstehen, daß ich in mehr als einem chat immer wieder als Zeugungsstreiker auftrete. das, was ich dort öffentlich schreibe sorgt auch binnen kurzer zeit immer wieder zu einem öffentlichen redeverbot oder sogar aussperren aus dem chatroom für eine gewisse zeit. auffallen tu ich dort jedenfalls ohne ende.

Hier komme ich gedanklich nicht mehr mit. Männer, die sich nach Liebe sehnen, ächten Dich, weil Du Zeugungsstreiker bist? Soweit ich weiß, trennen Männer Liebe, Sex und Fortpflanzung problemlos und sehr bewußt.[/i]

In früheren Jahrhunderten haben die Kirchen auch zu vielem anderen Elend geschwiegen bzw. es sogar noch gefördert.
In dieser Hinsicht haben sie allerdings dazugelernt:
Materielle Not - besser gesagt: deren Überwindung - hat heute in beiden christlichen Kirchen eine echte Lobby, vor denjenigen, die im Bereich der Entwicklungshilfe im weitesten Sinne weltweit tätig sind, habe ich großen Respekt.

na ja, das, was die machen ist die existenziellen grundbedürfnisse stillen, so daß der mensch dahin vegetieren kann. lebenswert wird es dadurch nicht automatisch. zum leben gehört einfach mehr als essen, trinken usw. daß sex auch ein grundbedürfnis eines erwachsenen menschen ist, leugnet die kirche. was die liebe angeht ... das wird schwieriger. wenn man "Der dressierte Mann" ließt, und die definition von Esther Vilar ließt, dann gibts die liebe unter erwachsenen überhaupt nicht.
diesen psychotischen zustand des verliebtseins klammert sie ganz aus.

Wen meinst Du im letzten Satz mit "sie"? Ester Vilar?

Und gerade deshalb ist es seltsam, daß die Kirchen, die bei der Bekämpfung der Not in fernsten Ländern an vorderster Front aktiv sind, zu dem massenhaften emotionalen Elend vor ihrer Haustür und in ihren eigenen Reihen, das in der unfreiwilligen Einsamkeit so vieler Menschen besteht, schlicht und ergreifend nichts, nichts und wieder nichts[/u] zu sagen haben.

das paßt aber nicht nur zur kirche. ich denke mal, daß das menschlich ist, das elend, aus furcht, selbst nicht zu verelenden, niemand sehen will.

Das gilt aber nur solange, wie diejenigen, die im Elend leben, eine Randgruppe sind. Und wir sind auf dem - wahrscheinlich im Wortsinne - besten Wege, daß das emotionale Elend in den westlichen Gesellschaften Massencharakter annimmt. Es ist, wie gesagt, wirklich der beste Weg: Es muß schlimmer werden, bevor es besser werden kann.

Sämtliche Verlautbarungen zu diesem Thema - und zwar interessanterweise sowohl die Verlautbarungen aus dem innerkirchlichen, als auch aus dem außerkirchlichen Bereich - setzen da an, wo bereits Partnerschaften bestehen, Kinder gezeugt wurden.

das zusammenbringen von mann und frau war ja auch lange zeit aufgabe der eltern. die kirche konnte und kann sich nicht als eheanbahnungsinstitut sehen. wohl aber freut sie sich, wenn sich zwei vor dem traualtar eingefunden haben.

Na, da muß man ja genau besehen froh sein, daß die Kirche sich nicht als Eheanbahnungsinstitut versteht. Denn das Ehebild, das die haben ... Da ist Alleinsein wahrscheinlich trotz allem das kleinere Übel.

Und währenddessen geht die Zahl sowohl der Partnerschaften als auch der Geburten zurück, und zurück, und zurück ...
Es ist für mich eine ausgemachte Sache, daß es auch in Demokratien Tabus, Denk- und Redeverbote gibt.
Haben wir es in dieser existentiellen Frage vielleicht mit einem solchen zu tun?
Gruß
Ekki

zur demokratie aus meiner sicht: die demokratie, so wie sie definiert ist, wird es real nie geben. es wird immer eine mischung aus demokratie und diktatur sein. Tabus dürften Zeitabhängig sein, sie kommen und gehen. das denken kann ich keinen verbieten nur sollte man so manches auch heute besser für sich behalten oder nur mit menschen darüber reden, die ähnlich denken. desto älter ein mensch wird, desto fester wird sein weltbild. das ins wanken zu bringen ist fast nicht möglich.

Das überzeugt mich. Allerdings glaube ich, daß der Fortschritt nur von den Leuten kommt, die sich trauen, das, was im Argen liegt, auch und gerade zu den Zeiten auszusprechen, zu denen sie sich damit nichts als Feinde machen.

Danke für die substantielle Antwort und freundliche Grüße von

Ekki


gesamter Thread:

 

powered by my little forum