Re: Schulprobleme bei Jungen: Anzeichen für ein Umdenken
Als Antwort auf: Re: Schulprobleme bei Jungen: Anzeichen für ein Umdenken von Frank am 23. September 2003 13:11:55:
Hallo Frank!
Ich denke, das ist ein sehr komplexes Thema, bei dem sehr viele verschiedene Faktoren eine Rolle spielen.
Ich glaube nicht, daß es in der Schule schon immer so stur nach Schema F zuging wie heute oftmals. Ich habe es jedenfalls nicht so erlebt, und das DDR-Schulsystem kann in der Hinsicht nicht so unterschiedlich gewesen sein. Auch das Personalproblem gab es dort in abgeschwächter Form. Zwar wurde staatlicherseits genügend Geld in die Schulen investiert, aber man hatte Probleme damit, genügend Nachwuchs für den Lehrerberuf zu gewinnen. Während in begehrten Studienrichtungen wie Medizin oder Geschichte meist ohne SED-Mitgliedschaft gar nichts lief, ging's beim Pädagogikstudium sehr gut ohne...
Ich hab's auch immer wieder erlebt, daß Mädchen es im Unterricht oft leichter hatten als Jungen. Schon in den unteren Klassen fanden sie in Fächern, die ihnen weniger lagen, immer Jungen, von denen sie abschreiben konnten oder sonstwie Unterstützung bekamen. In den höheren Klassen hatten sie es bei männlichen Lehrern oft leichter. Ein Tränenausbruch korrigierte da so manche Zensur auf wundersame Weise nach oben. Und als ein Lehrer mal keinen Unterschied zwischen Jungen und Mädchen machte, sondern alle gleich unfair behandelte, wurde er von den Mädchen prompt als schwul bezeichnet...
Dabei gab es in der DDR de facto keine Frauenbewegung, und der ganze radikalfemnistische Schwachsinn hatte dort gar keinen Einfluß. Ich denke, es lag einfach nur daran, daß gerade Männer instinktiv geneigt sind, es Frauen immer möglichst einfach zu machen.
Martin van Creveld stellt in seinem Buch "Das bevorzugte Geschlecht" sehr schön dar, wie das Niveau in Schulen und ähnlichen Einrichtungen immer schnell sank, sobald nur oder in hohem Maße Frauen diese Einrichtungen besuchten. Das liegt nicht an geringeren Fähigkeiten von Frauen. Ich denke, es ist einfach so: Mädchen wurden und werden weit weniger zu Pflichtbewußtsein und Leistungsbereitschaft erzogen als Jungen. Also ist beides bei ihnen häufig auch weniger ausgeprägt, zumindest wenn es um Bereiche geht, die sie nicht als ihre bevorzugten Betätigungsfelder ansehen. Wenn sie dann auch noch auf männliche Lehrer treffen, die ihnen vieles leichter machen, ist das natürlich fatal.
Wenn sie mit Jungen gemeinsam unterrichtet werden, kann man sie zunächst nicht zu sehr bevorzugen. Und man kann auch das Niveau des Lehrstoffes nicht sofort senken. So wurde anfangs das Niveau der Jungen-Schulen übernommen. So nach und nach sank das Niveau dann aber immer weiter ab.
Dabei spielte wohl auch der Feminismus eine Rolle, wie du wie auch Joseph ja auch geschrieben hast. Der brachte nämlich noch die Theorien von der angeblich überlegenen weiblichen Denkweise hinein, was sicher dazu beigetragen hat, das Niveau des Unterrichts noch weiter zu senken, indem man weniger Wert auf Fächer zu Förderung des logischen Denkvermögens legte und dafür mehr Wert auf Fächer, die Mädchen mehr liegen als Jungen. Eine wesentliche Rolle spielte dann aber noch das Bestreben, Kinder möglichst lange von der realen Welt abzuschotten, wobei man völlig außer acht ließ, daß Kinder nicht um des Spielens willen spielen, sondern vor allem zur Vorbereitung auf eben dieses reale Leben, und daß auch die Schule die Aufgabe haben sollte, sie auf dieses Leben vorzubereiten. So wurde der Unterricht gerade in den ersten Schuljahren, wo Kinder am aufnahmefähigsten sind, immer weiter aufgeweicht. Und dann kommt in manchen Regionen noch der hohe Ausländeranteil dazu. Das führt dazu, daß immer mehr Kinder bei ihrer Einschulung nur mit Mühe und Not die deutsche Sprache verstehen und so dem Unterricht nicht immer folgen können. Während die Lehrer also damit beschäftigt sind, diesen Kindern die deutsche Sprache beizubringen, langweilen sich die übrigen Kinder.
Das alles wirkt da wohl zusammen und hat die heutige Misere verursacht. Vielleicht hat Joseph recht damit, wenn er meint, daß man wieder getrennten Unterricht einführen müsse. Mittlerweile wird das ja sogar von einigen Feministinnen gefordert. Aber ich bin mir sicher, daß genau dieselben Feministinnen bald das Gegenteil fordern würden, wenn man den nach Geschlecht getrennten Unterricht wieder einführt.
Manche Dinge, die heute zu Benachteiligungen von Jungen in den Schulen gezählt werden, waren aber in früheren Zeiten auch nicht besser oder sogar noch schlimmer. Auf Disziplin wurde früher weit mehr geachtet, und so mußten auch Jungen im Unterricht schon früher still sitzen. Ich kann mich noch gut daran erinnern, daß wir in den unteren Klassen immer still in einer bestimmten Position an unseren Bänken sitzen mußten. Wer im Unterricht mit dem Stuhl kippelte oder herumzappelte, wurde sofort ermahnt. Manchmal mußten wir sogar die Arme hinter die Stuhllehne hängen, weil das angeblich für den Rücken gesünder war (mittlerweile weiß man glücklicherweise, daß genau das Gegenteil der Fall ist). Das hatte alles mit Feminismus nichts zu tun.
Ich denke, der Hauptgrund für die Schulprobleme vieler Jungen ist wirklich das gesunkene Niveau des Unterrichts, insbesondere in Mathematik und in naturwissenschaftlichen Fächern. Selbst wenn der Lehrstoff sich da nicht wesentlich verändert hat, so sind doch die Lehrmethoden heute häufig so, daß nur noch stur auswendig gelernt werden soll und Intellekt und geistige Kreativität dadurch immer unwichtiger werden. Das langweilt viele Jungen und stößt sie ab.
Die Ursachen für dieses gesunkene Niveau des Unterrichts liegen aber wohl zum Teil auch im Feminismus begründet, da hast du sicher recht. Und ich kann mir auch gut vorstellen, daß so manche feministisch eingestellte Lehrerin Jungen auch tatsächlich benachteiligt, weil sie vielleicht wirklich glaubt, daß das zur Förderung von Mädchen nötig ist. Oder weil sie Männer schlicht und einfach haßt. Aber das allein kann nicht die Ursache sein, denn soviele Radikalfeministinnen gibt es auch in den Schulen nicht.
Freundliche Grüße
von Garfield
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20.09.2003, 20:28
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