Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Re: gender

johnny, Monday, 06.08.2001, 04:12 (vor 8674 Tagen) @ Arne Hoffmann

Als Antwort auf: gender von Arne Hoffmann am 05. August 2001 22:05:24:

sicherlich stoesst auch diese definition bei "anhaengern" auf unterschiedliche aktzeptanz, aber ist nicht das grade das bereichernde an einer diskussion? Im grunde es hat auch etwas mit Sprache zu tun. Im englischen z.B gibt es eine klare definition des begriffes naemlich einmal den sex ( das biologische geschlecht) und den gender ( das soziale geschlecht). Nun, gender und sex muessen nicht uebereinstimmen. Es gibt aber auch diesbezueglich mehrere Meinungen und Thesen, so bewertet z.B eine judith butler dieses Thema anders als eine marina yaguello.

Also ich persönlich finde diese ganze Gender-Theorie gar nicht so unsinnig, vor allem, wenn man z. B. an die verschiedenen Formen von Transsexualität denkt, an denen diese Debatte ja oft festgemacht wird. Judith Butler halte ich allerdings für doch etwas zu extrem; VÖLLIG kann man die biologische Bestimmtheit von Männlichkeit und Weiblichkeit wohl nicht außen vor lassen. Yaguello kenne ich nicht, ist die empfehlenswert?
Insgesamt habe ich trotzdem zwei kleine Probleme mit deinem Ansatz:
1. Führt die Gender-Debatte nicht ein gutes Stück am Kern unserer Diskussionen (Wehrpflicht nur für Männer, Männer werden als Opfer z. B. häuslicher Gewalt vernachlässigt) vorbei?

denke ich nicht, denn wenn endlich begriffen werden wuerde, dass man nicht alle maenner, frauen, feministInnen etc. ueber einen Kamm scheren kann, dann waeren solche diskussionen überflüssig.

2. Ist dein Vorwurf gegenüber Jörg, er hätte die Geschlechterdiskussion der letzten zwanzig Jahre nicht mitgemacht, nicht ziemlich unfair? Schließlich beschränkte sich diese Diskussion ausschließlich auf den akademischen Raum und hat an praktischen politischen Auswirkungen absolut nichts gebracht.

Das ist nicht ganz richtig, schliesslich hat diese debatte auch ihren beitrag dazu geleistet eine vielfalt von lebenskonzepten zu aktzeptieren (bspw. homosex. etc)und nur weil Herr Jörg keine anderen konzepte kennt, muss er andere ansichten nicht als dumm beschimpfen, denn das ist schlichtweg dumm.

Ist es nicht in der öffentlichen Wahrnehmung und der Tagespolitik vielmehr so, dass es eine Art biologistischen Rollback gibt: weg von "Männer und Frauen sind Konstrukte", hin zu "Männer sind eigentlich minderwertig", weil: sie sind durch ihr Testosteron aggressiver, Frauen sind durch ihr Corpus Callosum klüger (wurde von Ministerin Bergmann in einer Talkshow von sich gegeben und vom SPIEGEL immerhin in einer Titelstory suggeriert) usw.? Oder nimm als Beispiel die "EMMA": Schwarzers Zeitschrift wird vom akademischen Feminismus natürlich nicht ernstgenommen, hat aber insgesamt einen politischen Einfluss wie keine andere feministische Zeitschrift Europas. Dieser biologistische Rollback zeigt sich übrigens auch darin, dass ein Buch wie "Warum Männer nicht zuhören und Frauen schlecht einparken können" nach Schwanitz DER Renner unter den Geschlechterbüchern überhaupt ist, und darin wird wirklich ALLES auf biologistischen Mumpitz zurückgeführt.

Gibt Dir das nicht zu denken? Du widersprichst deiner eigenen "these" die lautet (zitat):" VÖLLIG kann man die biologische Bestimmtheit von Männlichkeit und Weiblichkeit wohl nicht außen vor lassen.
Ich sage man kann diese biologische Bestimmtheit aussen vor lassen, weil versucht wird aufgrund irgendwelcher biologischer indizien pauschal geltende Verhaltensmuster zu bestimmen, laut dieser theorie sind Manner agressiver als frauen, weil sie mehr testastoron im blut haben usw.(nur um ein beispiel zu nennen, es gibt aber noch 1000 andere)
Wie gesagt rein biologisch gibt es keine eindeutigen beweise fuer die existenz von Mann und Frau. Es gibt keine eindeutigen maenner = xy chromosome, und Frauen = xx Chromosome. Sobald versucht wird fuer ein geschlecht eine biologische grundlage zu definieren entsteht sexismus.

gruss johnny


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