Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

Archiv 1 - 20.06.2001 - 20.05.2006

67114 Postings in 8047 Threads

[Homepage] - [Archiv 1] - [Archiv 2] - [Forum]

Re: Der Mythos von der ukrainischen Zwangsprostituierten

Garfield, Tuesday, 12.04.2005, 15:56 (vor 7556 Tagen) @ Wodan

Als Antwort auf: Re: Der Mythos von der ukrainischen Zwangsprostituierten von Wodan am 11. April 2005 20:34:

Hallo Wodan!

Ich denke, die FDP versucht so nur noch ein paar mehr Wähler einzufangen. Tatsächlich scheren die sich nicht die Bohne um Bürgerrechte.

Paul schrieb: "Stellte traditionell der Staat und eine staatskollektivistische Denke die grösste Gefahr für die Rechte des Individums dar, so sind dies in einer vollkommen deregulierten Wirtschaft die Konzerne. Denn - und das wird leicht üebersehen - ein Konzern ist letztlich nichts anderes als ein Kollektiv."

Das ist ein ganz wesentlicher Punkt. Neoliberale betonen ja immer gern, daß es ihnen auch darum gehen würde, den Markt von Regulierungen zu befreien und ihn so frei zu gestalten, damit sich alles nur noch nach den Gesetzen von Angebot und Nachfrage richten könne.

Dabei übersehen sie gern, daß ja nicht nur der Staat regulierend in die Wirtschaft eingreift, sondern daß große Konzerne dies sogar noch mehr tun, indem sie beispielsweise Druck auf Zulieferer und Händler ausüben, um kleinere Konkurrenten vom Markt zu verdrängen. Oder indem sie sich Märkte untereinander aufteilen und so durch de-facto-Monopole den Kunden auch Preise diktieren können.

Letzteres praktizieren auch kleine und mittlere Unternehmen. In Holland gab es vor kurzem so einen Fall: Da haben sich die Baufirmen zusammen geschlossen und das Land untereinander aufgeteilt. Jede Firma bekam eine bestimmte Region als eigenen Monopol-Markt zugewiesen. Natürlich konnte man nicht verhindern, daß Auftraggeber bei einer Firma aus einer anderen Region anfragen, und bei Ausschreibungen werden ja grundsätzlich immer mehrere Angebote geprüft. Das Problem löste man, indem sich alle Baufirmen verpflichteten, bei Anfragen außerhalb ihrer Region grundsätzlich weit überhöhte Preise zu nennen. So stellte man sicher, daß der Auftrag grundsätzlich nur bei der Firma landet, der die jeweilige Region zugeteilt wurde, und so konnte man dann die Preise allgemein hoch drücken.

Solche Praktiken stören Neoliberale merkwürdigerweise gar nicht, obwohl so etwas den freien Markt viel wirkungsvoller aushebelt als staatliche Regulierungen.

Da sieht man dann auch deutlich, worum es Neoliberalen wirklich geht: Um den Maximal-Profit. Regulierungen, die den Profit schmälern (z.B. Mindestlöhne, Tarifverträge, Arbeits- oder Umweltschutz-Bestimmungen, Kündigungsschutz-Gesetze usw.) sind böse und werden abgelehnt. Regulierungen, die den Profit erhöhen werden dagegen selbstverständlich nicht kritisiert. Solche Regelungen gelten als gut, und davon kann es für Neoliberale gar nicht genug geben.

Genauso sehen sie auch die Thematik der Bürgerrechte. Bewirkt deren Beschneidung Profit-Einbußen, dann sind sie dagegen. Erhöht sich der Profit aber durch Beschneidung irgendeines Bürgerrechtes, dann sind sie natürlich dafür.

Die FDP können wir also auch getrost vergessen.

Freundliche Grüße
von Garfield


gesamter Thread:

 

powered by my little forum