Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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@Markus: Ein paar Fragen...

Gast, Thursday, 23.06.2005, 19:47 (vor 7096 Tagen)

Hallo Markus,
da ich die Diskussion darüber, wie man im Kampf gegen den Feminismus vorgehen sollte, für fundamental wichtig halte, (im Prinzip hätte ich es am liebsten wenn es so wäre wie du sagst, und man mit vernünftiger Kommunikation die Sache lösen könnte. Ich bin immer für vernünftige Gespräche und lehne irrationales Geschwätz normalerweise ab.) würde ich dieses Thema gerne genauer behandeln und dir ab und zu eine oder mehrere Fragen dazu stellen, bzw. gefundene (wirkliche oder scheinbare) Widersprüche zur Diskussion anbieten.

Bist du bereit für solch einer Arbeit?

Falls ja, hier ist mein erster Punkt:

Wenn ich es richtig verstanden habe, glaubst du, daß man nur mit Vernunft bzw. mit vernünftiger bzw. differenzierender Kommunikation auf dem Gebiet des „Benachteiligtwerdens des Mannes per Gesetz“ usw. weiterkommen kann. Daß man die gemäßigte Mehrheit nur mit vernünftigen Argumenten auf seine Seite zu ziehen vermag, und dann durch diese Mehrheit Gesetzesänderungen bewirken kann die die Dinge dann per Gesetz ins rechte Lot rücken.

Frage: Haben die Feministinnen es so gemacht?

Ich denke, nicht!

Sie haben weder vernünftig und differenziert argumentiert, noch eine Mehrheit der (gemäßigten) Bevölkerung auf ihre Seite zu ziehen vermocht. Bezüglich der Gesetze setzen sie -wo sie (noch) keine ausreichend wünschenswerten Änderungen der Gesetze erreicht haben- ganz einfach dumm-dreist ihre Anliegen, konträr zu unseren bestehenden Gesetzen durch.

Ich glaube, sie haben den Weg in politische Machtpositionen nur dadurch gefunden, daß sie sich damals an die Grünen ran gehangen haben. Die Mehrheit der Bevölkerung wollte und will den Feminismus nicht. Und trotzdem sind sie relativ an der Macht (wenn man die Politik ansieht) Die Grünen waren damals hauptsächlich für die Natur, z.B. gegen eine möglicherweise in der Zukunft radioaktiv verseuchte Umwelt (vereinfacht ausgedrückt). Viele Wähler waren natürlich ebenso gegen eine radioaktiv verseuchte Umwelt. Also wählten sie die Grünen (Und mit ihnen zwangsläufig die Feministinnen gleich mit). Es ist so wie wenn man einen krebskranken Politiker wählt. Man wollte eigentlich nur den Politiker, nicht den Krebs bzw. der Krebs könnte dann nachher behaupten, der Wähler hätte sich für ihn entschieden und nun müsse die Politik dem Auftrag der Wähler folgen und überall Krebsgleichstellungsstellen zur Gleichstellung von Krebserregern mit Vitaminen einrichten…
Ich persönlich habe die Grünen (oft schweren Herzens) nie gewählt obwohl ich ein Naturliebhaber bin. Ich ziehe letztlich eine radioaktiv verseuchte Umwelt dem Feminismus vor. Ist für mich das kleinere Übel. (Gegen radioaktive Strahlung soll Niacin helfen, habe ich irgendwo gehört…)

Ganz grundlegend bezweifle ich 2 Dinge:

1) Das hier in Deutschland (in jedem Fall) gemacht wird was die Mehrheit will (Die Rechtschreibreform [85 % der Bevölkerung will sie nicht], die Legalisierung der Abtreibung, daß Homosexuelle heiraten dürfen, den EURO, usw. sind nur einige Beispiele) Hier wird also, wie man sieht, (des öfteren) über die Meinung und den Willen der Mehrheit hinweg regiert. Und damit nicht genug. Die Gesellschaft wird über die Medien "meinungsbildend" massiv beeinflußt und gleichzeitig werden entgegengesetzte Meinungen unterdrückt usw. –ist uns ja eh bekannt…

2) Das es die Lösung bedeuten muß, wenn wir erreichen, daß Gesetze entsprechend verändert werden.
Ich bin natürlich dafür, glaube aber nicht, daß dies reicht. Wie man sieht haben wir bereits (teilweise) recht gute Gesetze Die Gesetze werden aber von Politik und Justiz auf diesem Gebiet bei Bedarf uminterpretiert oder es werden Zusätze eingeführt die diese Gesetze in ihrem ursprünglichen Sinn nichtig machen oder sogar ins Gegenteil verkehren (z.B. § 3 ist ein Lach-Paragraph, um nur einen zu nennen). Wir haben also zum Teil, im Grunde relativ akzeptable Gesetze (womit ich nicht den §3 meine), hier wird aber etwas ganz anderes praktiziert als diese Gesetze vorschreiben. Was machen wir also, selbst wenn alle Gesetze für uns akzeptabel wären, aber dennoch anders verfahren wird?

Man kann vor dem Europäischen Gerichtshof für die Einhaltung der Gesetze klagen, bringt aber möglicherweise nicht viel. Mich würde es nicht wundern wenn in einigen Jahren europaweit eine „positive Diskriminierung von Männern“ per Gesetz vorgeschrieben würde. Wenn man sich GM ansieht… Wer kontrolliert die, die uns kontrollieren? Die Richter sind praktisch unangreifbar.

Hier noch mal zusammengefaßt die Punkte wo ich denke, daß die Feministinnen eher im Gegenteil zu deiner „Theorie der Vernunft“ erfolgreich vorgegangen sind:

A) Feministinnen sind, soweit mir bekannt, ohne vernünftige und differenzierende Argumentation in der Politik in wichtige Positionen eingedrungen, im Gegenteil: soweit mir bekannt, wurden nur Verallgemeinerungen vorgebracht (jedes 12 jährige Kind kann mit Leichtigkeit in einem Sekundenbruchteil die widernatürlichen Ziele der Feministinnen erkennen. Jeder normale Mensch konnte und kann sie als widernatürlich erkennen. Warum wurde und wird dieser sich wie ein sozialer Krebs auswirkende Schwachsinn nicht gestoppt? (nach dem Motto „Wehret den Anfängen!“). Wenn man also mit -das andere Geschlecht beleidigenden- Verallgemeinerungen weiterkommen kann, warum dann nicht wir auch? Ich befürchte nämlich, daß es möglicherweise nur so zu gehen scheint. Ich bin mir da aber unsicher. Es gefällt mir natürlich nicht. Vielleicht muß man sogar verallgemeinernde Argumente anbringen die den Anderen dann in den Ohren stecken bleiben weil sie diese Lüge nicht mehr abschütteln können. In der Werbung arbeitet man so! „Dixi spült wie die Feuerwehr“ (was natürlich ein Quatsch ist, es funktioniert aber scheinbar…)

B) Sie haben es geschafft ohne von der gemäßigten Allgemeinheit dafür abgesegnet worden zu sein. (indem sie sich einfach immer nur an andere Parteien mit ran gehangen haben)

Wenn also die Feministinnen mittels einschleichenden Strategien „an die Macht“ (wenn ich das mal überspitzt so ausdrücke) kommen konnten, und praktisch all das nicht verwendet haben oder zur Verfügung hatten, was du für das Beste in der Vorgehensweise hältst (Vernünftige Argumentation + Mehrheit der gemäßigten Wählerschaft) dann scheint das doch zu beweisen, daß es anders (auch) geht.

Es gibt da auch noch einen Unterschied: Die Feministinnen brauchten und brauchen sich lediglich gegenüber weitgehend neutralen Personen (die Mehrzahl der Männer war damals eher neutral und ist jetzt blind und „gezwungenermaßen“ sogar Mainstream - entsprechend „pro Feminismusforderungen“) mit ihren Forderungen durchzusetzen. Es gab und gibt keinen nennenswerten Widerstand. Wogegen wir jetzt gewissermaßen bei den FeministInnen Anträge auf weniger „positive Diskriminierung der Männer“ und weniger Unterdrückung stellen müßten. Was für ein Schwachsinn. Da stellen sich einem ja wohl die Zehennägel hoch. Wird nichts bringen, ist auch gegen den Stolz des Mannes. Ich bin deshalb dagegen!

Ich bin mir bewußt, daß ich hier versuche, Risse und Ungereimtheiten in deiner Vorgehens - Philosophie zu finden, und selbst gleichzeitig nicht Besseres anbieten kann als ein eher unklares Gefühl in einer anderen Richtung als deiner.
Meine Art, jemanden ernst zu nehmen der andere Ansichten als ich vertritt, ist, seine Aussagen auseinander zu nehmen so gut ich kann und wo immer ich eine Schwäche wahrnehme, und zwar so lange bis mir nichts mehr einfällt, und gleichzeitig ehrlich offen bin, mich überzeugen zu lassen wenn der Andere tatsächlich letztendlich die besseren Argumente haben sollte!

Für dich bietet sich damit automatisch die Möglichkeit, deine Vorgehens - Philosophie gemäß der Fragen, für uns zu präzisieren.

Es geht ja auch natürlich hier nicht (nur) um mich, sondern um die berühmten „Mitleser“.

Grüße
Gast


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