Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Re: Differenzierte Betrachtung

Arne Hoffmann, Tuesday, 26.11.2002, 11:49 (vor 7883 Tagen) @ Markus

Als Antwort auf: Differenzierte Betrachtung von Markus am 25. November 2002 19:12:28:

Bei den Taliban hatten Frauen nicht mal das Recht in ein Krankenhaus zu gehen.

Soweit ich weiß, durften sie nicht ohne männliche Begleitung zum Arzt. Dafür gab es allerdings auch die Begründung, dass Afghanistan nach Jahren des Bürgerkriegs auch "psychisch" am Boden lag und Frauen sich ohne Begleitung vor Vergewaltigern nicht mehr sicher sein konnten.

In meinem e-zine INVISIBLE MEN habe ich über längere Zeit auch Beiträge zur Situation in Afghanistan und anderen Ländern veröffentlicht. Das kann ich jetzt nicht alles nachholen. Generell gesprochen: Es ist sehr heikel, ohne nähere Kenntnisse in eine andere Kultur hineinzuschauen, nur darauf zu achten, wie Frauen dort behandelt werden (womöglich noch aus westlicher Perspektive) und dann Thesen über ihre Unterdrückung in diesen Ländern aufzustellen.

In einer zehntägigen Kampagne ab dem 22. November letzten Jahres haben US-amerikanische Männerrechtler darauf hingewiesen, dass die Misshandlung von Frauen in Afghanistan breiten Raum in unseren Medien einnimmt, während die mindestens ebenso brutalen Misshandlungen von Männern Gendercide Watch zufolge einem Schweigetabu unterliegen, ignoriert und verharmlost werden. Frauen wurde das Recht auf Ausbildung, auf Arbeit und auf freie Bewegung im öffentlichen Raum genommen. Männer in Afghanistan werden öffentlich zusammengeschlagen, von ihren Familien getrennt, zum Kriegsdienst zwangsverpflichtet, in Arbeitslagern geschunden, willkürlich hingerichtet, gefoltert und massenweise umgebracht. Unter anderem sei die gesamte Region mit Landminen durchseucht - denen Frauen zu 10 Prozent zum Opfer fielen (Männer zu 60 und Kinder zu 30 Prozent). Unter Übergriffen der "religious police" litten Männer ebenfalls etwa sechsmal so häufig wie Frauen. Von der UNO über die Weltgesundheitsorganisation WHO bis zum hohen Flüchtlingsrat der Vereinten Nationen tun aber praktisch sämtliche bedeutenden internationalen Organisationen so, als ob nur das Leiden des weiblichen Geschlechts zähle.

Diese Aktionswoche hat allerdings nichts bewirkt. Wenig später erließ die US-Regierung ein Hilfsprogramm speziell für "Frauen und Kinder in Afghanistan". Hat sich in den Medien bestimmt gut gemacht.

Herzlicher Gruß

Arne


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