Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

Archiv 1 - 20.06.2001 - 20.05.2006

67114 Postings in 8047 Threads

[Homepage] - [Archiv 1] - [Archiv 2] - [Forum]

Vernunft

Nick, Saturday, 28.08.2004, 23:12 (vor 7384 Tagen) @ Eugen Prinz

Als Antwort auf: Re: für böse Buben von Eugen Prinz am 28. August 2004 16:50:58:

Ich schrieb (und du zitierst völlig richtig): "Ein erwachsener Mann ist nicht trieb-, sondern vernunftgesteuert [fett im Original]."
Ich schrieb nicht: "Ein erwachsener Mann ist ausschließlich vernünftig und hat keinen Trieb mehr."
Du bemerkst sicher auch den Unterschied?

Damit könnte man im Grunde schon aufhören, denn mit der verkehrten Prämisse fällt die ganze darauf fußende Argumentation.

"Ist z.B. ein Katholik nach dieser Definition erwachsen, wenn er sich von seinem Glauben leiten lässt? Hat der Glaube etwas mit Vernunft zu tun?"

Hier unterstellst du stillschweigend die Prämisse als gegeben, daß der Glaube unvernünftig sei. Es ist bekannt, daß du das so siehst. Aber es ist deswegen noch längst keine Tatsache, sondern eben nur deine Meinung. Die ist dir unbenommen. Daraus folgt für dich natürlich, daß es nur konsequent ist, wenn du Glauben für dich ablehnst. Das "darfst" du nicht nur, du mußt es logischerweise sogar tun - und es ist ja auch völlig ok.

Ich aber sehe die Sache nun mal umgekehrt: der Glaube ist für mich Ausdruck der menschenmöglich höchsten Form der Vernunft. Sonst würde ich ihm ja nicht folgen. Auch das ist deshalb also nur konsequent. Und da du ausdrücklich nach meiner(!) Definition gefragt hattest, folgt daraus, daß "ein Katholik, der sich von seinem Glauben leiten läßt" - wie du ganz richtig vemutest - offenbar erwachsen und vernünftig ist.

Jetzt könnte man allenfalls noch darüber grübeln, welche der beiden Argumentationen nun im Ganzen die vernünftigere ist - deine oder meine.

"Aha, man kann also das eine tun und braucht das andere darum nicht zu lassen. q.e.d."

Dieser Satz ist sehr allgemein - und natürlich sehr richtig. Aber er beweist nichts. Weil nämlich nie Gegenteiliges von mir behauptet wurde, kann der Satz - logischerweise - auch nichts widerlegen, was von mir behauptet wurde. Wenn du selbst allerdings zuvor fälschlich Gegenteiliges unterstellt hattest, dann sollte dir eben dies durch deinem Satz klarwerden.

"Der Trieb ist ja nichts schlechtes. Er ist gewollt. Er ist eine von vielen Stimmen, die in uns sprechen, und wenn wir ihr auch mal Gehör schenken, dann werden wir deswegen noch lange nicht zum Tier."

Das ist Wort für Wort richtig. Nur ging es im Bezugsposting eben nirgends um einen "Chor von vielen Stimmen, die in uns sprechen" (was ja völlig unbestritten ist). Es wurde desweiteren nicht mal angedeutet, man solle irgendeiner dieser Stimmen nicht "auch mal Gehör schenken". Es war auch nirgends davon die Rede, daß man etwa "zum Tier" würde, wenn man es täte.

Darum muß man wohl den Schluß ziehen, daß all dies deine eigenen Vorstellungsbilder sind, mit denen du dich hier näher unterhältst? Ist das richtig oder falsch?

Es ist offenbar richtig. Denn im Bezugsposting war im Zusammenhang von "Vernunft" und "Trieb" ja ausschließlich von Steuerung die Rede, von nichts anderem.

Zusammenfassend kann man also festhalten, daß ich die Ansicht vertrete, es geziehme sich für einen erwachsenen Mann, wenn er von der Vernunft und nicht vom Trieb gesteuert werde.

Weiter folgt, daß umgekehrt eine Steuerung des Menschen durch den Trieb unvernünftig ist, da ja der Trieb, außer daß er "gewollt" (von wem eigentlich? :-)), gut, berechtigt, lustvoll, schön, wasweißichnoch ist... eines mit absoluter Sicherheit nicht ist: "vernünftig" nämlich!

Man kann es auch ganz einfach ausdrücken:
Wer muß, weil er nicht anders kann, ist unfrei.
Wer anders kann, aber nicht muß, der ist frei.

Excalibur_124


gesamter Thread:

 

powered by my little forum