Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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@Nikos - Re: @Flint - Re: Neues Buch

Ekki, Friday, 02.09.2005, 14:16 (vor 7014 Tagen) @ Nikos

Als Antwort auf: Re: @Flint - Re: Neues Buch von Nikos am 01. September 2005 20:46:

Lieber Nikos!

<p align="justify[/link]Lieber Ekki!
[quote]Dein Denkfehler ist folgender: Du sprichst von "ungeeigneten" Eltern. Doch sagst Du uns nicht, wer soll entscheiden, wer als Elternteil geeignet ist oder nicht. Auch wenn Du nur von Dir selbst sprechen möchtest und sagst "ich werde bestimmt kein guter Vater, weil ich keine Kinder mag, also lasse ich es lieber sein, meinen noch ungeborenen Kindern zu liebe", so ist dies nur eine Vermutung. Eigentlich zeugt genau diese Deine Aussage von einen fantastischen Vater! Du weisst es nicht, genauso wenig wie Du wissen würdest, wie Du Auto fährst, wenn Du noch nie hinters Steuer gesessen hast. Sicherlich gibt es Indizien, die einen dazu bringen können, eine Vermutung zu erklären, aber Nachweise sind es bei Weitem nicht.
Wieso schließt Du aus, daß Du, ja gerade Du, ein hervoragender Vater sein wirst, sobald Du einmal das eigene Kind riechst? (übrigens das ist das, was jeden Tag im eine Gummitüte im Mülleimer landet.... sehr zynisch gesagt.. Das wächst zu ein Mensch auf!)
Immerhin wusstest Du bestimmt auch nicht vorher, daß Du sehr gute Beiträge dem Gelben Forum schneken kannst :) Und doch kannst Du es ausgezeichnet.
Viele Grüße
Nikos
</p>[/quote]

Vielen Dank für Deine von Verständnis und Wohlwollen getragene Antwort.

<p align="justify[/link]Gerade weil Deine Antwort so ausfiel, bin ich es Dir schuldig, daß ich Dich detailliert darüber aufkläre, worauf meine Überzeugung, zum Vater ungeeignet zu sein, sich gründet.</p>

<p align="justify[/link]Ich habe mich diesbezüglich in mehreren Foren - darunter auch hier - schon mehrfach geäußert, ergreife aber gerne die Gelegenheit, dies auch Dir gegenüber noch einmal in aller Pointiertheit zu tun.</p>

<p align="justify[/link]Am besten kann ich auf Dein Posting antworten, indem ich einfach mal ganz ungeordnet die Gedanken und Empfindungen aufliste, die der Anblick von Kindern bzw. vom Familienleben bei mir hervorruft.</p>

<p align="justify[/link]Zunächst einmal finde ich den Gedanken gräßlich, daß aus etwas so Geilem wie Sex etwas so Lästiges wie ein Kind entsteht. Das Schönste im Leben ist für mich, zu erleben, wie meine sexuelle Erregung bei einer anderen Person ebenfalls sexuelle Erregung hervorruft, und diese Erregung auszuleben bis zum Höhepunkt.</p>

<p align="justify[/link]Ich habe aber kein, aber auch absolut und ums Verrecken gar kein Verhältnis zu dem Vorgang, daß aufgrund solchen Tuns im Körper einer Frau eine Schwangerschaft beginnt, daß die Frau dann auf einmal ganz der Erwartung dieses Kindes lebt, ihr Körper für mich bis zur Geburt zur Tabuzone wird, und nach der Geburt (a) auf Seiten der Frau erst mal für längere Zeit (wenn nicht für immer) das Interesse an Sex verschwindet oder - noch schlimmer! - sich nur noch dann regt, wenn sie weitere Kinder will, und daß (b) die Kinder durch ihr bloßes Vorhandensein eine Art von Alltagsgestaltung erzeugen, bei der die Sexualität zwangsläufig in den Hintergrund tritt.</p>

<p align="justify[/link]Ebenfalls gräßlich ist für mich die Vorstellung, daß ich nach vollbrachter Heirat und Zeugung nur noch unter erheblichem Risiko für mich selbst daran denken könnte, anderen Frauen an die Unterwäsche zu gehen, ganz abgesehen einmal davon, daß diese Frauen es vielleicht auch nur darauf abgesehen haben, sich von mir schwängern zu lassen oder sich gar an die Stelle meiner Frau zu setzen.</p>

<p align="justify[/link]Das nächste, wozu ich weniger als gar kein Verhältnis habe, sind die großen, fragenden Augen von Kleinkindern, ihr Geplärr, ihr Gestammel und alles, was da sonst noch dranhängt.</p>

<p align="justify[/link]Aus Erfahrung weiß ich, daß an dieser Stelle der Diskussion von Leuten, die mich partout in die Vaterschaft hineinreden wollen, so sicher wie das Amen in der Kirche folgender Satz kommt:</p>

"Es ist schon verständlich, daß du gegenüber anderleuts Kindern so empfindest, aber wenn du eigene Kinder hättest, dann würdest du schon sehen, was sich in deiner Psyche tut."

Dem pflege ich 2 Argumente entgegenzuhalten:

<p align="justify[/link]1) Ihr glaubt ja selbst nicht, was ihr da erzählt. Jemand, dem Kinder auf die Nerven gehen wie Preßlufthämmer, soll sich Kinder an den Hals schaffen, die sich von Preßlufthämmern sehr zu ihrem (der Kinder) Nachteil dadurch unterscheiden, daß Preßlufthämmer bzw. deren Benutzer Lärmschutzvorschriften zu beachten haben, während man Kindergeplärr gefälligst zu erdulden hat - vor allem, wenn es das Geplärr der eigenen Kinder ist?!</p>

<p align="justify[/link]2) Schaut doch mal, was passiert, wenn z.B. eine Mitarbeiterin im Büro, die gerade Mutter geworden ist, ihr Kleines anschleppt: Es bildet sich um die junge Mutter sofort eine Traube von Mädchen und Frauen, die (a) sofort anfangen, in der Babysprache zu piepsen und zu brabbeln (ein ensetzlich peinlicher Anblick für mich, Erwachsene sich so benehmen zu sehen!) und (b) mit derselben Begeisterung und derselben Sachkenntnis über Kinder reden wie Stammtischbrüder über Politik.</p>

<p align="justify[/link]Einen anschaulicheren Beweis kann es doch kaum geben, dass der Brutpflegetrieb eine rein weibliche Eigenschaft ist. Wer Augen hat, zu sehen, und verstehen will, der kann sich vor dem Hintergrund des oben Gesagten ausmalen, wie die meisten Männer ihre Vaterrolle erleben.</p>

Zurück zu meinem Unverhältnis zu Kleinkindern:

Auf eine allgemeine Formel gebracht, bin ich unterhalb eines bestimmten intellektuellen Niveaus nicht kommunikationsfähig. Punkt!

Und da bin ich wohl nicht so ganz alleine:

Seit jeher sind an den Grundschulen allenfalls die Rektoren und Konrektoren Männer, der Lehrkörper ist zum ganz überwiegenden Teil weiblich.

Von dem Betreuungspersonal in Kindergärten mal ganz zu schweigen.

Kann man sich vorstellen, dass die Männer diese Bastion nicht längst gestürmt hätten, wenn ihnen danach wäre?

Und weiter im Text:

<p align="justify[/link]Wenn ich abends nach der Arbeit nach Hause komme und dann auf dem Nachhauseweg noch jede Menge Paare mit Kindern gesehen habe, dann bin ich froh, so froh, wie Du es Dir nicht vorstellen kannst, dass ich sowas nicht zu Hause sitzen habe. Dass ich meinem Hobby Chorsingen nachgehe (2 x die Woche Probe – auch da erlebt man immer wieder, wie Eltern durch ihre Kinder bei der Teilnahme an den Proben und/oder bei der Vorstandsarbeit eingeschränkt sind!), „Heimkino“ mache (Mein Gott, was ist das schön, abends im Bett zu liegen, den Fernseher an der Wand schräg gegenüber, und sich Sachen anzusehen, die einen interessieren! Ein Horror die Vorstellung, dass man jetzt Elternpflichten hätte! Selbst ein Ehepartner ohne Kind muß nicht sein. Hätte man eine oder mehrere Geliebte, mit denen man sich ab und an trifft – das Leben wäre perfekt!), je einmal in der Woche „Besuch“ von meiner Italienisch- bzw. meiner Französisch-Lehrerin bekomme (ich krieg' von Sprachen eben den Hals nicht voll!) etwas Interessantes lese oder Bekannte in Poznan bzw. (am Wochenende) in anderen Teilen Polens besuche – kurz: Nach der geliebten, aber doch auch in hohem Maße fremdbestimmten Arbeit kann ich endlich über meine Zeit frei verfügen.</p>

Apropos Besuche:

<p align="justify[/link]Ich wohne in Poznan in meiner zweiten Wohnung, und in der ersten hatte ich sehr nette Nachbarn, eine junge Familie mit Kind, die ich gerne besuche.</p>

In dieser Familie habe ich wie im Brennglas alles, worüber ich hier spreche:

<p align="justify[/link]Beide Ehegatten sind berufstätig, immer, wenn ich komme, hocken beide samt Töchterchen in der Wohnung und der Fernseher läuft. Und ich täte nichts lieber, als die Frau zu verführen, aber beider Alltagsplanung läßt mir keine Möglichkeit, die Frau mal alleine zu treffen. Wenn ich mir jetzt vorstelle, ich würde da täglich mit so einem Kind hocken ...</p>

<p align="justify[/link]Und in meiner jetzigen Wohnung habe ich ebenfalls eine sehr liebe Nachbarin, eine geschiedene alte Dame, die für mich wie die eigene Oma ist, mit der ich mich gern unterhalte und Karten spiele und der ich auch sonst gern helfe, wenn sie mal Hilfe braucht. (Siehst Du, der Sex-Maniac Ekki ist noch zu ganz anderen sozialen Kontakten fähig ... *lol*)</p>

<p align="justify[/link]Und schließlich bekenne ich mich frank und frei dazu, dass auf mich – wie ja schon aus meinen vorherigen Ausführungen hervorgeht – in der Tat das Vorurteil zutrifft, die Kinderlosen hätten zu viel eigene Interessen und seien nicht bereit, diese um der Erziehung von Kindern willen zurückzustellen.</p>

Die Quintessenz meiner obigen Ausführungen ist aus meiner Sicht:

<p align="justify[/link]Um Kinder wirklich zu wollen und sich zur Elternschaft zu eignen, braucht man „nur“ eine unabgeleitete, aus sich selbst heraus existierende, sich jeder rationalen Begründung verweigernde Begeisterung[/u] daran, einen neuen Menschen wachsen zu sehen und ihn vom ersten Tag an in jeder Phase seines Lebens[/u] von ganzem Herzen zu lieben und anzunehmen. Sämtliche für die Elternschaft immer wieder vorgebrachten „rationalen“ Gründe sind der rationale Überbau[/u], den man sich zurechtzimmert. Ruht dieser Überbau nicht auf dem Fundament[/u] der o.g. unabgeleiteten, aus sich selbst heraus existierenden, sich jeder rationalen Begründung verweigernden Begeisterung für die Elternschaft, dann kracht das ganze Haus der Elternschaft zusammen, sehr zum Schaden für alle Beteiligten[/u].</p>

<p align="justify[/link]Und wenn man sich so deutlich wie ich darüber im Klaren ist, die o.g. Voraussetzung nicht zu erfüllen, dann wäre es mehr als abwegig, sich von anderen einreden zu lassen, man würde sich selbst was vormachen und würde sich in Wirklichkeit Kinder wünschen und dies nur vor sich selbst nicht zugeben.</p>

<p align="justify[/link]Lieber Nikos, ich weiß nicht, ob Du Kinder hast, aber in jedem Fall wünsche ich Dir von Herzen, dass Du die Art von Lebensentwurf, die Dir vorschwebt, verwirklichen kannst und glücklich darin wirst.</p>

Herzliche Grüße

von

Ekki


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