Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

Archiv 1 - 20.06.2001 - 20.05.2006

67114 Postings in 8047 Threads

[Homepage] - [Archiv 1] - [Archiv 2] - [Forum]

Ansichtssache?

noname, Thursday, 01.12.2005, 23:03 (vor 6923 Tagen) @ Norbert

Als Antwort auf: Re: Wem gehört das Kind? von Norbert am 01. Dezember 2005 13:53:49:

Hallo Norbert!

Das schwierige an diesem Thema ist, dass wir es bei einer Schwangerschaft nicht mit einem aus statischen Fakten bestehenden System zu tun haben. Vielmehr ist sie ein dynamisches, einer stetigen Veränderung unterworfenes System. Eine Entwicklung mit vielen für moralische und rechtliche Urteile wichtigen Abschnitten.

Man kann nicht sagen, dass der Fötus Teil des Körpers ist. Ebensowenig kann man sagen, dass er etwas komplett Eigenständiges ist. Er ist beides gleichzeitig. Eine solche Dynamik wie die Entwicklung eines Embryos in einem moralischen oder rechtlichen System zu verklausulieren ist schwierig und der gegenwärtige Stand der Diskussion und des Rechts zeugt von diesem Wirrwar.

Zwar beginnt die Entwicklung auch in den Keimdrüsen des Mannes. Die eigentliche Entwicklung des Fötus findet aber im Körper der Mutter statt. Ihr und nur ihr gestattet der Gesetzgeber bis zu einem bestimmten Zeitpunkt in diese Entwicklung einzugreifen, sie zum Beispiel durch eine Abtreibung zu stoppen. Ab diesem Zeitpunkt muss auch sie - quasi staatlich verordnet bzw. reguliert - die Kindesentwicklung in ihrem Körper über sich ergehen lassen.

Wenn ich jetzt auf die Ausgangsfrage zurückkomme, ob man es einem Mann zugestehen sollte, ein Veto gegen die Schwangerschaft aussprechen zu dürfen und dieses Veto zu einer Abtreibung führen soll, bedarf es einer ausgesprochen starken Begründung. Mal angenommen man gestatte dem Vater ein Veto. In diesem Fall bekäme jeder Mann, der sich als Vater eben jenes Kindes ausgibt, das Recht die Schwangere zu einem Vaterschaftstest zu zwingen, um zu prüfen, ob dieses Veto rechtens wäre. Ist das realistisch? Würde ich mir soetwas gefallen lassen? Ganz sicher nicht! Andererseits kann ich das Interesse ein Stückweit nachvollziehen, als potentieller Vater eingreifen zu wollen. Aber ich finde einfach keinen Ansatz einer Argumentation, die den Augen meines inneren Richters standhielte. Du schreibst, dass der Fötus als Teil des Körpers der Frau nicht dazu führen dürfe, dass der Vater nach der Geburt zu irgendetwas verpflichtet dürfe. Das verkennt aber zum einen die Tatsache, dass er Ausgangspunkt der Entwicklung (der Schwangerschaft) war und zum anderen die biologische Verwandtschaft des Vaters mit dem Kind. Ich werde mich nochmal hinsetzen und nachdenken müssen. Mit mehr kann ich momentan nicht dienen.

mfg
noname


gesamter Thread:

 

powered by my little forum