Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Re: Beschneidung, Vergewaltigung, Todesstrafe (lang)

Garfield, Friday, 29.11.2002, 17:08 (vor 7879 Tagen) @ Markus

Als Antwort auf: Re: Beschneidung, Vergewaltigung, Todesstrafe (lang) von Markus am 29. November 2002 12:19:39:

Hallo Markus!

Erstmal zu Genitalverstümmelungen: Natürlich ist das für unsere Begriffe eine grausame Unsitte. Und ich bin mir gar nicht so sicher, ob diese Verstümmelungen bei Jungen wirklich so viel harmloser sind. Ich denke, worauf Arne auch hinaus wollte, ist doch folgendes:

Wenn von Genitalverstümmelungen die Rede ist, denken die meisten Menschen sofort an Frauen und Mädchen und an Klitoris-Entfernungen. Dabei gibt es auch da ganz verschiedene Varianten. In einigen Kulturen wird die Klitoris nicht entfernt, sondern es werden lediglich Manipulationen vorgenommen, die in etwa mit der Vorhaut-Entfernung bei Jungen vergleichbar sind. Trotzdem wird es hierzulande dauernd stillschweigend so dargestellt, als würde es immer nur um Klitoris-Entfernungen gehen.

Wenn man nun aber die Tatsache anspricht, daß sehr wohl auch Jungen von solchen Verstümmelungen betroffen sein können, dann denken viele Menschen sofort an Vorhautentfernungen wie sie ja auch hierzulande aus medizinischen Gründen teilweise gemacht werden. Dabei gibt es auch bei der Beschneidung von Jungen verschiedene Varianten, wie Arne ja in seinem Beitrag ausführlich dargelegt hat. Und das Aufschlitzen des Penis ist sehr wohl mit einer Klitoris-Entfernung vergleichbar, finde ich.

Und egal, wie die Beschneidungsmethode konkret aussieht und an welchem Geschlecht sie durchgeführt wird: Da dabei in der Regel keine sterilen Gerätschaften verwendet werden, ist das Risiko von Infektionen in jedem Fall hoch. Und man könnte sogar einwenden, daß es das kleinere Übel ist, ohne Klitoris zu leben als ohne Penis, also völlig ohne Geschlechtsorgan. Und es gibt Männer, die durch Genitalverstümmelungen den Penis verloren haben. Auch in westlichen Ländern, nach Vorhautentfernungen ohne wirklichen medizinischen Grund durch Ärzte!

Du hast noch die Langzeitfolgen angesprochen. Damit meintest du wohl vor allem, daß die Entfernung der Klitoris sich negativ auf das Lustempfinden einer Frau auswirkt. Das stimmt natürlich. Aber bei ganz einfachen Vorhaut-Beschneidungen ist genau dasselbe der Fall. Die Eichel wird dadurch zwar nicht völlig unempfindlich, aber die Reizfähigkeit läßt sehr nach. Wenn das weltweit so viele Frauen betreffen würde wie Männer, würde es schon lange Proteste von Frauen-Organisationen regnen. Weil es aber "nur" Männer betrifft, protestiert niemand dagegen, und ganz im Gegenteil gibt es sogar Frauen, die fordern, alle Männer grundsätzlich zu beschneiden und das sogar teilweise auch noch damit begründen, daß sie so ja weniger reizempfindlich wären und damit sexuell leistungsfähiger!

Aber es geht mir gar nicht darum, hier aufzurechnen, ob Beschneidungen von Männern oder Frauen schlimmer sind. Die Frage ist doch viel mehr: Wie kommt es, daß die Mehrheit der Menschen beim Thema Beschneidung an Mädchen sich grundsätzlich ein rostiges Messer vorstellt, mit dem die Klitoris bei vollem Bewußtsein herausgeschält wird, während sich dieselben Menschen beim Thema Beschneidung an Jungen eine "harmlose" Vorhautenfernung unter sterilen Bedingungen und mit Narkose in einem Krankenhaus nach westlichem Standard vorstellen?

Wieso wird bei Frauen der "Worst Case" immer als Regel unterstellt, während bei Männern grundsätzlich der harmloseste aller anzunehmenden Fälle als Regel angenommen wird?

Und überhaupt: Wenn man wirklich etwas gegen diese Genitalverstümmelungen an Mädchen unternehmen will, dann muß man bei den Frauen ansetzen, die so etwas tun. Denn es sind normalerweise nur Frauen. Wenn die sich weigern würden, dann würde es schon wesentlich weniger solcher Verstümmelungen geben. Allerdings würden andererseits dann manche Mütter ihre Töchter eigenhändig beschneiden, was dann für diese Mädchen wohl noch schlimmer wäre.

Tatsächlich fällt aber immer wieder auf, daß Feministinnen auch an diesen Beschneidungen von Frauen immer wieder den Männern die Schuld geben. Ich habe vor einiger Zeit mal eine Reportage dazu gesehen. Da wurde immer wieder betont, wieviel Wert die Männer doch auf eine beschnittene Frau legen würden. (Was ich mir als Mann schon mal schwer vorstellen kann, na ja, aber andere Länder haben nun einmal andere Sitten.) Daß solche Beschneidungen grundsätzlich nur von Frauen durchgeführt werden, wurde nur mal am Rande erwähnt. Auch der Jubel der anwesenden Frauen bei einer in der Reportage gezeigten Beschneidung wurde nicht weiter kommentiert.

Ich denke, es ist ohnehin sehr vermessen, Menschen anderer Kulturkreise unsere Lebensweise aufzwingen zu wollen. Wenn man das aber versucht, dann sollte man sinnvollerweise auch am richtigen Punkt ansetzen. Da feministische Organisationen das aber offensichtlich nicht tun, liegt für mich der Verdacht nahe, daß es ihnen gar nicht wirklich um diese Beschneidungen geht, sondern nur darum, einfach irgendein Betätigungsfeld zu haben und so nebenbei auch noch gegen den "Erbfeind" Mann zu Felde zu ziehen.

Dann hattest du noch Vergewaltigungen angesprochen. Auch dabei geht es nicht darum, Vergewaltigungen von Frauen zu verharmlosen, sondern dafür zu sorgen, daß auch mal die männlichen Opfer ins Blickfeld des öffentlichen Interesses kommen. In den USA hat man leitende Justiz-Mitarbeiter schon häufig auf diese Problematik aufmerksam gemacht, und da kam dann meist entweder gar keine Reaktion, oder aber es wurde sogar angedeutet, daß das eben als Teil der Strafe betrachtet wird. Nun stell dir mal vor, in den USA oder sonstwo würde jemand ernsthaft ein Gesetz vorschlagen, das besagt, daß weibliche Häftlinge sich als Teil der Strafe künftig beliebigen sexwilligen Männern oder Frauen kostenlos in Gefängnis-Bordellen zur Verfügung stellen müssen! Was würde das wohl für einen Aufschrei unter Feministinnen verursachen? Und sie würden sich ja auch durchaus zu Recht beschweren. Nur wieso ist ein Mann, der genau solche de-facto Zustände für männliche Häftlinge anprangert, auf einmal laut öffentlicher Meinung nicht mehr im Recht?

Diese ganze Ungerechtigkeit regt mich daran so auf. Kein Mann, der sich ernsthaft für Männerrechte einsetzt, will irgendeine Strafmilderung für echte Vergewaltiger, oder weniger Hilfsangebote für echte weibliche Vergewaltigungsopfer. Die Mehrheit dieser Männer hat doch selbst auch Partnerinnen oder Töchter, die davon auch einmal betroffen sein könnten oder das vielleicht sogar schon mal erlebt haben. Es geht eben darum, daß immer mehr Männer sich nicht mehr als Menschen 2. Klasse behandelt sehen wollen, mit denen man einfach alles machen kann.

DAS ist der Punkt bei der Sache. Du hast geschrieben, daß du Probleme damit hast, Männer und Frauen differenziert zu betrachten. Genau darum geht es doch - eben darum, daß Männer und Frauen in der öffentlichen Diskussion, von der Politik und auch von Polizei und Justiz grundsätzlich differenziert betrachtet werden. Was für Frauen schon als unzumutbar gilt, regt bei Männern noch längst niemanden auf.

Und das ist eben auch der zentrale Gedanke in Arnes Buch, jedenfalls so wie ich es verstanden habe. Du solltest es wirklich lesen.

Und zu den Globalbeschuldigungen: Wie anders soll man sich denn gegen genau solche Globalbeschuldigungen von Radikalfeministinnen Männern gegenüber zur Wehr setzen? Was willst du z.B. einer Radikalfeministin antworten, die ernsthaft behauptet, daß ja immer nur Männer Kriege angezettelt und geführt hätten? Es bleibt dann doch gar nichts anderes übrig, als dieser Frau zu erklären, daß auch Frauen in der Geschichte keineswegs immer so harmlos und unschuldig waren, wie man uns heute oft glauben machen will.

Natürlich könnte man ganz vornehm sagen, daß man auf solchen Unsinn doch gar nicht eingehen muß. Aber die Radikalfeministinnen bekommen überall in den Medien Podien für ihre wüsten Behauptungen, und wenn niemand dagegen angeht, dann sickern solche Vorstellungen frei in die Köpfe aller Menschen hinein. Tatsächlich passiert das ja auch schon ständig und man findet die radikalfeministischen Dogmen in abgeschwächter Form mittlerweile fast überall wieder.

Ich habe einfach keine Lust darauf, als potenzieller Vergewaltiger und Massenmörder gesehen zu werden. Deshalb empfinde ich es als Beleidigung und persönlichen Angriff, wenn irgendeine Radikalemanze daher kommt und solchen Unsinn über Männer behauptet.

Und ich denke, so geht es vielen Männern, die sich über gewisse radikalfeministische Dogmen und auch daraus resultierende Mißstände in unserer Gesellschaft aufregen.

Wie bist du eigentlich dazu gekommen, dich mit der Problematik zu befassen? Du mußt doch eigentlich sehr ähnliche Empfindungen haben?

Freundliche Grüße
von Garfield


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