Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Re: Schulprobleme bei Jungen: Anzeichen für ein Umdenken

Joseph S, Tuesday, 23.09.2003, 01:41 (vor 7898 Tagen) @ Garfield

Als Antwort auf: Re: Schulprobleme bei Jungen: Anzeichen für ein Umdenken von Garfield am 22. September 2003 18:46:23:

Hallo Garfield,

ich bin im Westen (Rheinland-Pfalz) aufgewachsen, und meine Erfahrungen in der Schule waren
ähnlich, wie bei Dir. Wir hatten sicherlich nicht mehr Lehrpersonal pro Schüler als heute
üblich (Klassenstärke über 35 Schüler). An West-Ost Differenz und Arbeitsaufwand pro Lehrer
bei der Korrektur allein liegt es wohl nicht.

Es gab allerdings die Entwicklung, daß jeder Depp auch aufs Gymnasium wollte, und dort der
Unterricht dementsprechend angepaßt wurde. Zu den interessanten anspruchsvollen Aufgaben
kommt man dann nicht mehr. Dafür treten dann Fähigkeiten wie Sorgfalt und das Erkennen von
Lehrerwünschen in den Vordergrund. Wenn die Matheaufgaben trivial sind, schneidet der am besten
ab, der die Grundrechenarten am schnellsten zuverlässign anwenden kann.

Ein beliebtes Spiel war schon damals, zu erahnen, wann der Lehrer einen unangesagten Test
schreiben wird, und gezielt dafür zu lernen. In diese Disziplin waren die Mädchen auch besser.
Das half ihnen bei unseren Mathe Tests aber wenig. Ich war auch ohne spezielle Vorbereitung
besser als sie mit Vorbereitung. In als einfacher geltenden Fächern sah das allerdings anders
aus. Da wirkte sich der richtige Zeitpunkt der Vorbereitung stärker aus, und führte bei mir
anhand der Noten auch zu Motivationsproblemen.

Das Anheben des Leistungsniveau könnte in den Jungenfächern schon etwas helfen, wenn die Jungen
nicht schon so frustriert sind, daß sie diese Herausforderng nicht mehr annehmen.

Ich glaube, daß das Geschlecht gar nicht so eine große Rolle spielt. Ich hatte in meiner Schulzeit immer wieder auch in Mathematik Lehrerinnen und habe da keinen wesentlichen Unterschied zu männlichen Lehrern festgestellt. Wichtiger ist, daß die Lehrer genügend Zeit für die Schüler haben und daß sie den Unterricht so gestalten können, daß Kreativität und Intelligenz wirklich gefordert und damit gefördert werden.

Da stimme ich Dir nur teilweise zu. Diese Betrachtung mag vor allem zu älteren Schülern passen.
Aber auch hier kann man z.B durch die Auswahl der Lektüre im Deutschuntericht Jungen anregen
oder abschrecken, und ein Mann wird ehr Interesse haben, das zu behandeln, was Jungen interessiert.

Eine andere Frage ist, mit welchem Männerbild wachsen die Kinder auf. Wenn sie in den ersten
zehn Jahren ihres Lebens reale Männer nur von fern erlebt haben, bleibt ihnen nichts übrig,
als ihr Männerbild aus dem zu konstruiren, was sie an (Fernseh-...) Bildern gezeigt bekommen.
Wenn sie sich zu sehr nach unrealistischen Lebensbildern richten, werden sie scheitern. Daher
ist ein männlicher Lehrer, selbst wenn er wie eine Frau unterrichtet, eine Verbesserung.

Von dem geschlechtsgetrennten Unterricht erhoffe ich mir vor allem, daß die Lehrer den
Lehrstoff in für Jungen geeigneter Form präsentieren lernen. Wenn sie das nämlich in so einem
Projekt nicht tun, werden sie zunächst viel Stress haben, und dann als gescheitert dastehen.

Schon allein Aufmeksamkeit zu bekommen, und somit wichtig zu sein, kann bei kleinen Kindern
viel bewirken. Jungenprojekte zwingen Erzieher, den Jungen Aufmerksamkeit nicht nur in
Form von Strafen zu schenken.

Die Lehrer könnten dabei einiges lernen, was ihnen bisher niemand beibringen wollte. Von diesem
Lernerfog können dann die Jungen profitieren.

Einen schönen Gruß von
Joseph


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