Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Re: Welche Rolle spielen eigentlich Frauen in eurem realen Leben

Jeremin, Sunday, 19.06.2005, 23:50 (vor 7096 Tagen) @ Markus

Als Antwort auf: Welche Rolle spielen eigentlich Frauen in eurem realen Leben von Markus am 19. Juni 2005 18:28:15:

Ich weiß nicht, warum Du auf Pauschalisierungen herumreitest. Ich habe die gleichen Texte gelesen wie Du und überall nur geschildert gefunden, dass es Frauen gibt, die so oder so handeln. Die Existenz von "normalen" Frauen wurde doch nirgens abgestritten oder dogmatisch und ausschließlich verkündet, dass alle Frauen so seien.

Nebenbei bemerkt hat mich die Nachfolgediskussion um meinen "Lesebefehl" ein wenig betroffen gemacht, weil dort ausschließlich über die Rolle von Frauen und Männern in der Erzieherrolle gesprochen wurde. Davon war in dem Artikel kaum die Rede, um Kinder und das Privileg, sie hauptverantwortlich aufziehen und damit eine ruhige Kugel schieben zu können, ging es nur peripher. Wichtiger war doch die Aussage, welche Möglichkeiten Frauen haben, welche bequemen sie nutzen und welche Taktiken sie dazu anwenden.

Jetzt soll das bitte niemand dahingehend interpretieren, dass ich Frauen dieses Verhalten verüble, ich würde es nicht anders machen und teilweise tue ich das auch. Wenn ich jemandem etwas verüble, dann sind das Männer, die sich vor den feministischen Karren spannen lassen.

Und was die Frage des Treads angeht, ich wuchs in einer Zweimal-Vollzeit-Arbeiterfamilie auf, habe zwei wesentlich ältere Schwestern, diese wiederum fünf weibliche Nachkommen, ich selbst habe eine vierzehnjährige Tochter und im Bekanntenkreis so ziemlich alle Arten von Zusammenleben, die es gibt. Alle Frauen dort stehen ihrem Mann, auch dann, wenn es eigentlich nicht nötig wäre, naja, sonst würde ich sie auch nicht öfter treffen. :-)

Manche mussten zwar erst mühsam lernen, dass Respekt eine Sache ist, die man sich im wahrsten Sinne des Wortes verdienen muss, aber gelernt haben sie es alle. Mag sein, dass die geringe Verdienstsituation hier im Osten dazu beiträgt, prägend war und ist sicherlich auch das Beispiel der Eltern, in der DDR gab es so gut wie keine "Nur-Hausfrauen." Das war einfach nicht akzeptabel, so wenig wie es auf einem Bauernhof auch keine "Nur-Kindererzieherin" gibt, sondern jeder mit anpackt. Muss halt sein. Punkt.

Aber auf dem "Weibchenstatus" reiten genauso alle herum, haben im Handy immer drei, vier Kerle für die Erledigung aller möglichen Dienste, lästern im Nachhinein über die Jungs und nutzen jede sich bietende Gelegenheit aus, Verantwortung zu delegieren. Deshalb meine ich nach wie vor, dass das ein typisch weibliches Verhalten ist. Frau ist durchaus fähig, Verantwortung zu tragen und ich habe auch schon solche Exemplare kennengelernt, Frauen, die es mit ihrer Achtung vor sich selbst überhaupt nicht mehr vereinbaren können, nicht ihre eigenen Fehler zu machen.

Die allermeisten Frauen aber verfahren völlig anders. Sie bennen das Problem, melden Wünsche an, bringen womöglich sogar Vorschläge, die Entscheidung aber und natürlich auch die Ausführung überlassen sie gerne den Männern. Im Nachhinein wird natürlich kritisiert, nachgebessert und gemeckert, je nach Situation und Temperament. Und dieses Verhalten finde ich persönlich reichlich schäbig.

Wohlgemerkt, das ist keine Einschätzung eines von ein, zwei Beziehungen Enttäuschen, dieses Verhalten traf ich schon bei meiner Mutter an, die beispielsweise sämtliche Planungen einer Urlaubsreise meinem Vater überließ, um dann auf der Autobahn stundenlang über die Route zu meckern.

Ich verfolgte die Methode in den Ehen meiner Schwestern, die ihren Männern derart die Initiative überließen, bis sie sich kaum noch rühren konnten, das Thema aber zu Hause nie ansprachen, sondern lieber woanders Dampf abließen. Ihre Töchter spannten ihre Männer fester an die Kandare, aber diese erwiesen sich zum Teil als störrisch, zum Teil als unerkannterweise faul oder als Weichei. Schlecht zu reiten sowas und wenn die Reiterin das Pferd tragen muss, wird´s grotesk. Also folgte Scheidung auf Scheidung, die ich mir alle genüßlich aus der Ferne zu Gemüte führte.

All das zog sich natürlich über viele Jahre hin und ich selbst musste auch Federn lassen. Wenigstens war ich schlau genug, nie zu heiraten.

Dieser Hintergrund hat nun dazu geführt, dass ich Frauen nicht mehr für die hehren Lichtgestalten halte, als die sie mir als Kind erschienen und wie sie noch heute überall vorgeführt werden, weder als Mutter noch als Gattin, Geliebte oder einfach als Mensch. Ich erlebe gerade hautnah, was eine bescheuerte Mutter aus einem munteren Teenager machen kann und wie wenig selbst ein leiblicher Vater daran zu ändern in der Lage ist. Ich sehe zu, wie sich ganze Heerscharen von Studentinnen jahrelang bequem durchlavieren, bis der passende Dummkopf gefunden ist, dem sie für die nächsten Jahre die innovative Partnerin vorspielen können, bis er sie heiratet. Warum wünschen sich denn so viele Frauen die Ehe? Ich erkenne keinen einzigen männlichen Vorteil in dieser Institution.

Und dennoch, ich habe auch jahrelang mit und unter Frauen gearbeitet und hervorragende Kolleginnen gehabt. Ich bin bemerkenswert klar denkenden weiblichen Persönlichkeiten begegnet und hab wundervolle Abende mit Künstlerinnen verbracht. Alles tolle Menschen. Alles Frauen. Vernünftige, oder, wie sie hier im Forum manchmal genannt werden, "richtige" Frauen.

Aber sie waren im Gesamtbild gesehen in der Minderheit. Das liegt vielleicht an mir, vielleicht nehme ich die anderen einfach nicht mehr wahr. Kann sein.

Jedenfalls traue ich Frauen nicht viel weiter, als ich sie werfen kann. Und es gibt bei mir keinen Frauenbonus. Der Witz ist, wenn man dann doch mal eine aus der alten Schule trifft, will die den gar nicht haben...;-)


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