Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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beruflicher Werdegang, Arbeit, Amüsierberuf, Karriere

Mirko, Thursday, 13.07.2006, 16:36 (vor 6508 Tagen) @ Nihilator

Unbestreitbar ergibt sich aus beidem ein Problem, das Feministinnen
(ausnahmsweise zu recht) schon lange anprangern: Frauen sind in ihrem
beruflichen Werdegang gehemmt, weil sie a) Kinder bekommen können und b)
Kinder betreuen müssen. Wer 3 Jahre im Job ausfällt (und dann vielleicht
nochmal 3 Jahre), hat keine Chancen gegen kontinuierlich Arbeitende.

Das ganze Thema ist sehr unübersichtlich, da Feministinnen inflationär den Begriff "Karriere" verwenden, wobei

1. der Eindruck entsteht, als würden alle Männer durchgehend "Karriere" machen, was nicht der Fall ist. Die meisten Männer arbeiten in Berufen die als eine Bürde und nicht als Befriedigung empfunden werden, der ganz durchschnittliche Postbote LKW-Fahrer, Bauarbeiter würde bei Lotto oder Erbsschaft seinen Job an den Nagel hängen, nicht so die Journalistin, die in einem angesehenen Blatt tausende von Menschen mit ihrer modernen tendenziell männerfeindlichen Thesen errreichen kann (man schau sich an was Frauen derzeit in der "Zeit" von sich geben).

2. der Eindruck entsteht, als sei "Karriere" der "Himmel" ("die Hälfte des Himmels" (Slogan der Frauenbewegung)). Das eine Karriere mit harter Arbeit verbunden ist, im Zweifel mit einer 70 Stunden Woche, wenn man tatsächlich in in die bei Feministinnen so begehrten Vorstandsetagen will, merken zwar Frauen auf den unteren Sprossen der Karriereleiter, die dann doch lieber Kinder vorziehen und die "Karriere" dem angeheirateten Kollegen überlassen ohne auf Geld und sozialen Status verzichten zu müssen, nicht aber die feministischen Philosophinnen, Sozilioginnen, Journalistinnen, die in von Esther Vilar so treffend bezeichneten "Amüsierberufen" unterwegs sind. Diese lassen die jahrelange harte 70-Stunden-Arbeit unter ständiger Leistungskontrolle außen vor und blicken nur in die Top-Etagen der Wirtschaft und können dann mit ihrem beschränkten aber zeitgeistkompatiblen Horizont keine andere Ursache als eine "gläserne Decke" sprich Diskriminierung ausmachen wenn dort fast nur Männer zu sehen sind.

Da die "Meinungsmacher" einer intellektuell privilegierten Schicht angehören kam es auch zu so unsäglichen, inzwischen aber zum Standart gewordenen, Formulierungen wie "Haushalt und Kinder bleiben an der Frau hängen" oder Verbalverrenkungen wie "Erziehungsarbeit" (häh? wünschen sich Frauen, die Kinder bekommen etwa keine Kinder, wer hohlt sich denn freiwillig "Arbeit" ins Haus? Ich habe mehrmeils ehrenamtlich Kinderfreizeiten betreut, es war stressig schon richtig aber dennoch eine der befriedigsten Tätigkeiten die ich jemals ausgeübt habe, Männer wissen gar nicht was sie verpassen und Frauen werden einen Teufel tun ihre Erziehungshoheit, sei es im Haus oder im Beruf (Kindergärtnerin) abzugeben.), die den Blick auf die tatsächlichen Verhältnisse vernebeln. Für die große Mehrheit der Menschen ist Arbeit eine Bürde, die man auf sich nimmt um überleben zu können, Berufe, sprich Amüsierberufe die einem Befriedigung und Bereicherung bieten sind eher selten, bei den ganz stumpfsinningen Berufen wie etwa Kassiererin stellt sich die Situation ganz anders dar als es die schicken Journalistinnen oder Gleichstellungsbeauftragten in ihren vollklimatisierten Büros es dem Leser verkaufen. Männer sind vornherein dazu verurteilt ein Leben lang zu arbeiten, Frauen können wählen ob sie ganz zu Hause bleiben, vollzeitarbeiten oder eine angenehme Kombination zwischen Teilzeitarbeit und Haushalt vorziehen (wobei dann die Tatsache, dass die Mehrheit der Teilzeitjobs von Frauen besetzt wird dem gemeinem Volk von der Soziologin als Benachteiligung von Frauen verkauft wird). Das Problem von der Unvereinbarkeit von Beruf und Kind tritt nur bei previligierten Frauen auf, die aber, obwohl in der Minderheit, die Meinungshoheit innehaben. Schon Simone de Beauvoir (!) wusste sinngemäß, dass Frauen wenn sie Wahl zwischen Arbeit und Haushalt haben, diese sich für den Haushalt entscheiden würden. De Beauvoir erkannte hier aber keine Previligierung der Frau, die Brille von der Benachteiligung muss halt sitzen, sondern versteigerte sich stattdessen in die Forderung, dass man Frauen diese Wahl nicht lassen dürfe.

Grüße
Mirko.

--
Wer gegen Monster kämpft, muss achtgeben, nicht selbst zum Monster zu werden - Nietzsche


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