Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

Archiv 2 - 21.05.2006 - 25.10.2012

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Gibt es Rassen ? Gibt es Geschlechter ?

Adam, Friday, 19.05.2006, 12:08 (vor 6767 Tagen) @ Freddy

Was heißt denn, daß bestimmte Erscheinungen "außen vor" bleiben?

Das heißt, daß sie, weil noch nicht ausreichend Gründe vorhanden sind, das vorherrschende Erklärungsparadigma in Zweifel zu ziehen, zunächst unberücksichtigt bleiben, bis eine gewisse "kritische Menge" an unstimmigen Erscheinungen dazu nötigen, Änderungen anzubringen.

Selbstdie Griechen kannten ja schon die Phänomene der Eletrostatik, hatten aber
noch keine mathematisch formulierte Theorie darüber wie wir heutzutage.
Das tut aber dem Phänomen an sich keinen Abbruch.

Nur ist die KENNTNIS gewisser Phänomene eben noch nicht die ERKENNTNIS ihrer Ursachen. Erst das Letztere ist Wissenschaft. Und das haben gerade die Griechen schon früh aufs deutlichste formuliert.

Die Lichtgeschwidigkeit ist nicht konstant, weil Einstein das gesagt hat,
sondern weil bis jetzt nichts anderes gemessen wurde.

Falsch. Weil wir etwas bisher immer wieder so gemessen haben, IST es noch lange nicht so. Die Konstanz der Lichtgeschwindigkeit gehört zu den Grundannahmen Einsteins. Messungen bestätigen diese, vermögen aber keinen strengen Beweis zu liefern. Deswegen ist es jederzeit möglich, daß diese Annahme fällt und mit ihr die Relativitätstheorie. Dies wäre ein präzises Beispiel für einen wissenschaftlichen Paradigmenwechsel.

Nur weil etwas alt ist, muß man es ja nicht gleich wegschmeißen. Warum
wird heute noch Newton gelehrt?

Warum wird noch euklidische Geometrie gelehrt? Weil sie ein Sonderfall der modernen (erweiterten) Geometrie darstellt. Auch Newtons Gesetze gelten (nicht alle) weiter, sofern wir es mit weltlichen Größen im sublunaren Bereich zu tun haben, doch zeigt sich, daß sie, je größer UND je kleiner die Dimensionen werden, immer mehr an Genauigkeit verlieren. Die Newtonsche Physik als grundlegendes Erklärungsparadigma für die Gesamtheit der Naturgesetze gilt aber eben NICHT mehr.

Ich glaube, daß das einzige Paradigma der Wissenschaft die Welt selbst
ist. Das Experiment entscheidet.

Experimente gibt es in der wissenschaftlichen Praxis nicht, es sei denn, sie finden innerhalb bestimmter Bezugsrahmen statt. Diese werden theoretisch vorgegeben. Eine physikalische Theorie wie die Relativitätstheorie wird experimentell bestätigt, kommt aber nicht bloß durch Experimente auf die Welt. Experimente sind nicht selbst schon innovativ. Man experimentiert auch nicht ins Blaue hinein, sondern weiß zuvor genau, WAS experimentell gezeigt, bzw. widerlegt werden soll. Dies aber wird vom vorherrschenden (in Ausnahmefällen auch einem neu formulierten) Erklärungsparadigma (Bezugsrahmen) bestimmmt.

Es ist eben zunächst eine Sache der Theorie, die eben - wie Heine einmal treffend formulierte - der Praxis vorangeht, wie der Blitz dem Donner. Nicht umsonst unterscheidet man zwischen Theoretischer Physik und Experimentalphysik. Und um Theoriebildung geht es auch Kuhn. Mit Personen hat seine Theorie nichts zu tun.


Einen schönen Gruß
Adam


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