Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

Archiv 1 - 20.06.2001 - 20.05.2006

67114 Postings in 8047 Threads

[Homepage] - [Archiv 1] - [Archiv 2] - [Forum]

Re: Väterradio: Kindesentzug im Frauenhaus

Maesi, Wednesday, 23.03.2005, 23:59 (vor 7576 Tagen) @ Morb

Als Antwort auf: Re: Väterradio: Kindesentzug im Frauenhaus von Morb am 21. März 2005 22:58:41:

Hallo Morb

Sie sind laengst nicht mehr nur die selbstlosen Helfer von vor 25 oder 30 Jahren; sie sind vielmehr inzwischen zu Demagogen mutiert, die Politik, Verwaltung und Gesellschaft mit ihrem Halbwissen desinformieren - selbst wenn sie mit ihren Behauptungen in offensichtlichem Widerspruch zu wissenschaftlichen Erkenntnissen stehen.

waren sie denn schon mal?
Hier was von Erin Pizzey.

Der Text von Erin Pizzey ist mir bekannt. Sie war ja selbst Mitbegruenderin des ersten Frauenhauses in Europa. Ich will hier nicht einfach alle Helferinnen in Frauenhaeusern in die Pfanne hauen. Viele von ihnen moegen hehren Idealen nachgelaufen sein, sind wohl wirklich von ihrem Helferbewusstsein beseelt; dieser Helferwille ist IMHO nicht a priori schlecht.

Dazu nachfolgend noch einige Anmerkungen:

Seit der Gruendung des ersten Frauenhauses vor ueber 30 Jahren hat sich in der Forschung ueber Haeusliche Gewalt aber einiges veraendert; damals war man weitgehend auf Vermutungen angewiesen, man fiel auf die scheinbar 'sicheren' (aber eben keineswegs repraesentativen) Polizeistatistiken herein. Die Forschungen von Straus, Gelles und Steinmetz (1978 und 1985) brachten viel Licht ins Dunkel, warfen aber auch viele neue Fragen auf; nach ihnen haben es eine ganze Reihe anderer Soziologen in diversen Laendern nachgetan - alle, die auf die sogenannte conflict-tactic-scale-Methode aufbauten, kamen auf dieselben Ergebnisse der geschlechterbezogenen Ausgeglichenheit bei Opfern und Taetern bei Haeuslicher Gewalt.

Mein erster Vorwurf an die Frauenhausbetreiberinnen ist, dass sie dogmatisch und wider besseren wissenschaftlich begruendeten Wissens an der Frauen-sind-Opfer-und-Maenner-sind-Taeter-Ideologie festhalten; das kann man nicht anders denn als Ignoranz bezeichnen, da sie ideologisch auf dem Stand von Mitte der 70er Jahre stehengeblieben sind.

Mein zweiter Vorwurf an die Frauenhausbetreiberinnen ist, dass sie als 'Experten' fuer Haeusliche Gewalt im gesellschaftlichen Diskurs auftreten, obschon sie das eindeutig nicht sind; die wenigsten haben IMHO eine serioese wissenschaftliche Ausbildung genossen. Da sie nur der einen Seite der Medaille (naemlich der Frauenopferseite) in ihrer praktischen Arbeit begegnen, sind sie gar nicht kompetent, ein objektives Bild der Haeuslichen Gewalt zu zeichnen: weder wissen sie etwas ueber die maennlichen Opfer (mit denen sie sich ja gar nicht erst abgeben), noch wissen sie etwas ueber den genauen Tathergang in den Faellen der von ihnen betreuten weiblichen Opfern. Schon die ollen Roemer sagten 'audiatur et altera pars' (man hoere auch die andere Seite), und die weiblichen Opfer koennen ihren Helferinnen natuerlich viel erzaehlen, wenn der Tag lang ist...

Mein dritter Vorwurf gilt den staatlichen Organen in Legislative, Exekutive, Judikative und Verwaltung, die ungeprueft die (offensichtlich) einseitigen Betrachtungsweisen von 'Frauenhausexpertinnen' uebernehmen und kolportieren. Erst durch den staatlichen Buettel konnte die krude Frauenhausideologie salonfaehig werden.

Mein vierter Vorwurf gilt den serioesen Wissenschaftlern, die den inkompotenten Frauenhausexpertinnen das Feld im politisch-gesellschaftlichen Diskurs weitgehend kampflos ueberlassen; ja, sogar selber im Rahmen von sexistisch-frauenzentrierter Forschung an der Desinformationskampagne aktiv teilnehmen. Diese sexistische Forschung im Bereich Haeuslicher Gewalt ist schlichtweg ein Schandfleck fuer die Soziologie - ein eigentlicher wissenschaftlicher Suendenfall.

Fazit: Man muss unterscheiden zwischen den biederen Frauenhausmitarbeiterinnen, die nichts anderes tun, als den von ihnen betreuten Frauen zu helfen; zwar wird bei diesen Mitarbeiterinnen die Ignoranz gegenueber den wahren Verhaeltnissen bei der Haeuslichen Gewalt (berufsbedingt) weit verbreitet sein, sie ist jedoch auch nur auf sie selbst und ihr naeheres Umfeld beschraenkt - politisch-gesellschaftlich sind diese Frauen nahezu bedeutungslos. Gefaehrlich sind jene Frauenhausmitarbeiterinnen (bzw. anderen aus diesem Dunstkreis), die nicht bei ihren Leisten geblieben sind sondern sich anmassten, als 'Expertinnen' in der Oeffentlichkeit aufzutreten. Diesen dilettantischen Pseudo-Expertinnen sollte man IMHO konsequent argumentativ entgegentreten, da sie die wichtigsten Traegerinnen der Desinformationskampagnen sind; (noch) nicht korrumpierte Leute aus Staat und Wissenschaft muessen diese Aufgabe gemeinsam wahrnehmen.

Gruss

Maesi


gesamter Thread:

 

powered by my little forum