Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Re: Beschneidung, Vergewaltigung, Todesstrafe (lang)

Arne Hoffmann, Tuesday, 03.12.2002, 16:26 (vor 7875 Tagen) @ Markus

Als Antwort auf: Re: Beschneidung, Vergewaltigung, Todesstrafe (lang) von Markus am 03. Dezember 2002 13:06:50:

Hi Markus,

Ich denke wenn wirklich eine breite Masse erreicht werden will, dann ist es überzeugender, wenn man selbstkritisch mit sich und seinem Geschlecht umgeht.

Kann man machen. In einer Situation, wo die Männer aber ohnehin schon zu den "Negern" in der Geschlechterdebatte gemacht werden, ist es nicht meine allererste Intention, zu all der überbordenden und unfairen Kritik noch Selbstkritik hinzuzufügen. Das würden andere gesellschaftliche Gruppen, die Opfer von Diffamierungen werden, auch nicht tun.

Diese Logik verkennt, dass Opfer und Täter beide wiederum Opfer eines männerfeindlichen Systems sind. [/i]

Ich erkenne hier nun nicht warum der Kanst männerfeindlich sein soll.

Mit "männerfeindliches System" hatte ich nicht den Knast gemeint, sondern die Gesamtgesellschaft. Tendenziell werden solche Gruppen eher kriminell, die in der Gesellschaft zu kurz kommen: Ausländer, in den USA Schwarze ... Männer.

Vergewaltigt werden muss also keiner. Das Opfer "Täter" sehe ich hier nicht.

Ich schon. Ich sehe hier keine Trennung, bei der ein Mensch entweder Opfer oder Täter ist. Ein großer Teil der Vergewaltiger ist Opfer von sexuellem Missbrauch in der Kindheit. Das hat mir gerade vor einigen Tagen eine Frau bestätigt, die Sexualstraftäter im Knast gutachterlich betreut. Andere Männer werden im Knast vergewaltigt und geben diese Gewalterfahrung draußen weiter, indem sie Frauen vergewaltigen. Solange man nicht sieht, dass das häufig eine Verkettung der Gewalt ist und nicht "böse Männer", so lange kann man IMHO das Problem der sexuellen Gewalt weniger erfolgreich lösen.

Ein Vergewaltiger wird zum Beispiel vor Gericht zu einer Haftstrafe und einer Therapie verurteilt. Er wird also auch dazu verurteilt, dass ihm geholfen wird. Ein Opfer hingegen muss sich um die eigene Hilfe selbst kümmern, sich mit Krankenkassen herumschlagen und sich selbst aufrappeln sich Hilfe zu suchen.

Ich stimme dir zu, dass die Opferhilfe unzureichend ausgebaut ist. Das trifft aber auch für die Therapieplätze von Sexualstraftätern zu. Und WENN ihnen geholfen wird, polemisieren Feministinnen wie Alice Schwarzer dagegen mit "Psycho statt Recht" und machen sich so zu Anwältinnen des "gesunden Volksempfindens". Woraufhin es wieder schwer wird, die finanziellen Mittel für Therapieplätze bewilligt zu bekommen.

Der Umstand also, dass sowohl für Frauen, als auch Strafgefangene zu wenig getan wird, läßt mich emotional dazu tendieren, mich für die Gruppe zu engagieren, die keine Straftat begangen hat.

Klar, kann man machen. Ich engagiere mich eben mehr für Menschen, die eine weit geringere gesellschaftliche Lobby haben. Zumal dieses Engagement ja letztlich auch wieder weiblichen Opfern zugute kommt.

Herzlicher Gruß

Arne


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