Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Re: Wieder mal Evolutionsforschung

susu, Friday, 12.05.2006, 22:54 (vor 6549 Tagen) @ Conny

Als Antwort auf: Wieder mal Evolutionsforschung von Conny am 10. Mai 2006 22:39:

Warum Frauen länger leben
Das „schwache Geschlecht“ hat eine höhere Lebenserwartung als die Herren der Schöpfung. Biologisch gesehen ist das durchaus sinnvoll.
Es ist ein weltweites Phänomen: „Fast überall leben die Frauen länger als die Männer“, erklärt Daniel Kruger von der Universität Michigan, der seine Analysen im renommierten Fachmagazin „Human Nature“ veröffentlicht.
In Deutschland beispielsweise haben Statistiker für heute geborene Mädchen eine Lebenserwartung von 81,3 Jahren errechnet. Jungen hingegen leben fast sechs Jahre kürzer: Sie erreichen im Schnitt nur ein Alter von 75,6 Jahre. „Das ist kein neuer Trend, sondern hat seine Wurzeln in unserer evolutionären Geschichte“, erklärt Daniel Kruger. Denn die frühere Männersterblichkeit ist auch im Tierreich verbreitet.
Haben die nichts besseres zu tun?

Antwort: Nein, haben sie nicht, denn es handelt sich um Evolutionspsychologen. Daniel J. Kruger ist einer der führenden Köpfe dieser Disziplin und stellt seinen Text "What is evolutionary psychology?" kostenfrei online. Was bei seinem Paper von 2004, das die unterschiedliche Lebenserwartung behandelt fehlt - Ein Blick auf die Studien von tatsächlichen Evolutionsbiologen zeigt es. Zwar stimmt die Aussage, daß auch bei anderen Säugetieren (nicht im gesammten Tierreich) oftmals die Lebenserwartung von Männchen geringer ist, als die von Weibchen. Allerdings gibt es genau dazu etliche Studien, die insbesondere Größendimorphismen berücksichtigen (bei fast allen Säugern ist das Männchen größer, je geringer die Größendifferenz, desto geringer die Sterblichkeitsdifferenz. Und bei Arten mit größerem Weibchen stirbt dieses auch früher). Der Kausale Mechanismus, der Größe und Mortalität verbidet ist Parasitismus (Moore & Wilson, 2002). Je größer ein Organismus ist, desto anfälliger wird er für Parasiten und desto größer ist das Gebiet, daß er benötigt um Nahrung zu suchen, was ebenfalls Parasitismus begünstigt. Ich hatte im letzten Jahr das zweifelhafte "Vergnügen" eines Enterorbis-Befalls nach einer Exkursion. 3 Tabletten später war es damit vorbei. Kruger ignoriert existente Literatur zum Thema und kommt daher zu sinnlosen Schlüssen. Zum einen ist die Größendifferenz zwischen Männern und Frauen äußerst gering, gerade im Vergleich mit anderen Primaten (und insbesondere mit denen, die für diese Art von Gedanken gerne als Vergleich herangezogen werden), zum anderen ist in Industrienationen Parasitismus ein geringes medizinisches Problem, Flöhe, Läuse, Nematoden sind höchstens noch lästig. Auf keinen Fall führen sie zu den über 5 Jahren Unterschied bei der Lebenserwartung.

susu

SL Moore & K Wilson, 2002, "Parasites as a Viability Cost of Sexual Selection in Natural Populations of Mammals", Science Vol. 297. no. 5589, pp. 2015 - 2018


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