Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Re: Von wegen "Selber schuld, wenn sie nicht entschlossen fordern..."

Maesi, Sunday, 03.04.2005, 12:56 (vor 7565 Tagen) @ Garfield

Als Antwort auf: Re: Von wegen "Selber schuld, wenn sie nicht entschlossen fordern..." von Garfield am 01. April 2005 13:50:32:

Hallo Garfield

Wenn man Einkommen objektiv vergleichen will, muß man aber nicht nur die Berufserfahrung einbeziehen, sondern auch noch andere Faktoren wie z.B. absolvierte Fortbildungen, genauer beruflicher Einsatz (die Berufsbezeichnung allein ist da nicht immer aussagekräftig), das Lohnniveau in der jeweiligen Region (wenn du Gehälter in München mit Gehältern in Rostock vergleichst, werden viele Rostocker auch bei exakt gleicher Tätigkeit, gleicher Berufserfahrung usw. weniger verdienen, egal ob männlich oder weiblich), geleistete Überstunden, Zulagen für unangenehme oder gefährliche Tätigkeiten usw.
Für viele Studien wird das nicht so detailiert getan, weil die so zu erwartenden Ergebnisse nicht erwünscht sind.

Mir ist keine einzige Studie bekannt, in der wirklich alle lohnrelevanten Faktoren miteinbezogen worden waeren. Schon der Faktor 'Arbeitsleistung' taucht beispielsweise in dem meisten Studien gar nicht erst auf. Erstens haben die wenigsten derjenigen, die solche Studien verfassen, ueberhaupt Zugriff auf detaillierte Leistungsdaten aus den Betrieben und zweitens ist es gerade in frauendominierten Berufen sehr schwierig Leistungen auch nur halbwegs objektiv beurteilen zu koennen - von Vergleichsschwierigkeiten der Arbeitsleistungen zwischen verschiedenen Berufen und Branchen (z.B. zwischen einem Krankenpfleger und einem Bauarbeiter) ganz zu schweigen. Noch schwieriger ist es, die Arbeitsmarktsituation miteinzubeziehen, da hier erhebliche Differenzen zwischen verschiedenen Berufen und Regionen auftreten; auch die Entloehnung gehorcht bis ja zu einem gewissen Grad den Gesetzen von Angebot und Nachfrage. Die Angebots-/Nachfragesituation in den Berufen habe ich ueberhaupt noch nie als lohnbeeinflussenden Faktor gesehen, obwohl dieser mindestens so wichtig ist, wie die Leistung oder die Ausbildung.

Die meisten Statistiker konzentrieren sich deshalb auf (vermeintlich) harte Fakten, wie die Ausbildung, die Arbeitszeitlaenge (wobei hier eine international akzeptierte Standardarbeitszeit zugrundegelegt wird), Berufsprofile etc.; gelegentlich werden auch noch Faktoren wie Sonderentschaedigungen (z.B. fuer ausserordentliche Sonn- und Feiertagsarbeit oder Gefahrenzulagen), Absenzen usw. beruecksichtigt. Eher selten anzutreffen sind der Einbezug der Berufserfahrung, oertliche und zeitliche Flexibilitaet oder allfaellige Zaesuren in den Erwerbsbiographien, wobei es sich bei diesen zugegebenermassen um teilweise sehr schwer quantifizierbare Einflussgroessen handelt.

Denn diese Studien werden ja meist von Einrichtungen in Auftrag gegeben, die sich vorwiegend oder ausschließlich mit dem befassen, was die dort tätigen Personen für Gleichberechtigung halten. Und diese dort tätigen Personen sind üblicherweise Frauen und feministisch "vorgebildet". So ist es ganz klar, worin die ihre Aufgabe sehen, und um dafür weiterhin Geld zu bekommen, brauchen sie eine berufliche Existenzrechtfertigung. Also geben sie diese Studien genau dort in Auftrag, wo sie sicher sein können, daß das gewünschte Ergebnis herauskommt. Dieses Ergebnis frisiert frau sich nötigenfalls noch etwas zurecht und schon gibt es wieder Schlagzeilen wie "Frauen immer noch unterbezahlt" oder "Gleichstellung zwischen den Geschlechtern noch längst nicht erreicht". Und die Gelder fließen sinnlos weiter.

Das ist in der Tat ein weiteres Problem.

Gruss

Maesi


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