Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Re: @Garfield - Re: @Ekki, Manpower contra Frauenpower

Garfield, Wednesday, 23.11.2005, 16:07 (vor 6931 Tagen) @ Ekki

Als Antwort auf: @Garfield - Re: @Ekki, Manpower contra Frauenpower von Ekki am 22. November 2005 19:26:

Hallo Ekki!

"Deine Meinung würde mich echt interessieren..."

Ich finde deinen Text über Polen sehr interessant. Vor allem die Erklärung mit der polnischen Geschichte finde ich sehr einleuchtend. Zumal Italien eine sehr ähnliche Geschichte hat, denn die Italiener mußten ja auch sehr lange unter Fremdherrschaften leben und haben sich immer wieder dagegen aufgelehnt. So war es dort sicher auch ähnlich, nämlich so, daß die Männer wegen Beteiligung an Aufständen häufig im Gefängnis saßen oder hingerichtet wurden oder aber sich verstecken mußten, während die Frauen zu Hause allein alles am Laufen halten mußten und so oft der Vater bei der Erziehung der Kinder fehlte.

Deutschland war zwar auch jahrhundertelang in Kleinstaaten zersplittert, aber das ist etwas anderes als jahrhundertelange Fremdherrschaft. Es hat zwar auch in der deutschen Geschichte Perioden von Fremdherrschaft gegeben, z.B. während der napoleonischen Kriege, aber die waren meist relativ kurz und oft auch nur auf einzelne deutsche Länder beschränkt. Mit der Zersplitterung in Kleinstaaten haben sich viele Deutsche gut arrangiert. Man fühlte sich gar nicht als Deutscher, sondern als Sachse, Bayer, Württemberger, Preuße... Selbst der preußische König war 1871 alles andere als begeistert von Bismarcks Idee, ihn zum Kaiser eines neuen deutschen Reiches krönen zu lassen und stimmte dem Plan nur widerstrebend unter der Bedingung zu, daß er seinen Titel als König von Preußen auf jeden Fall behalten würde, denn der war ihm wichtiger als der Kaisertitel. So sahen viele Deutsche keine Veranlassung, sich gegen diese Zersplitterung aufzulehnen, und es gab nicht die von dir für Polen und Italien beschriebenen negativen Effekte.

Nun haben wir aber heute in Deutschland die Situation, daß bei geschiedenen oder getrennt lebenden Eltern die Väter ihre Kinder auch häufig selten oder gar nicht sehen. Dies müßte dann ähnliche Effekte haben. Tatsächlich hat man ja auch zumindest schon nachgewiesen, daß Männer, die ohne Vater aufgewachsen sind, eine stärkere Neigung zu Sexualstraftaten haben, was ja schon mal ein deutliches Indiz dafür ist, daß solche Männer mit ihrer Umwelt und mit den an sie gestellten Ansprüchen offensichtlich Probleme haben. Du hast die polnischen Männer mehrheitlich als Weicheier bezeichnet. Wenn sie das wirklich mehrheitlich sind, dann haben die polnischen Frauen natürlich kaum bessere Alternativen, so daß auch so ein "polnisches Weichei" relativ wenig Probleme damit haben wird, eine Partnerin zu finden. Wenn in Deutschland jedoch nur ein Teil der Männer von diesem Problem so stark betroffen ist, dann haben die Frauen noch genügend andere Männer zur Auswahl, diese "Weicheier" bleiben also oft solo und es entsteht Frust, der dann manchmal in Sexualstraftaten ein Ventil sucht. Manche dieser Sexualstraftäter suchen sich dann obendrein auch noch Kinder als Opfer, weil sie sich erwachsenen Frauen offensichtlich nicht gewachsen fühlen. Das paßt alles zusammen.

"Wenn ich mir aus meinem polnischen Blickwinkel angucke, was viele Deutsche - und beileibe nicht nur auf dem Gebiet der Familiengründung! - für "unzumutbar" halten, dann läßt mich das zu einer anderen Gewichtung gelangen als derjenigen, die Du in dem obigen Absatz vorgenommen hast."

Das mag sein, aber man sollte nicht vergessen, daß die Deutschen ja per Gesetz zu manchem Luxus gezwungen werden. Man muß sich nur mal ansehen, was es in Deutschland allein schon für ein Riesen-Akt ist, einen simplen Car-Port genehmigt zu bekommen und zu bauen.

"Ich möchte hier klar feststellen, daß ich die o.g. Faktoren - umfassende Schulbildung und Verbot der Kinderarbeit - für essentiell halte, ja, ich setze noch einen drauf: Lieber, tausendmal lieber eine Gesellschaft mit hohem Altersdurchschnitt und rigidem Verbot der Kinderarbeit, als eine Gesellschaft, in der es sich umgekehrt verhält."

Ja, zumal es ja auch schon für die Erwachsenen nicht mehr genügend Jobs gibt. Aber so etwas reduziert zwangsläufig die Geburtenzahlen.

"Mit dem letzten Absatz führst Du aus meiner Sicht den vorletzten - und beträchtliche Teile Deiner Argumentation überhaupt - ad absurdum."

Nein, denn um vier Kinder zu haben und dann vielleicht finanziell Plus zu machen, muß man vorher erst einmal drei Kinder in die Welt setzen - und dabei mindestens drei Jahre lang finanziell Minus machen. Das schreckt viele Menschen ausreichend ab.

"Es macht immer wieder Spaß, sich mit Dir auszutauschen!"

Danke, gleichfalls!

Freundliche Grüße
von Garfield


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