Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Re: Neoliberal

Peter, Tuesday, 12.04.2005, 21:37 (vor 7556 Tagen) @ Garfield

Als Antwort auf: Re: Neoliberal von Garfield am 12. April 2005 16:32:02:

Hallo Garfield,

ich schrieb zwar schon, dass manche dieser Fragen weniger hierhin gehoeren, aber andereseits sind die Fragen sehr wichtig und, um Breitenwirkung zu entfalten, muss auch der Maskulismus sich fragen (aber nicht unbedingt abschliessend beantworten), wie er sich das Verhaeltnis von Staat und Buergern vorstellt. Deswegen beschreibe ich meine Sicht der Dinge.

"Anti-Kartellgesetzgebung wird auch von (einem Grossteil der) Neoliberalen gewuenscht."
Ja? Ich höre und lese von Neoliberalen ständig, daß es keinerlei staatliche Regulierungen geben dürfe, also auch keine Anti-Kartell-Gesetze. In einem anderen Forum schrieb mir auch mal einer, daß das Bundeskartellamt abgeschafft gehöre.

Auch unter Neoliberalen gibt es Sektierer, z.B. die von Ayn Rand inspirierten, das sollte aber nicht mit der Gesamtheit verwechselt werden. Die Frage ist nicht: Sind Kartellgesetze gut oder schlecht an sich? sondern: Sind sie gut oder schlecht zur Steigerung der Produktivitaet? Es soll einem Unternehmen ermoeglicht werden, die Gewinne fuer seine Risiken einzufahren, auch wenn die Gewinne traumhaft hoch sind. Andere Teilnehmer sollen andererseits nicht gehindert werden, sich am Markt zu betaetigen. Eine starke Kritik von Kartellen kommt ja von den Nachfragern - sie sollte gehoert werden. Andererseits finde ich Kartelle manchmal durchaus nicht so schlecht, z.B. Gewerkschaften, eine klassische Form eines Anbieterkartells.

"Profit ist gut, denn er zeigt eine effektive Ausnutzung von Resourcen und Arbeitskraft."
Oder eine maximale Ausnutzung staatlicher Subventionen (= Steuergelder) bei gleichzeitiger Vermeidung der Zahlung von Steuern über diverse Abschreibungsmöglichkeiten, kombiniert mit Lohn-Dumping und Preistreiberei durch Monopole und Oligopole.

Wenn der Staat die Bedingungen kuenstlich verzerrt, sollte man sich ueber Subventionsausnutzung nicht wundern: Im Englischen heisst sowas auch "corporate welfare".

Profit allein ist kein Indikator für Effektivität. Ein Unternehmen, das viel investiert, wird beispielsweise unterm Strich entsprechend weniger Profit einfahren als ein Unternehmen, das sich die Investitionen lieber spart. Welches der beiden Unternehmen wird dann wohl in ein paar Jahren besser dastehen?

Profit kann sowohl kurzfristig als auch langfristig sein. Und ich bleibe dabei: Profit ist gut.

Für viele Neoliberale scheint Profit aber alles zu sein.

Hier gilt wie oft: Profit ist nicht alles, aber ohne Profit ist alles nichts, weil sonst unser Arbeitsleben zusammenbrechen wuerde: Alle leben von Arbeit, von ihrer eigenen oder der von anderen.

Wenn sie klug wären, dann würden sie am Prinzip der sozialen Marktwirtschaft festhalten. Denn der Wirtschaftskreislauf läuft nur solange rund, wie das Geld eben auch schön im Kreis fließt. Sobald mehr Geld von der Masse der Bevölkerung zu einigen wenigen fließt als wieder zurück, läuft der Wirtschaftskreislauf nicht mehr rund.

Das Geld fliesst immer im Kreise, aber durch welche Taschen? In der Wirtschaftstheorie ist eher unerheblich, wer wieviel ausgeben kann. Die Verteilung von Einkommen und Vermoegen koennte durchaus ungleicher sein als heute bei gleichzeitig guter Wirtschaftslage. Auf Linderung akuter Not von Armen will auch nicht verzichten, aber dass der Verteilungskreislauf staatlicher Sozialsysteme den Buergern grosse Teile ihres erarbeiteten Geldes wegnimmt, stoert mich schon.

Auch als Maskulist lege ich Wert auf eine Zurueckdraengung des Staates aus dem privaten Bereich, in dem er sich haeufig als Staatsfeminismus bemerkbar gemacht hat. Das Private ist privat (und nicht politisch).

Gruss,

Peter


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