Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Re: Miegel: "Kein Platz für Kinder"

Garfield, Tuesday, 14.03.2006, 17:23 (vor 6765 Tagen) @ Scipio Africanus

Als Antwort auf: Re: Miegel: "Kein Platz für Kinder" von Scipio Africanus am 14. März 2006 14:29:

Hallo Scipio!

Ja, das ist der übliche Unsinn, den auch unsere Politiker gern verbreiten, um davon abzulenken, daß das Rentenproblem vor allem aus der steigenden Erwerbslosigkeit resultiert (denn weder Kinder noch Erwerbslose zahlen effektiv Rentenbeiträge) und daß sie mit ihrer jahrzehntelangen Mißwirtschaft das Problem noch verschärft haben. Da kommt ihnen alles sehr gelegen, das dazu beiträgt, die Bevölkerung in Gruppen und Grüppchen zu spalten, und so hetzt man eben auch gern Menschen mit Kindern gegen Menschen ohne Kinder und natürlich auch umgekehrt auf.

"Das Rentensystem fusst auf der ( fälschlichen )Annahme, dass immer genügend Kinder geboren werden, um die Altersversorgung zu sichern."

Falsch. Es basiert auf der Annahme, daß es immer genügend Beitragszahler gibt. Wenn jedoch immer mehr Menschen erwerbslos sind, dann gibt es eben auch immer weniger Beitragszahler. Wenn dann obendrein denjenigen, die noch Jobs haben, auch noch der Lohn gekürzt wird, dann zahlen die auch noch immer weniger Beiträge in die Rentenkasse ein. So muß es dann zwangsläufig immer schwerer werden, die Renten für diejenigen, die in den guten Zeiten hohe Rentenansprüche erarbeitet haben, noch weiter zu finanzieren, zumal ja auch die Rücklagen der Rentenversicherung immer weiter gekürzt worden sind. Weder mehr Kinder noch mehr Einwanderer ändern etwas daran. Ganz im Gegenteil.

"Diese Kinderlosensteuer wäre hoch, sehr hoch sogar, denn die finanziellen Investitionen, die eine Familie tätigen muss, bis die Kinder selbstständig sind, ein Einkommen erzielen und somit zu Unterstützern des Rentensystems werden, sind beträchtlich."

Diese Kinderlosensteuer gibt es doch schon lange. Was glaubst du denn, wer das Geld für Schulen, die Zuzahlungen für Kindergärten und andere Einrichtungen für Kinder, das Kindergeld, die Kinderfreibeträge usw. ganz wesentlich finanziert? Das sind zum einen die Kinderlosen und zum anderen diejenigen, deren Kinder schon so alt sind, daß sie von all diesen Leistungen nicht mehr profitieren und so dann eben auch unterm Strich einen wesentlichen Beitrag dazu leisten.

"Diese Leistungen werden nicht im geringsten abgegolten."

Es gibt keine Leistungen abzugelten. Die Rente eines Kinderlosen errechnet sich nämlich einzig und allein aus den von ihm gezahlten Rentenbeiträgen. Die Anzahl der Kinder in Deutschland findet dabei nur insofern Beachtung, als mit den zu erwartenden demografischen Veränderungen Rentenkürzungen begründet werden. Würde sich die Anzahl der Kinder jetzt erhöhen, würde man dies selbstverständlich nicht zum Anlaß nehmen, die Renten zu erhöhen. Denn wie schon geschrieben, würde die Erwerbslosigkeit dadurch ja nicht sinken, sondern im Gegenteil sogar noch weiter steigen. Das würde zusätzliche Kosten generieren und die staatlichen Kassen weiter leeren, so daß dann auch für Rentenerhöhungen gar kein Spielraum vorhanden wäre.

"Es ist nicht ersichtlich, warum Familien mit Kindern Kinderlosen ihren in der Regel gehobenen Lebensstandard subventionieren sollen."

Welcher gehobene Lebensstandard? Woher hast du diesen Unsinn? Meine Frau und ich haben auch keine Kinder (aus medizinischen Gründen). Komm uns doch mal besuchen und zeige uns, wo sich bei uns die Geldsäcke stapeln! Ich finde sie nämlich leider nirgends. Wir sind froh, daß wir von der Oma meiner Frau vor kurzem Geld für eine neue Heizung bekommen haben - sonst hätten wir uns die nämlich gar nicht leisten können und dann zusehen müssen, wie wir vor jedem Winter an 3000 Liter Heizöl kommen.

Und im Vergleich zu anderen geht es uns sogar noch gut. Mein Bruder wohnt noch bei meinen Eltern. Er hat auch keine Kinder und noch nicht mal eine Partnerin. Eine eigene Wohnung könnte er sich gar nicht leisten. Wie auch, wenn er im Winter gar keinen Job findet und auch im Sommer oft nur für 4-8 Euro pro Stunde arbeiten muß. Als Kinderloser fliegt man obendrein nämlich auch noch überall zuerst raus. Das nennt sich dann "sozialverträglich". Eine Mutter, die auch gut als Hausfrau vom durch Ehegattensplitting und Kinderfreibeträgen erhöhten Netto-Gehalt ihres Mannes leben könnte, bleibt im Job, ein alleinstehender Mann dagegen fliegt raus und kann dann zusehen, wovon er weiter die Miete für seine kleine Wohnung zahlt. Und eine Partnerin findet er dann natürlich auch nicht. Dem Bruder meiner Frau gehts genauso. Der hat jetzt einen Mini-Job in einem Fitneß-Center. Auch wieder so ein steinreicher Kinderloser, der seine 1-Zimmer-Wohnung kaum bezahlen kann...

"Die Steuer wäre derart hoch, dass das Sitzen weh täte, aber trotzdem nichts anderes als Kostenwahrheit. Hart aber fair."

Hast du überhaupt eine Vorstellung davon, was ein Kinderloser ganz ohne Freibeträge heute schon an Steuern und Abgaben zahlt? Der arbeitet doch jetzt schon locker weit mehr als 6 Monate nur für den Staat! Wie hoch soll man das deiner Meinung nach noch schrauben? Auf 13 Monate pro Jahr? Was glaubst du wohl, wer so dumm sein wird, dann in Deutschland noch legal auch nur einen Finger zu rühren? Und was meinst du, wie lange es dann noch dauern wird, bis das deutsche Sozialsystem zusammen bricht wie ein Kartenhaus? Es sind nämlich nicht die Kinder, die das alles finanzieren und aufrecht erhalten, und auch die Eltern tun das nur zum geringeren Teil.

Garfield


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