Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Re: Dafür Mädchen einer, Böse Buben

Maesi, Monday, 30.08.2004, 20:57 (vor 7382 Tagen) @ Odin

Als Antwort auf: Dafür Mädchen einer, Böse Buben von Odin am 27. August 2004 10:14:47:

Hallo Odin

aus "Psychologie heute" September 2004
Brave Mädchen, böse Buben
[...]die Forscher entdeckten einen interessanten Unterschied zwischen traditionellen und modernen Gesellschaften. in modernen Gesellschaften weisen Frauen den Männern mehr schlechte Eigenschaften zu, während Frauen in Teil traditionellen Gesellschaften die Männer zugleich positiv und negativ beschreiben. die negative Sicht resultiert nach Meinung der Forscher aus der Unterdrückung und Abhängigkeit, die Frauen in Patriarchaten erdulden müssen. diese Frauen schätzen an Männern jedoch deren Funktionen als Versorgung BEschützer. sie lassen sich eher als Frauen aus modernen Gesellschaften feindseligen Sexismus durch Männer gefallen, weil sie von der Aggressivität und Stärke der Männer letztlich auch wieder profitieren. " da Frauen in traditionellen Gesellschaften beide Aspekte berücksichtigen, ist von ihnen kein Aufstand gegen das männliche Geschlecht zu erwarten ", meinen die Forscher. nach ihrer Ansicht werden sich diese unterschiedlichen Images von Männern und Frauen in traditionellen Gesellschaften so lange halten, wie die Meinung von DER " naturgegebenen " und " rechtmäßigen " Überlegenheit des männlichen Geschlechts kursiert.

Zwei Details sind IMHO in diesem Artikel interessant:

1. Es wird festgestellt, dass Frauen in modernen Gesellschaften Maennern mehr schlechte Eigenschaften zuweisen als Frauen in traditionellen Gesellschaften das tun. Es wird auch auseinanderdividiert, weshalb Frauen in traditionellen Gesellschaften Maenner zugleich positiv und negativ beschreiben. Auffaelligerweise fehlt jedoch, weshalb Frauen in modernen Gesellschaften Maenner schlecht bewerten, und weshalb sie Frauen positiv bewerten; da Frauen in modernen Gesellschaften nicht mehr unterdrueckt werden, kann das ja kaum mehr der unmittelbare Anlass sein, Maennern schlechte Attribute zuzuweisen. Zugleich wirft das die Frage auf, welche Frauen die Maenner realistischer bewerten: Frauen in modernen oder in traditionellen Gesellschaften.

2. Weshalb Frauen in allen Gesellschaften und von beiden Geschlechtern besser bewertet werden, wird ueberhaupt nicht naeher zu erklaeren versucht (ganz im Gegensatz zum Erklaerungsversuch des 'schlechten' Bildes von den Maennern); es wird einfach als Faktum akzeptiert ohne weitere Begruendung.

Grundsaetzlich handelt es sich hier um eine Art Meinungsumfrage: Es wurde danach gefragt, wie sehen die Menschen andere Menschen als amorphe Vertreter des einen oder anderen Geschlechts. Das muss jedoch keineswegs die Realitaet wiederspiegeln. So ist beispielsweise keineswegs sicher, ob Frauen in traditionellen Gesellschaften machtlos sind; in modernen Gesellschaften kann man ein solches Frauenbild ohnehin als realitaetsfremd bezeichnen. Die Erde wuerde ja auch nicht ploetzlich flach werden, bloss weil die Mehrheit der Menschen daran glaubt. Je genauer man aus soziologischer Sicht die Verhaeltnisse und Interaktionen zwischen Vertretern der beiden Geschlechter erforscht, desto staerker verwischen sich die Machts- und Ohnmachtsgrenzen, die auf den ersten Blick als deckungsgleich mit den Geschlechtergrenzen erscheinen.

Ohnmachtsgehabe oder vorgegaukelte Schwaeche koennen sogar gezielt als Machtinstrument eingesetzt werden. Der Schwache/Ohnmaechtige kann aus ebendieser Situation heraus etwas nicht selbst tun und fordert deshalb ultimativ die Hilfe des Starken und Maechtigen ein. In diesem Fall kann gespielte Schwaeche/Ohnmacht eine erfolgversprechende Strategie zur Erreichung eines bestimmten Ziels sein - ist dann also ein Machtmittel. Entscheidend ist dabei, dass die Schwaeche/Ohnmacht so gut gespielt wird, dass sie von realer Schwaeche/Ohnmacht nicht unterschieden werden kann. Diese Machtmittel sind von erheblicher psychologischer Bedeutung und sollten eigentlich in solche Studien mit einfliessen; offensichtlich sind die hinter dieser Studie steckenden Psychologen aber nicht an diesen Zusammenhaengen interessiert - vielleicht sollten sie sich ihre Studiengelder zurueckzahlen lassen...

Der Feminismus setzt diese Machtstrategie uebrigens geradezu exzessiv ein; obwohl er immer wieder betont, dass Frauen alles genau so gut koennten wie Maenner, werden unzaehlige Sonderprivilegien und -massnahmen nur fuer Frauen eingefordert.

Gruss

Maesi


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