Re: Väterradio: Kindesentzug im Frauenhaus
Als Antwort auf: Re: Väterradio: Kindesentzug im Frauenhaus von susu am 22. März 2005 13:05:02:
Hallo susu
Ich bin nicht sicher, ob die Parteilichkeit im konkreten Einzelfall tatsaechlich von so grossem Nutzen ist. Wenn immer das Paar noch gespraechsbereit ist, sollte IMHO der systemische Ansatz gewaehlt werden. Ich sehe es aehnlich wie beim Alkoholismus, dort gibt es bei Paarbeziehungen auch den Alkoholiker und den Co-Alkoholiker; eine Therapie ist dann am ehesten erfolgversprechend, wenn beide (sowie das gesamte relevante Umfeld) miteinbezogen werden. Eine parteiliche Therapie (bzw. Hilfe) ist im Grunde genommen eine Bankrotterklaerung; es geht dann nicht mehr darum, eine Paarbeziehung zu retten, indem man die Verhaltensweisen der Beteiligten aendert sondern nur noch um eine mehr oder weniger reibungslose eine Trennung der Kontrahenden.[...]
Ja, aber diese Fälle sind eben nicht die Zielgruppe für die solche Angebote konzipiert sind. In Fällen, in denen tatsächlich einseitig Gewalt angewendet wird - die, ca 1/3 der gesammten Fälle ausmachen, soweit das Datenmaterial das hergibt - ist ein parteiliches Angebot ein adequates Mittel um die Hemmschwelle Hilfe aufzusuchen zu reduzieren. Für Angebote an Opfer sexueller Gewalt gilt entsprechendes.
Die Datendecke ueber die Faelle von einseitig ausgeuebter Gewalt in Partnerschaften ist zugegebenermassen sehr duenn. Ich erinnere mich gelesen zu haben (moeglicherweise in Arnes Buch), dass eine quantitativ nicht repraesentative Studie zum Schluss kam, dass in etwa der Haelfte aller Beziehungen, in denen Gewalt vorkam, diese von beiden Partnern gleichermassen ausgeuebt wurde, in einem Viertel der Faelle einseitig Frauen die Opfer waren und im letzten Viertel einseitig die Maenner; ohne serioese Forschung ist hier aber die Unsicherheit noch sehr gross.
Aber auch in der anvisierten Zielgruppe der einseitig zum Opfer gewordenen Frauen (welche durch Frauenhaeuser bedient werden sollen) sollte nicht einfach unkritisch alles uebernommen werden. Zum Aufbau eines Vertrauensverhaeltnisses zwischen Opfer und Helfer mag es notwendig sein, allfaellige Zweifel vorerst zurueckzustellen. Ist dieses Vertrauensverhaeltnis aber erst einmal da, dann sollte der Helfer sich durchaus auch kritisch mit dem Opfer und seinen Motiven auseinandersetzen. Mittel- bis langfristig wird man dem Opfer naemlich nicht wirklich helfen, wenn man ihm nur immer wieder das bestaetigt, was es hoeren will.
IMHO gibt es noch ein weiteres Problem:
Frauenhausexperten beherrschen mit ihrer ganzen Parteilichkeit den Diskurs um Haeusliche Gewalt. Selbst wenn die Parteilichkeit notwendig ist, um im konkreten Fall den Opfern zu helfen, so ist sie andererseits schaedlich, wenn es um die politische Auseinandersetzung mit dem komplexen Thema geht.[...]
Das sehe ich auch so, wollte das aber mit meinem zweiten Punkt gesagt haben. Ich gehe nicht davon aus, daß die Daten zu diesem Thema bewust ignoriert werden, vielmehr treten sie hinter die persönliche Erfahrung zurück.
OK, hab ich vielleicht etwas fschla interpretiert. Nichtsdestotrotz ist es fuer mich ein wesentlicher Unterschied, ob jemand als Experte bzw. wissenschaftlicher Forscher auftritt oder als Helfer von Opfern Haeuslicher Gewalt. Ein Experte/Forscher hat ein anderes Ziel als der Helfer, und damit schliessen sich diese beiden Rollen normalerweise gegenseitig aus. Von einem Experten/Forscher erwarte ich eine professionelle Objektivitaet, die der Helfer nicht nur nicht haben muss sondern wahrscheinlich fuer das empathische Verstehen des von ihm betreuten Opfers auch eher hinderlich waere. Umgekehrt ist genau aus diesem Grund der Helfer nicht kompetent, als (moeglichst objektiv handelnder) Experte fuer Haeusliche Gewalt aufzutreten.
Polizei und Justiz dürfen diese parteilichkeit nicht übernehmen.
Zustimmung. Hier geht es aber eben auch darum, festzustellen, ob allenfalls angebotene Schulungen wissenschaftlichen Kriterien entsprechen. Eine Schulung von einem ausgewiesenen Interessenvertreter zu empfangen, halte ich fuer grobfahrlaessig. Hier haben die betroffenen Stellen in den staatlichen Behoerden oftmals ihre 'Hausaufgaben' nicht gemacht.
Die Frauenhausbetreiberinnen haben ihre Kompetenzen schon lange ueberschritten. Sie sind laengst nicht mehr nur die selbstlosen Helfer von vor 25 oder 30 Jahren; sie sind vielmehr inzwischen zu Demagogen mutiert, die Politik, Verwaltung und Gesellschaft mit ihrem Halbwissen desinformieren - selbst wenn sie mit ihren Behauptungen in offensichtlichem Widerspruch zu wissenschaftlichen Erkenntnissen stehen. In letzter Konsequenz werden dabei die eigentlich unparteiischen Organe des Rechtsstaates vereinnahmt und korrumpiert. Und das ist IMHO weit gefaehrlicher als die drei vorher von Dir aufgefuehrten Probleme, weil dann eben nicht mehr bloss isoliert Missbrauchsfaelle auftreten (die gibt es naemlich immer), sondern nach und nach im Rechtsstaat die Parteilichkeit integraler Bestandteil des Systems selbst wird und damit zum Missbrauch geradezu einlaedt.
Die Frage ist, ob es ein bewustes Aushebeln des Rechststaates ist und die würde ich verneinen.
Nein, ich glaube auch nicht, dass die Frauenhausbetreiberinnen (von wenigen Einzelfaellen vielleicht abgesehen) morgens aufstehen und sich sagen: 'So, heute hebeln wir mal wieder den Rechtsstaat aus'. Ob sie in diesem Sinne vorsaetzlich, mit Eventualvorsatz oder grobfahrlaessig handeln, ist fuer mich aus gesellschaftspolitischer Sicht aber auch gar nicht relevant. Von urteilsfaehigen Menschen, zu denen ich auch Frauenhausbetreiberinnen und Frauenpolitikerinnen zaehle, kann man erwarten, dass sie die Konsequenzen ihres Tuns abschaetzen koennen. Wenn eine absehbare Konsequenz ihres Tuns ist, dass aufgrund ihrer reisserischen Propaganda rechtsstaatliche Prinzipien ausgehebelt werden, dann koennen sie sich nicht so einfach herausreden, es sei ihnen nicht bewusst gewesen. Im uebrigen trifft dieses 'Nicht-bewusst-sein' IMHO ohnehin nur selten zu, meist ist es ein ganz bewusstes 'In-Kauf-nehmen', wobei die Verantwortung natuerlich nicht nur bei Frauenhausbetreiberinnen sondern auch bei Legislativen, Exekutiven und Judikativen liegt, die in einem gezielt emotional aufgeladenen Klima problematische Gesetze erlassen, vollziehen bzw. interpretieren.
Schau dir mal die Diskussionen in diesem Forum an, die ich über die biologischen Geschlechtsdefinitionen geführt habe. Da wird dann zunächst mal behautet die Wissenschaft treffe Aussage A und wenn ich dann erkläre, warum die Wissenschaft nicht A sagt, sondern B, kommt ein "aber A ist offensichtlich richtig". Wissenschaft hat solange den Charakter eines Fundaments für die meisten Leute, wie sie ihre Alltagsbeobachtungen stützt.
Zustimmung. Trotzdem gibt es einen bedeutenden Unterschied: die Poster in diesem Forum haben nur eine geringe Definitionsmacht, waehrend eine in den Medien auftretende 'Frauenhausexpertin', die dort unwidersprochen ihre jeder Wissenschaftlichkeit spottende Meinung kundtun darf, natuerlich ungleich mehr Schaden anrichtet, weil sie ein wesentlich breiteres Publikum erreicht. Oder wenn eine Frau Dr. Bergmann im Bundestag ueber den bei Maennern und Frauen unterschiedlich ausgebildeten Gehirnbalken schwadroniert, dann erreicht sie ein Gremium, das fuer die Gesetzgebung des Landes existentiell wichtig ist - ganz im Gegensatz zu den paar Waehlern, die in diesem Forum mit irgendwelchen biologistischen Erklaerungen erreicht werden.
Versetz dich in die Position einer Frau, die seit 25 Jahren ein Frauenhaus leitet. Die hat so viele Fälle miterlebt, wo eine bestimmte Situation gegeben war, daß die eine Studie in der steht, daß das vieleicht nur 10% der Fälle von häuslicher Gewalt sind, vieleicht abstrakt nachvollziehen, aber einfach nicht in Einklang mit ihren Erfahrungen bringen kann. Diese Gefahr besteht grundsätzlich immer.
Genau deshalb erachte ich eine solche Person prinzipiell als unfaehig, als kompetente Expertin aufzutreten - sie hat mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ihre Objektivitaet verloren. Und auch wenn ich ihre Denkvorgaenge nachvollziehen kann, heisst das noch lange nicht, dass ich den daraus resultierenden Unsinn billige.
Wenn jemand tagtaeglich mit Menschen in schwierigen Situationen und oftmals problematischen emotionalen Zustaenden zu tun hat, dann gehoert es zur 'Pflicht' sich ganz bewusst einen gewissen geistigen Ausgleich zu suchen - ansonsten droht man auf Dauer selbst psychisch-emotional Schaden zu nehmen; wer auf einer Baustelle arbeitet, muss ja auch Helm, gute Arbeitsschuhe oder -stiefel und Handschuhe zum Schutz tragen. Wer das nicht praktiziert, handelt IMHO grobfahrlaessig gegenueber sich selber (und mittelbar gegenueber anderen) und sollte sich dringendst einen anderen Job suchen. Gerade in der Frauenhausszene scheint man jedoch oftmals die eigene Betroffenheit als wesentlich wichtiger zu erachten als die eigene psychisch-emotionale Stabilitaet - was dann wiederum diese engstirnigen Dogmatiker hervorbringt. Ich gebe zu: ein hartes Urteil meinerseits; aber leider eines, das nur allzuoft zutrifft.
Gruss
Maesi
gesamter Thread:
- Väterradio: Kindesentzug im Frauenhaus -
Odin,
19.03.2005, 15:09
- Re: Wozu dienen eigentlich noch Frauenhäuser.... - Christian, 19.03.2005, 17:50
- Re: Väterradio: Kindesentzug im Frauenhaus - Frank(der andere), 19.03.2005, 18:13
- Re: Väterradio: Kindesentzug im Frauenhaus -
Ricarda,
19.03.2005, 19:01
- Re: Väterradio: Kindesentzug im Frauenhaus - Frank(der andere), 19.03.2005, 19:17
- Re: Vä´¥rradio: Kindesentzug im Frauenhaus -
F-Knecht,
19.03.2005, 19:30
- Re: Vä´¥rradio: Kindesentzug im Frauenhaus -
Nikos,
19.03.2005, 20:10
- NICOS als Experte für die Psyche der geschlagenen Frauen -
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19.03.2005, 20:46
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19.03.2005, 20:53
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- Re: NICOS als Experte für die Psyche der geschlagenen Frauen - Nikos, 19.03.2005, 21:52
- Re: NICOS als Experte für die Psyche der geschlagenen Frauen - Odin, 20.03.2005, 00:33
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- Re: NICOS als Experte für die Psyche der geschlagenen Frauen - Nikos, 19.03.2005, 22:39
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19.03.2005, 22:29
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19.03.2005, 20:53
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Nikos,
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- Re: Väterradio: Kindesentzug im Frauenhaus - Odin, 19.03.2005, 20:51
- Re: Väterradio: Kindesentzug im Frauenhaus - Krischan, 19.03.2005, 21:21
- Re: Väterradio: Kindesentzug im Frauenhaus - Wodan, 19.03.2005, 22:52
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Maesi,
22.03.2005, 00:47
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Norbert,
22.03.2005, 11:56
- Re: Väterradio: Kindesentzug im Frauenhaus - Friedwilli, 22.03.2005, 19:18
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Maesi,
23.03.2005, 23:55
- Re: Väterradio: Kindesentzug im Frauenhaus - Norbert, 24.03.2005, 10:26
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Norbert,
22.03.2005, 11:56
- Re: Väterradio: Kindesentzug im Frauenhaus -
susu,
19.03.2005, 20:03
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Odin,
19.03.2005, 20:49
- Re: Väterradio: Kindesentzug im Frauenhaus - susu, 19.03.2005, 22:02
- Re: Väterradio: Kindesentzug im Frauenhaus -
Maesi,
22.03.2005, 00:38
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Morb,
22.03.2005, 00:58
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Maesi,
23.03.2005, 23:59
- Ergänzung - Norbert, 24.03.2005, 10:57
- Re: Väterradio: Kindesentzug im Frauenhaus -
Maesi,
23.03.2005, 23:59
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Eugen Prinz,
22.03.2005, 09:42
- Re: Väterradio: Kindesentzug im Frauenhaus - Maesi, 24.03.2005, 00:01
- Re: Väterradio: Kindesentzug im Frauenhaus -
susu,
22.03.2005, 15:05
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Maesi,
23.03.2005, 23:47
- Re: Väterradio: Kindesentzug im Frauenhaus - susu, 24.03.2005, 01:20
- Re: Väterradio: Kindesentzug im Frauenhaus -
Maesi,
23.03.2005, 23:47
- Re: Väterradio: Kindesentzug im Frauenhaus -
Morb,
22.03.2005, 00:58
- Re: Väterradio: Kindesentzug im Frauenhaus -
scipio africanus,
22.03.2005, 12:19
- Re: Väterradio: Kindesentzug im Frauenhaus - Andreas, 22.03.2005, 13:44
- Re: Väterradio: Kindesentzug im Frauenhaus -
Odin,
19.03.2005, 20:49