Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Re: Beschneidung, Vergewaltigung, Todesstrafe (lang)

Garfield, Monday, 02.12.2002, 13:28 (vor 8026 Tagen) @ Markus

Als Antwort auf: Re: Beschneidung, Vergewaltigung, Todesstrafe (lang) von Markus am 29. November 2002 17:50:33:

Hallo Markus!

"Also ich persönlich würde den Grund der weiblichen Beschneidung mal spontan in folgendem Umstand vermuten. Eine beschnittene Frau hat keine Lust auf Sex und geht damit zumindest mal nicht fremd. Und hier wird in meinen Augen der Stolz dieser afrikanischen/asiatischen Männer über das Gefühl der Frau beim Sex gestellt."

Ich denke, das ist nur ein Grund. Ein anderer Grund besteht darin, daß es in einigen Völkern einfach üblich ist, daß Jugendliche beim offiziellen Übergang ins Erwachsenenalter bestimmte Rituale über sich ergehen lassen zu haben, die häufig sehr schmerzhaft sind. Die Genitalien sind nun einmal sehr empfindlich, und so bezieht man sie dann auch mit Vorliebe in solche Rituale mit ein. Das wurde und wird in solchen Völkern als eine Art Prüfung gesehen, die die jungen Menschen für die Härten des Lebens bereit machen soll. Das ist eigentlich sogar der primäre Beweggrund für solche Rituale.

Dazu kommt dann noch, daß manche Religionen es als Sünde empfinden, sexuelle Lust zu empfinden.

Beide Beweggründe haben mit dem Stolz von Männern rein gar nichts zu tun. Und genau deshalb werden sie in der öffentlichen Diskussion darüber auch gern außen vor gelassen. Es wird immer so getan, als würde das alles ja einzig und allein nur im Interesse der Männer geschehen. Dem ist aber nicht so.

"Hier wäre es mal interessant eine medizinische Betrachtungsweise zu hören, die sich genau damit auseinander setzt, wieviele Nervenzellen in Eichel, respektive Haut ums Geschlechtsteil sind - das selbe dann für die Frau im Bezug auf Schamlippen und Klit."

Das spielt gar nicht so eine große Rolle, wie man denkt. Ab einer bestimmten Intensität wird Schmerz immer gleich wahrgenommen. Ich wollte hier auch keine Diskussion darüber führen, was nun wohl schlimmer ist. Mir ging es einfach nur darum, daß Genitalverstümmelungen grundsätzlich verboten werden sollten, und eben nicht nur für Frauen.

"Mit Sicherheit, nur halte ich es nicht für seriös hier diesen Umstand, der eher die absolute Ausnahme darstellt, als gewichtig in der Argumentation zu bezeichnen."

Es ist aber genauso unseriös, zu behaupten, daß alle Frauen, die Genitalverstümmelungen über sich ergehen lassen mußten, keine Klitoris mehr haben!

"Das würde ich persönlich nun unter der Rubrik "Ärztefehler" notieren und weniger in als gezielte Geschlechterdiskriminierung."

Ja, es sind Ärztefehler. Aber sofern keine wirklichen medizinischen Gründe wie beispielsweise eine Vorhautverengung vorlagen, waren diese Vorhautentfernungen absolut sinnlos. Und das ist nun aber etwas, das in westlichen Ländern NUR Männer betrifft, also sehr wohl geschlechtsspezifisch ist - und gerade deshalb auch kaum jemanden stört.

Oft werden Routine-Beschneidungen bei Jungen (wie sie in den USA häufig durchgeführt werden) mit hygienischen Gründen gerechtfertigt. Aus denselben Gründen könnte man aber auch bei Mädchen an den Schamlippen herumschnipseln. Klar wäre das genauso unsinnig - aber wieso wird das nur bei Jungen gemacht und bei Mädchen grundsätzlich nie?

Mittlerweile gibt es sogar noch einen Grund für die Beschneidung von Jungen: Aus den abgeschnittenen Vorhäuten kann man prima Haut für Hauttransplantationen z.B. an Verbrennungsopfern züchten. Das geht so nur mit Haut von Neugeborenen. Aus einer einzigen Vorhaut soll man genügend Haut züchten können, um damit ein Fußballfeld zu bedecken. Womöglich wird man deshalb in Zukunft noch mehr Jungen grundsätzlich bei der Geburt beschneiden. Für Mädchen wäre es natürlich absolut unzumutbar, so gleich nach der Geburt zur unfreiwilligen Organspenderin zu werden...

"Also ich bin beschnitten. Nicht aus religiösen Gründen ich hatte als Baby Phimose. Ich bin jetzt 33 Jahre und kann deine Aussage persönlich nun nicht so nachvollziehen."

In solchen Fällen ist die Entfernung der Vorhaut natürlich nötig und deshalb gerechtfertigt. (Und dann hätte ich persönlich auch kein Problem damit, wenn sie wie oben erwähnt zum Nachzüchten von Haut für Unfallopfer verwendet werden würde.) Das sehe ich nicht als sinnlose Genitalverstümmelung an, sondern eben als medizinisch notwendige Maßnahme, bei der diese Notwendigkeit eben auch das mit jeder noch so kleinen OP immer verbundene Risko rechtfertigt.

Daß du meine Aussage nicht recht nachvollziehen kannst, liegt doch aber auch daran, daß du eben schon seit dem Baby-Alter beschnitten bist und somit gar nichts anderes kennst.

Fakt ist aber, daß die Eichel dadurch unempfindlicher wird und daß das männliche Lustempfinden so zumindest in dem Punkt sehr wohl abnimmt. Das mag von einigen Männern durchaus als positiv empfunden werden - nur weiß man das im Babyalter in der Regel noch nicht. Solange also keine medizinische Notwendigkeit vorliegt, sollte jeder Mann selbst entscheiden können, ob er beschnitten sein möchte oder nicht. Wenn es um Frauen ginge, wäre das schon längst selbstverständlich. Da es aber "nur" um Männer geht, wird eben immer noch munter drauflos geschnippelt...

Ich persönlich jedenfalls bin doch recht froh darüber, daß ich nicht beschnitten bin.

"Und das ist genau ein Punkt an dem ich persönlich das Gefühl habe, hier wird die objektive Diskussionsbasis in der Antwort von Arne verlassen. Hier ist es unglaublich wichtig hervorzuheben, dass die Frauen die Täter sind.

Einen Punkt später - und auch du kommst gleich nochmal darauf zu sprechen - geht es um Vergewaltigung an Männern in Gefängnissen. In dieser Argumentationslinie erhält der Umstand, dass die Vergewaltiger hier Männer sind, ganz unbeachtet gelassen. Bei der Beschneidung der Frau aber wird das Geschlecht der Täter gewichtig in die Waagschale geworfen."

Da hast du Arne mißverstanden, denke ich. Viele Männerrechtler weisen nur deshalb immer wieder darauf hin, daß es vor allem Frauen sind, die Genitalverstümmelungen an Mädchen durchführen, weil diese Tatsache in der durch feministische Dogmen geprägten öffentlichen Diskussion gern verschwiegen wird. Dort wird auch die Schuld dafür immer gern den Männern angelastet.

Bei Vergewaltigung ist es jedoch so, daß dort Männer sowieso schon grundsätzlich als Täter gesehen werden. Ihre Rolle als Opfer bleibt in der öffentlichen Diskussion weitgehend ausgeblendet. Und nur deshalb weisen Männerrechtler immer wieder explizit darauf hin, daß eben auch Männer sehr wohl Vergewaltigungsopfer sein können.

Es geht also nicht darum, einseitig zu argumentieren, sondern einer einseitigen Argumentation die andere Seite entgegen zu halten und somit den wirklichen Sachverhalt komplett darzustellen.

"Allerdings wäre das Wort Täter auch nur bedingt richtig. Es gibt in diesen Stämmen durchaus die Einstellung, dass ein Mann eine unbeschnittene Frau nicht zu heiraten hat. Die gesellschaftliche Schuld bleibt hier unbetrachtet."

Das ist richtig. Diese Probleme resultieren nicht aus Männern oder Frauen, sondern aus der gesamten Gesellschaft. Und genau deshalb ist es auch so schwierig, etwas dagegen zu unternehmen. Es gibt beispielsweise ein Projekt der UNICEF in Senegal. Dort setzt man tatsächlich bei den professionellen Beschneiderinnen an. Problematisch ist dabei schon mal, daß diese Frauen häufig ihren Lebensunterhalt durch solche Beschneidungen verdienen. Man gibt ihnen also kleine Kredite, mit denen sie sich eine neue Existenz aufbauen können. Gleichzeitig wird in den Dörfern Aufklärung betrieben, um zu erreichen, daß viele Mütter ihre Töchter nicht mehr beschneiden lassen.

Mittlerweile soll dieses Projekt in etwa 750 Dörfern erfolgreich durchgeführt worden sein. Ich bin da allerdings skeptisch. Jahrtausendealte Bräuche kriegt man nicht von heute auf morgen ausgerottet. Ich befürchte schon, daß so manche Mutter ihre Tochter nun selbst beschneidet und daß auch so manche professionelle Beschneiderin heimlich sehr wohl weiter Beschneidungen durchführt, um sich noch etwas hinzuzuverdienen...

"Zum Beispiel war Pädophilie im alten Griechenland legitim. War also gesellschaftlich anerkannt."

Na und? Daß Pädophilie hierzulande verboten ist, resultiert vor allem aus den Moralvorstellungen der katholische Kirche. Sex galt danach als Mittel zur Fortpflanzung, und dabei Lust zu empfinden, war eine schwere Sünde. Menschen, die noch keinen Sex hatten, bezeichnet man noch heute gelegentlich als "unschuldig", womit Menschen, die bereits Sex hatten, also "schuldig" sind. Daher auch das Bestreben, Kinder und Jugendliche so lange wie möglich vom Sex fernzuhalten. Ist Sex nun aber wirklich Sünde? Sind das nicht doch eher völlig überholte und falsche Vorstellungen? Und kann ein Gesetz, das auf solchen Vorstellungen basiert, richtig sein?

Versteh mich jetzt nicht falsch: Ich heiße es keineswegs gut, wenn erwachsene Menschen sich sexuell mit kleinen Kindern vergnügen. Aber vor allem deshalb, weil es dann in der Regel entweder so ist, daß die Kinder dazu gezwungen werden oder aber daß sie gar nicht wissen, was sie da eigentlich tun.

Solche Gesetze treiben aber auch recht merkwürdige Blüten. Besonders deutlich wird das in den USA, wo schon ein kleiner Junge wie ein Schwerverbrecher vor Gericht gestellt wurde, nur weil er einer Mitschülerin einen harmlosen Kuß gegeben hat.

Was ich damit nun eigentlich sagen möchte: Wir sollten uns hier in den Industrieländern nicht einbilden, daß unsere Lebensweise der Weisheit letzter Schluß ist und daß unsere Gesetze allesamt perfekt und richtig sind. Genau das haben weltliche Herrscher und kirchliche Missionare in früheren Zeiten nämlich auch gedacht, wenn sie andere Völker unterworfen und Losungen wie "Taufe oder Tod" verbreitet haben.

"Ikea hat vor einiger Zeit mal einen Teppich im Sortiment gehabt, der durch Kinderarbeit entstand. Dieser Sachverhalt ging durch die Medien und der Teppich wurde aus dem Verkehr gezogen. Der Hersteller, der für die Kinderarbeit aber verantwortlich war, wird schon dumm geschaut haben, als seine Geschäfte geplatzt sind und daraus vielleicht etwas lernen oder durch Auflagen gezwungen worden sein, dies zu ändern."

Ja, vielleicht hat er etwas geändert und beschäftigt nun keine Kinder mehr. Aber weißt du, wer dann noch dumm geschaut haben wird? Die Kinder und ihre Eltern. Die können jetzt nämlich zusehen, wie sie die Mittel für ihren Lebensunterhalt zusammen kratzen. Na ja, aber man kann ja wieder auf Mülldeponien wühlen gehen, oder eine Niere oder auch eine Netzhaut verkaufen...

"Wir wissen doch, dass diese Argumentation falsch ist."

Ja, Markus, WIR wissen es. Nur leider gibt es immer noch genügend Menschen, die das nicht wissen und alles unbesehen glauben, was ihnen von den Medien aufgetischt wird. Und wie soll man ihnen das anders erklären, als ihnen zu sagen, daß es da eben noch ein paar weitere Aspekte gibt, die nur kaum angesprochen werden?

"Auch wenn ich mir sexuellen Missbrauch an Männern durch Mithäftlinge für durchaus schlimm vorstellen kann, würde wenn ich nochmal die Wahl hätte, mich wieder für Frauen und Kinder in diesem Bereich einsetzen und nicht für die Sträflinge."

Hier muß ich dir dieselbe Frage stellen, die Arne dir bereits gestellt hat: Wieso differenzierst du da? Außerdem sind männliche Opfer von Vergewaltigungen durchaus nicht nur Sträflinge.

Das sollte jetzt aber kein Vorwurf sein. Es ist nur natürlich, daß die allgegenwärtige gesellschaftliche Erziehung auch auf dich gewirkt hat, und natürlich stelle ich bei mir selbst auch immer wieder solche Wirkungen fest, wie wohl jeder von uns.

"Einfach weil ich eine Bekannte habe, die ich sehr mag und die vergewaltigt wurde."

Ich kenne ebenfalls Frauen, die vergewaltigt oder beinahe vergewaltigt wurden. Ich finde es schlimm, daß sie das erleben mußten, aber ich finde es genauso schlimm, wenn ein Mann so etwas erleben muß. Lawrence von Arabien (der ja bekanntlich in türkischer Gefangenschaft vergewaltigt wurde) ist eines der prominentesten Beispiele dafür, daß so etwas auch für Männer durchaus nicht harmlos ist. Ihn haben diese Erlebnisse ihn dem türkischen Gefängnis jedenfalls fürs Leben geprägt. Nicht bei jedem Vergewaltigungsopfer (egal ob Mann oder Frau) zeigen sich so drastische Auswirkungen, und die meisten würden den Tod keineswegs einer Vergewaltigung vorziehen (wie Radikalfeministinnen immer gern behaupten), aber es ist eben etwas, das eigentlich niemandem passieren sollte.

"Eben und es sind aber in den Gerichten doch nicht nur Richterinnen, die gegen die Männer das Urteil fällen. Es sind auch Richter. Es sind nicht nur Frauen, die Gesetze machen, es sind auch Männer. Darum finde ich persönlich ist es wichtig hier in der Sache zu argumentieren, die klaren Missstände im Sorgerecht anzusprechen und eben nicht über "dumme Weiber" zu fluchen."

Das ist ein ganz wesentlicher Punkt. Es ist auch keineswegs so, daß die Frauenbewegung viele Vorurteile in Bezug auf Männer geschaffen hat. Nein, diese Vorurteile waren schon früher da, und die Radikalfeministinnen haben sie nur aufgegriffen und teilweise ins Groteske verzerrt und verstärkt.

Ich bin in der DDR aufgewachsen, wo es praktisch keine Frauenbewegung gab. Es gab dort zwar auch eine Frauenorganisation, aber die war politisch genauso bedeutungslos wie alle anderen Parteien und Organisationen in der DDR, mit Ausnahme der SED. Sie gehörte eben zur demokratischen Fassade der DDR.

Trotzdem waren auch dort bestimmte Vorurteile Männern gegenüber allgegenwärtig. Auch in der DDR war es selbstverständlich, daß nur Männer den Wehrdienst ableisten mußten.

Es gab zwar keine "Männer sind Schweine"-Sprüche, keine männerfeindliche Werbung und keine radikalfeministischen Machwerke, in denen Gaskammern für Männer geforderten wurden. Aber auch in der DDR waren Frauen in mancher Hinsicht gleicher als Männer. Das merkte man dort allerdings oft nur an Kleinigkeiten:

Als ich so im Alter von ca. 9 Jahren am Schulschwimmen teilnahm und nach dem Schwimmunterricht nackt unter der Dusche stand, marschierte dort auf einmal eine Putzfrau seelenruhig quer durch die Dusche. Das war mir total peinlich, obwohl die Puztfrau auf mich Knirps wohl kaum geachtet hat. Da unter den Duschen standen nämlich auch noch mehrere erwachsene Männer, die auch allesamt nackt waren. Es gab dort keinerlei Sichtschutz, so daß die Putzfrau in Ruhe spannen konnte.

Wenn umgekehrt ein Bademeister in die Frauendusche gegangen wäre, hätte das ein Riesen-Geschrei gegeben, die Frauen hätten sich mit Sicherheit sofort beschwert, der Bademeister hätte einen gewaltigen Anschiß abgefaßt und wäre im Widerholungsfall irgendwo anders hin versetzt worden.

Die Putzfrau dagegen durfte spannen. Keiner der Männer hat sich getraut, was zu sagen, und mit Sicherheit hat sich auch niemand drüber beschwert. Weil sie alle genau wußten, daß man sie damit sowieso nicht ernst nehmen würde.

Als mal (da war ich so etwa in der 8. Klasse) in der Schulsporthalle der Umziehraum der Mädchen umgebaut wurde, bekamen die Mädchen unseren Umziehraum und wir durften uns draußen neben dem Sportplatz an der Straße umziehen.

Mein Abi hab ich an einer Schule gemacht, die im 19. Jahrhundert gebaut worden war. Auch die Sporthalle stammte noch aus der Zeit. Da es damals ein Jungen-Gymnasium war, zogen sich die Jugen früher einfach im Klassenraum um und so gab es keine Umkleideräume. Die Mädchen zogen sich in einem Abstellraum in einem anderen Gebäude um, während wir Jungen uns im Vorraum der Sporthalle umziehen durften. Da liefen dann erstmal schon immer die Sportlehrerinnen durch. Und nicht nur das: Der Schlüssel für den Umkleideraum der Mädchen hing immer in einem Versteck an diesem Gebäude. Sie konnten ihn sich also schnell von dort holen. Der Schlüssel für die Sporthalle hing im Lehrerzimmer. Das war ein deutlich längerer Weg. So kam es, daß die Mädchen mit dem Umziehen oft schon fertig waren, wenn wir gerade mal erst in den Vorraum der Sporthalle kamen. Im Winter hatten wir in der Halle Sportunterricht. Die Mädchen hätten ja nun noch bis zum Anfang der Sportstunde in ihrem Umkleideraum warten können. Aber sie hatten es dann immer merkwürdig eilig und kamen dann sofort, wenn sie fertig waren, zu uns in der Vorraum. Da die Tür zur Sporthalle noch verschlossen war, sahen sie uns dann beim Umziehen zu. Wir haben immer wieder gesagt, daß sie bitte wieder in ihren Umkleideraum gehen und dort warten sollen, bis wir fertig sind. Die gingen aber nie und sagten dann, draußen wäre es doch zu kalt...

Irgendwelche Beschwerden bei Lehrern hätte da gar keinen Sinn gehabt. Da hätte uns niemand ernst genommen. Mädchen spannen doch nicht...

Aber wenn mal einer von uns nur mal kurz in den Mädchen-Umkleidraum sah, gab es gleich ein Riesen-Geschrei. Einmal ist im Internat ein Junge versehentlich in den Duschraum gegangen, als die Mädchen ihre Dusch-Zeit hatten. Es gab da nur den einen Duschraum, so daß er zeitweise nur den Jungen und zeitweise nur den Mädchen zur Verfügung stand. Dieser Junge hatte sich wirklich vertan, und er hat da auch kein Mädchen nackt gesehen. Als er kam, standen ein paar Mädchen noch voll bekleidet da, und als er so sah, daß er sich vertan hatte, ist er eben wieder hoch in sein Zimmer gegangen. Als der Hausmeister aber sah, daß dieser Junge da aus dem Duschraum kam, machte der ein Riesen-Faß auf. Er rannte dem Jungen hinterher bis in sein Zimmer, beschimpfte ihn wüst und hat ihm sogar noch mit Schlägen gedroht.

An solchen Kleinigkeiten merkte man auch in der DDR, also weitgehend ohne Einfluß der Frauenbewegung, immer wieder, daß das Verhalten von Männern und Frauen grundsätzlich unterschiedlich bewertet wird.

Der Radikalfeminismus macht sich das zunutze und ist auch deshalb sehr daran interessiert, daß sich daran nichts ändert.

"Ja und dann fokusiere ich meine Kritik auf die konkreten Missstände aber vermute eben nicht, dass hinter jedem Sachverhalt auch die Mann-Frau-Betrachtungsweise stecken sollte."

Das ist prinzipiell ja richtig, aber manchmal muß man eben auch eine Seite besonders hervorheben. Weil sie ansonsten zu kurz kommt und weil die andere Seite ohnehin bereits überall thematisiert ist.

"Ich will ihr gar nicht antworten."

Wenn du der radikalfeministischen Argumentation aber nicht antwortest, bleibt sie unwidersprochen im Raum stehen und wird weiterhin von vielen Menschen als unwiderlegte Wahrheit angesehen.

"Warum muss man dieser Frau das erklären? Die nimmt das eh nicht an."

Das stimmt, aber um sie geht es ja nicht.

"Es lohnt sich aber die Gemäßigten anzugehen, denn die sind durchaus offen für Argumente."

Genau um diese Menschen geht es. Wenn ich in irgendeinem Forum einer Radikalfeministin antworte, geht es mir gar nicht so sehr darum, sie zu überzeugen. Mir ist völlig klar, daß es sich bei solchen Leuten meist um Betonköpfe handelt, die man eh nicht überzeugen kann. Es geht mir darum, diejenigen zu überzeugen, die das alles mitlesen.

"Nur diese Gemäßigten schreckt man genauso ab, wenn man selbst von den dummen Weibern spricht."

Das ist richtig. Aber das hat Arne meines Wissens nach nie getan. Es gibt aber natürlich Männer, die das tun. Die halte ich für genauso gefährlich wie Radikalfeministinnen.

"Das ist aber typisch für die Medien oder?"

Ja, sicher! Den Medien geht es dabei überhaupt nicht um die Sache. Die wollen nur radikale Aussagen, um damit Publikum anzuziehen. Das ändert aber nichts am Endeffekt, nämlich daran, daß radikalfeministische Dogmen und Klischees munter weiter verbreitet werden und wirken.

"Schau dir Bärbel Schäfer, Vera am Mittag oder sonst so ne Kacke an. Glaubst du das ist der repräsentative Deutsche?"

Ja, jede einzelne dieser Sendungen ist eher bedeutungslos. Die sind doch schon glücklich, wenn sie einige Millionen Zuschauer haben. Bezogen auf die gesamte Bevölkerung in Deutschland sind das also meist Prozentzahlen im einstelligen Bereich, oder noch niedriger. Aber es gibt ja unzählige dieser Talkshows, Fernsehserien usw., in denen immer wieder dieselben Klischees aufgewärmt werden. Dann kommen noch Werbespots dazu, die man zwangsläufig überall immer wieder zu sehen kriegt. Dann kommen noch Lieder wie "Männer sind Schweine" von den Ärzten dazu, die man zeitweise überall zu hören kriegt. Dieses Lied von den Ärzten war ursprünglich sogar sarkastisch gemeint, wurde aber letztendlich oftmals ganz anders verstanden. Das allein zeigt schon, wie fest diese Klischees über Männer und Frauen in den Köpfen stecken.

"Nur wirklich ernst wird diese Form der Öffentlichkeit doch nicht wirklich genommen."

Nein? Bewußt nehmen es viele nicht ernst. Unbewußt rieselt dann aber so manches in die Köpfe hinein. Menschen neigen nun einmal dazu, das, was sie immer wieder in ihrem Umfeld sehen, als "normal" zu betrachten. Das ist ein Vorgang, der eher unbewußt abläuft. Erwachsene haben wenigstens noch die Möglichkeit, manches kritisch zu hinterfragen. Kinder jedoch sind dem schon weitaus hilfloser ausgeliefert. Sie haben noch nicht die nötige Lebenserfahrung, um bestimmte Klischees in Frage zu stellen. Sie übernehmen einfach erstmal alles und betrachten es als wahr. Und das prägt sie dann fürs Leben.

Ich hab mal von einem Erlebnis gelesen, das eine Feministin mit ihrem Sohn hatte. Ihr Sohn wurde zwangsläufig immer wieder mit den üblichen Klischees in Bezug auf Männer berieselt, und eines Tages machte er dann mal irgendeine Bemerkung, der seine Mutter entnehmen konnte, daß er Männer tatsächlich mittlerweile für minderwertig hielt und der Meinung war, daß ja nur Frauen wirkliche Menschen wären. Da war selbst diese Feministin schockiert.

"Dennoch ist es nicht mein Weg, weil ich auf wirkliche Gleichberechtigung hinarbeiten möchte und nicht auf die Geschlechterspaltung."

Das sehe ich genauso. Aber manchmal bleibt eben gar nichts anderes übrig, als genauso verbissen und dogmatisch zu agieren wie unsere Frauenbewegerinnen. Wie willst du die Medien z.B. dazu bringen, weniger männerfeindliche Beiträge zu veröffentlichen? Man kann natürlich sagen, daß sowas doch ohnehin albern und bedeutungslos ist und daß man da drüber steht. Das ist sehr vornehm und korrekt - nur ändern tut man damit gar nichts. Dann werden eben weiter mit Männerköpfen Ceran-Felder geputzt, und es sind weiterhin Männer, die zum Amüsement des Publikums durch Frauen z.B. mit Tritten in den Genitalbereich fertiggemacht werden oder in Fernsehsendungen die Witzfiguren an der Seite einer überlegenen Frau spielen dürfen.

Das alles wirkt dann weiter auf die Gesellschaft und vor allem auf die Kinder ein. Man kann daran nur etwas ändern, wenn man die Medien genauso wegen jedem noch so kleinem Unsinn mit Protesten überschüttet, wie das Feministinnen tun. Man(n) hat da einfach keine andere Wahl.

"Also ich bin noch nie durch die Stadt gegangen und wurde von Menschen als das angesehen. Ich denke mal dein Umfeld sieht das hier differezierter als du selbst."

Das gefährliche an solchen Vorurteilen ist ja eben, daß sie nur selten so offen ausgesprochen werden wie durch Radikalemanzen. Trotzdem stecken sie ganz tief in vielen Köpfen drin. Das wurde auch schon untersucht, und dabei hat sich herausgestellt, daß Frauen Männern gegenüber weit mehr negative Vorurteile haben als dies umgekehrt der Fall ist. Und diese Vorurteile beruhen selten auf realen Erlebnissen. Man hat die Frauen nämlich auch danach befragt, wieviele Männer in ihrem Bekanntenkreis denn wirklich diesen negativen Klischees entsprechen. Da fielen den Frauen dann regelmäßig nicht viele oder gar keine Männer ein. Es wurde dann immer wieder festgestellt, daß die Männer im eigenen Umfeld doch eigentlich gar nicht so schlimm wären - aber diese Männer wurden dann als Ausnahmen betrachtet. Frau hört doch überall, daß Männer Schweine sind...

"Sie und viele andere Frauen die ich kenne sind für mich schon sehr wohl ausschlaggebend, nicht alle Frauen so zu sehen wie die Mutter meines Sohnes. Ich sehe das also sehr personen-, nicht geschlechtsbezogen."

Ja, natürlich sehe ich auch die Frauen allgemein nicht als Schuldige an der Misere an. Teilweise sind sie durchaus auch von negativen Auswüchsen des Radikalfeminismus betroffen. Z.B. wenn eine Frau ihren Partner nicht heiraten kann, weil sie dann mit ihrem eigenen Einkommen noch den Unterhalt für seine Ex-Frau mitfinanzieren dürfte. Oder weil sie gern ein Kind hätte, nach der Geburt aber so bald wie möglich wieder auf Vollzeit arbeiten möchte, ihr Partner aber leider gerichtlich dazu verdonnert ist, für den Unterhalt seiner Ex weiter auf Vollzeit zu arbeiten und somit nicht die Kinderbetreuung übernehmen darf. Oder wenn sie das Theater miterleben muß, das häufig veranstaltet wird, wenn ihr Partner das Kind sehen möchte, das er mit seiner Ex-Frau gezeugt hat. Vor allem dann, wenn sie selbst schon eine enge Beziehung zu dem Kind hat und dann miterleben muß, wie sie und ihr Partner vor dem Kind diffamiert werden und wie das Kind unter der Unfähigkeit seiner Mutter leidet, aber trotzdem vom Jugendamt nicht aus den chaotischen Verhältnissen, in denen es leben muß, herausgenommen, also nicht in die Obhut des Vaters und seiner neuen Partnerin gegeben wird. (Eine Freundin meiner Verlobten ist in genau dieser Situation.)

Allein schon deshalb wäre es wünschenswert, wenn es mehr Frauen wie Monika oder Jolanda gäbe, die sich auch öffentlich gegen den Radikalfeminismus aussprechen und nicht nur (wie übrigens auch immer noch viele Männer) den Mund halten in dem Glauben, ja nicht betroffen zu sein.

Je mehr Frauen sich nämlich gegen den Radikalfeminismus äußern, umso weniger können Radikalfeministinnen in Anspruch nehmen, für sämtliche Frauen zu sprechen. Und umso geringer wird ihre Bedeutung in der Gesellschaft.

Ein Männerrechtler hat dazu mal geschrieben, daß man den Radikalfeminismus eigentlich gar nicht bekämpfen muß, sondern daß es völlig ausreicht, ihn einfach fallen zu lassen.

Freundliche Grüße
von Garfield


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