Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

Archiv 2 - 21.05.2006 - 25.10.2012

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Detailanalyse - Ein ungeheuerlicher Artikel!

Ekki, Friday, 23.06.2006, 19:51 (vor 6924 Tagen) @ katja

Hallo allerseits!

Ich habe mir den verlinkten Artikel mal Wort für Wort durchgelesen und bin entsetzt, mit welcher Offenheit dort welche Ungeheuerlichkeiten vertreten werden:

Frauendiskurse sind letztlich zu einem Ringen um die "richtige" Wertorientierung der Gesellschaft und die "richtigen" Verhaltensweisen von Männern (und Frauen) mutiert. Mit den realen Lebenszusammenhängen von Männern und Frauen haben die hierbei verwendeten Attribute männlich und weiblich nichts mehr gemein. Das Geschlecht wird vielmehr einer wertenden und moralischen Typisierung unterworfen: Harte, zielstrebige, karrierebewusste, kühl kalkulierende Frauen gelten als ähnlich unbeliebt wie Männer, denen diese Eigenschaften zugesprochen werden. Solche Frauen werden mitunter als "falsche, von der Männerwelt manipulierte Wesen" bezeichnet. Hingegen werden sanfte, emotionale und sinnliche, sprich weibliche Männer, die freiwillig auf ihre Karriere verzichten und sich der Kindererziehung widmen, als die "neuen" und modernen Typen gefeiert.
sagt Katharina Rutschky in ihrem Buch Emma und ihre Schwestern.

Umwerfend!!! Offen wird da eingeräumt, daß es hier um eine Ideologie geht, die "mit den 'realen Lebenszusammenhängen' " nichts gemein hat.

Da kann man jetzt einerseits hoffnungsvoll aufatmen, denn Idelogien dieser Sorte gehen unweigerlich zugrunde.

Aber wieviel Unheil können sie vor ihrem Untergang noch anrichten!

Traditionell männliche Werte sind heute nicht mehr gefragt, denn sie gelten als Synonym für eine alte, untergehende, von Draufgängertum, Leistungswillen und Rationalität sowie gewaltsamer Unterdrückung und Raubbau an Mensch und Natur geprägte Gesellschaft.

Schaut Euch mal die Attribute an, die da als "untergehend" bezeichnet werden.

Zumindest die ersten drei sind die Grundvoraussetzung jeder Gesellschaft!!! Was die "gewaltsame Unterdrückung und Raubbau an Mensch und Natur" betrifft - nun, ich kann einem Öko-Wahnsinn ebensowenig abgewinnen wie der gewaltsamen Unterdrückung der Natur durch Radabfems!

In dieser Angst vor dem "Wertevakuum" decken sich die Interessen von Feministinnen an der Etablierung neuer Leitbilder mit denen traditionell konservativer Kreise. Diese beklagten schon seit Jahren den Werteverfall in der Gesellschaft, ohne jedoch größeres Gehör bei den Menschen zu finden; zu altmodisch und verknöchert klangen ihre Vorstellungen und das verwendete Vokabular. Die regressive Entwicklung des Feminismus, der sich zunehmend auf die Kritik an der Männerwelt, ihrem Fortschrittsglauben und ihrem "Machbarkeitswahn" ? kurz: an der "modernen Gesellschaft" ? konzentrierte, machte ihn auch für konservative Denker zusehends akzeptabel. ... Gerade seine enorme Anpassungsfähigkeit hat die heutige Symbiose von feministischem und konservativem Denken überhaupt erst möglich gemacht. Nur so konnte sich der Feminismus in den letzten 20 Jahren zu einer staatstragenden Ideologie entwickeln.

Wohl wahr! Anfang der 80er Jahre war es zunächst nur der CDU-Renegat Herbert Gruhl, der mit seiner Ökologisch-Demokratischen Partei ein weitgehend unbeachtetes Nischendasein fristete. Inzwischen kriegt man in der Tat die Tür nicht mehr zu, wenn man sieht, wie weit viele Konservative schon im grünen Sumpf versunken sind! Eine tödliche Gefahr - denn wer wird die alten Werte weiter hochhalten?![/u]

Daß hier die Autoren für die von ihnen vertretene Denk(verweigerungs)richtung selbst das Wort "Ideologie" gebrauchen, ist ebenso frappierend ehrlich, wie es erschreckend ist, daß sie diesem Wort das Adjektiv "staatstragend" beigesellen - tatsächlich wird unser Staat ja von Anhängern dieser Ideologie getragen!

Bleibt zu hoffen, daß besagter Staat sich langfristig dadurch selbst zerstört!


Zum Schluß noch eines:

Ich habe nicht vergessen, daß auch hier im Forum mindestens zwei Fraktionen existieren:

Die einen wollen vollumfänglich zu den vorfeministischen Zuständen zurück.

Die anderen - zu denen ich gehöre - wollen weder die vorfeministischen Zustände noch die feministische Ideologie.

Der letzteren Gruppe wird von der ersteren vorgeworfen, dem Feminismus in die Hände zu spielen.

Ohne jetzt hier eine Diskussion darüber anzetteln zu wollen, ob und warum dieser Vorwurf berechtigt ist oder auch nicht (es steht sowieso zu vermuten, daß das ein Dialog unter Taubstummen wäre und beide Seiten bei ihrer jeweiligen Haltung blieben), möchte ich eines festhalten:

Es ist IMHO in weltanschaulichen Auseinandersetzung jeglicher Art weder möglich, noch auch nur wünschenswert, daß bestehende Differenzen unter den Tisch gekehrt werden - auch und gerade nicht um einer angeblichen "Geschlossenheit gegenüber dem Gegner" willen. Das Verdrängte würde sich bitter rächen, würde aufbrechen wie eine Eiterbeule, und die "Geschlossenheit" würde sehr schnell in Intoleranz und ideologische Erbarmungslosigkeit nach innen und außen ausarten.

Deshalb - und nicht, um irgendwem auf die Nerven zu gehen und schon gar nicht, weil für mich "Provokation" Selbstzweck wäre - mache ich hier immer wieder klar, wo für mich die Differenzen nicht nur gegenüber den Femis, sondern auch gegenüber der besagten anderen Fraktion hier im Forum liegen.

Dafür mag man mich titulieren, wie man will.

Aber meine Meinung gehört ebenso zum Gesamtbild dazu wie die aller anderen.

Ein schönes Wochenende wünscht

Ekki

--
Ich will ficken, ohne zu zeugen oder zu zahlen.
Lustschreie sind mir wichtiger als Babygeplärr.


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