Re: Ansichtssache?
Als Antwort auf: Ansichtssache? von noname am 01. Dezember 2005 21:03:
Hallo Norbert!
Das schwierige an diesem Thema ist, dass wir es bei einer Schwangerschaft nicht mit einem aus statischen Fakten bestehenden System zu tun haben. Vielmehr ist sie ein dynamisches, einer stetigen Veränderung unterworfenes System. Eine Entwicklung mit vielen für moralische und rechtliche Urteile wichtigen Abschnitten.
Man kann nicht sagen, dass der Fötus Teil des Körpers ist. Ebensowenig kann man sagen, dass er etwas komplett Eigenständiges ist. Er ist beides gleichzeitig. Eine solche Dynamik wie die Entwicklung eines Embryos in einem moralischen oder rechtlichen System zu verklausulieren ist schwierig und der gegenwärtige Stand der Diskussion und des Rechts zeugt von diesem Wirrwar.
Zwar beginnt die Entwicklung auch in den Keimdrüsen des Mannes. Die eigentliche Entwicklung des Fötus findet aber im Körper der Mutter statt. Ihr und nur ihr gestattet der Gesetzgeber bis zu einem bestimmten Zeitpunkt in diese Entwicklung einzugreifen, sie zum Beispiel durch eine Abtreibung zu stoppen. Ab diesem Zeitpunkt muss auch sie - quasi staatlich verordnet bzw. reguliert - die Kindesentwicklung in ihrem Körper über sich ergehen lassen.
Wenn ich jetzt auf die Ausgangsfrage zurückkomme, ob man es einem Mann zugestehen sollte, ein Veto gegen die Schwangerschaft aussprechen zu dürfen und dieses Veto zu einer Abtreibung führen soll, bedarf es einer ausgesprochen starken Begründung. Mal angenommen man gestatte dem Vater ein Veto. In diesem Fall bekäme jeder Mann, der sich als Vater eben jenes Kindes ausgibt, das Recht die Schwangere zu einem Vaterschaftstest zu zwingen, um zu prüfen, ob dieses Veto rechtens wäre. Ist das realistisch? Würde ich mir soetwas gefallen lassen? Ganz sicher nicht! Andererseits kann ich das Interesse ein Stückweit nachvollziehen, als potentieller Vater eingreifen zu wollen. Aber ich finde einfach keinen Ansatz einer Argumentation, die den Augen meines inneren Richters standhielte. Du schreibst, dass der Fötus als Teil des Körpers der Frau nicht dazu führen dürfe, dass der Vater nach der Geburt zu irgendetwas verpflichtet dürfe. Das verkennt aber zum einen die Tatsache, dass er Ausgangspunkt der Entwicklung (der Schwangerschaft) war und zum anderen die biologische Verwandtschaft des Vaters mit dem Kind. Ich werde mich nochmal hinsetzen und nachdenken müssen. Mit mehr kann ich momentan nicht dienen.
mfg
noname
Hi noname
Sicher ein schwieriges Thema.
Und alles rechtlich hier abklären zu wollen, ist der Versuch der Quadratur des Kreises.
Sicherlich trägt eine Frau die Hauptlast während einer Schwangerschaft.
Was aber nicht dazu führen darf, sie und das Kind als Einheit zu sehen.
Das Kind ist nicht ein Teil ihres Körpers, auch nicht ihr Eigentum.
Auch kann ihr nicht ein beliebiges Recht eingeräumt werden über zwei andere Menschen entscheiden zu dürfen.
Ich verkenne überhaupt nicht, daß ein Vater mit Ausgangspunkt einer Schwangerschaft ist. Diese Verantwortung gilt aber auch für die Mutter.
Daraus aber nun abzuleiten, daß nur sie über alles entscheiden darf?
Der Vater aber dann Zwangsverpflichtungen auferlegt bekommt.
Diesem hingegen keine adäquaten Rechte eingeräumt werden.
Hier hat ein Mutterkult, bzw. Frauenkult die notwendige Balance zwischen den Geschlechtern in gewaltige Schieflage gebracht.
Nicht eingegangen bist du auf die ethische Frage, wenn Frau die Schwangerschaft gegen den Willen des Mannes, und ohne dessen Mitwirkung herbeiführt.
Darf der Mann dann zu irgendetwas verpflichtet werden?
Er ist eigentlich das Opfer eines vorsätzlichen Mißbrauchs.
Die Täterin wird dann aber noch belohnt?
Abwegiger geht es wohl kaum noch.
Das Wohl des Kindes muß dann strikt vom Wohl dieser Mutter getrennt werden.
Aus rein humanistischer und ethischer Sicht ist ein Schwangerschaftsabbruch in der Regel abzulehnen.
Dafür müssen für bestimmte Fälle notwendige Ausnahmen möglich sein.
Aber der Abbruch müßte eben die dann deutlich seltenere Ausnahme sein.
Trägt eine Person die ausschließliche Verantwortung für die Schwangerschaft, so muß sie auch alle Konsequenzen daraus allein tragen.
Ist eine zweiseitige Verantwortung vorhanden, so müssen alle Rechte und Pflichten beider Beteiligter in ausgewogenem Gleichgewicht austariert werden.
Unabhängig vom Familienstand.
Z.B. darf das Sorgerecht für den Vater hier nicht vom Willen der Mutter abhängig sein.
Die freiwillige Aufgabe von Rechten muß möglich sein.
Das Abschieben von Pflichten hingegen nicht.
Gruß
Norbert
P.S. die Gesetze zum Schwangerschaftsabbruch sind von Menschen gemacht, und vielfach geändert worden.
Aktuelle Ausprägungen eines Gesetzes taugen bei ethischen Betrachtungen also nicht als Argument.
Höchstens zur Beleuchtung des aktuellen Zeitgeistes.
gesamter Thread:
- Tagebuch eines ungeborenen Kindes -
noname,
30.11.2005, 07:52
- Re: Tagebuch eines ungeborenen Kindes -
Cleo,
30.11.2005, 11:53
- Re: Tagebuch eines ungeborenen Kindes -
Soph,
30.11.2005, 12:26
- Aber wer wird denn gleich das Kind mit dem Bad ausschütten! Tzetze . . . -
Sapph,
30.11.2005, 22:33
- Re: Aber wer wird denn gleich das Kind mit dem Bad ausschütten! Tzetze . . . -
Rainer,
01.12.2005, 02:38
- Okay - zum besseren Verständnis . . . - Sapph, 01.12.2005, 17:35
- Re: Aber wer wird denn gleich das Kind mit dem Bad ausschütten! Tzetze . . . -
Rainer,
01.12.2005, 02:38
- Aber wer wird denn gleich das Kind mit dem Bad ausschütten! Tzetze . . . -
Sapph,
30.11.2005, 22:33
- Re: Tagebuch eines ungeborenen Kindes - Wodan, 30.11.2005, 12:37
- Re: Tagebuch eines ungeborenen Kindes - Conny, 30.11.2005, 13:58
- Re: Tagebuch eines ungeborenen Kindes - Krischan, 01.12.2005, 19:59
- Re: Tagebuch eines ungeborenen Kindes -
Soph,
30.11.2005, 12:26
- Re: Tagebuch eines ungeborenen Kindes -
Chris,
30.11.2005, 14:02
- Re: Tagebuch eines ungeborenen Kindes - Conny, 30.11.2005, 15:39
- Weil ... -
noname,
30.11.2005, 19:28
- Re: Weil ... -
Wodan,
30.11.2005, 21:37
- Einverstanden! -
noname,
30.11.2005, 22:34
- Re: Einverstanden! -
alan,
01.12.2005, 00:00
- Re: Einverstanden! -
Conny,
01.12.2005, 01:23
- Re: Einverstanden! -
alan,
01.12.2005, 04:16
- Re: Einverstanden! -
Conny,
01.12.2005, 17:50
- Re: Einverstanden! - alan, 02.12.2005, 01:08
- Re: Einverstanden! - alan, 02.12.2005, 01:08
- Re: Einverstanden! -
Conny,
01.12.2005, 17:50
- Re: Einverstanden! -
alan,
01.12.2005, 04:16
- Wem gehört das Kind? -
noname,
01.12.2005, 08:06
- Re: Wem gehört das Kind? -
Norbert,
01.12.2005, 15:53
- Ansichtssache? -
noname,
01.12.2005, 23:03
- Re: Ansichtssache? - Norbert, 02.12.2005, 01:55
- Re: Ansichtssache? - alan, 02.12.2005, 02:16
- Ansichtssache? -
noname,
01.12.2005, 23:03
- Re: Wem gehört das Kind? - alan, 01.12.2005, 17:46
- Re: Wem gehört das Kind? -
Norbert,
01.12.2005, 15:53
- Re: Einverstanden! -
Conny,
01.12.2005, 01:23
- Re: Einverstanden! -
alan,
01.12.2005, 00:00
- Einverstanden! -
noname,
30.11.2005, 22:34
- Re: Weil ... -
alan,
30.11.2005, 22:44
- Re: Weil ... - alan korrigiert sich, 30.11.2005, 23:44
- Re: Weil ... -
Conny,
30.11.2005, 23:52
- Re: Weil ... - alan, 01.12.2005, 00:59
- Re: Weil ... -
Expatriate,
01.12.2005, 07:58
- Re: Weil ... - Hintergrundleser, 01.12.2005, 16:35
- Re: Weil ... - alan, 01.12.2005, 17:53
- Re: Weil ... -
Wodan,
30.11.2005, 21:37
- Re: Das verwirrt mich jetzt - Conny, 30.11.2005, 15:45
- Das ist ein Text aus Konfirmationsunterlagen der evangelischen Kirche - Gast, 30.11.2005, 19:07
- Re: Tagebuch eines ungeborenen Kindes -
Cleo,
30.11.2005, 11:53