Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Re: Nu mach mal halblang

Zeitgenosse, Thursday, 19.01.2006, 20:19 (vor 7124 Tagen) @ Eugen

Als Antwort auf: Re: Nu mach mal halblang von Eugen am 19. Januar 2006 10:30:47:

Volle Zustimmung Beelzebub, ich fürchte aber verschwendeter Atem bei Leuten mit einem "gefestigten" Weltbild. Einmal davon abgesehen, dass es Unfug ist, den Feminismus den 68ern anzulasten

Das überrauscht mich aber doch, daß Ihr den Zusammenhang nicht seht. Nur ein Beispiel:

Eine gewisse Klasse von sich als Arbeiterführern gebender Pseudo-Intellektuellen hat die ach so benachteiligten Arbeiterkinder als Objekt ihrer Förderung auserkoren und glaubt, diesen durch allgemeine Absenkung des Leistungsniveaus an den Schulen entgegenkommen zu müssen. Dahinter steckt die diskriminierende Prämisse, Arbeiterkinder seien tatsächlich weniger leistungsfähig. Das Ergebnis wird mit Pisa offenbar: 1. die Bildungsleistungen deutscher Schüler sind 30 Jahre später im internationalen Vergleich unter aller Kanone. Das war durchaus noch anders, als vermeintlich der Arbeiternachwuchs diskriminiert wurde - was ich inhaltlich voll in Abrede stelle. 2. Es ist gerade in Deutschland die grasseste Undurchlässigkeit des Bildungssystems in Hinblick auf gesellschaftlichen Aufstieg nachgewiesen. Also justament das Gegenteil dessen, was beabsichtigt war ist eingetreten. Die Sozialisten haben de facto ein Kastensystem etabliert. Ball paradox.

Exkurs: Die Erklärung für Punkt 2 ist schnell gegefunden. Wenn die Note kaum noch die Leistung misst, also jeder irgendwo im oberen Notenspektrum landet, unabhängig davon, wie seine fachliche Leistung ist, dann hat der Arbeitgeber, Lehrstellenanbieter, die Uni etc. pp. darin keinen Anhaltspunkt über die Tauglichkeit des Bewerbers mehr. Dagegen werden andere Faktoren, die bei leistungsbezogener Bewertung lediglich ein "Sonst-noch" wären, jetzt mangels eigentlicher Meßlatte in den Mittelpunkt gestellt. Ist es ein Mitarbeiter- oder ein Kundenkind? (Typisch für Axel-Springer-Verlag, wie mir einer aus deren Personalstelle frank und frei bestätigte.) Auslandsaufenthalte, Beziehungen, Engagement in Wohltätigkeitszirkeln. Und wunder was - das sind die gesellschaftlich oberen Kreise voraus. Das leistungsstarke Arbeiterkind geht aber im Noteneinheitsbrei unter. Es gewinnt, wer auf den Gartenfesten der Villenvororte gut präsent ist.

Und nun kommt eine selbsternannte Befreierinnenclique, erwählt die angeblich unterdrückte Frau und macht nun - der Sozialstatus hat sich inzwischen als Unterdrückungsideologie-Punkt etwas totgelaufen - das Geschlecht zum neuen, leistungsfernen Differenzierungskriterium ...

Daß Ihr nicht seht, daß das Spiel seit jetzt bald 40 Jahren das gleiche ist und nur das Merkmal soziale Schicht durch das Geschlecht ersetzt wurde bei ansonstem gleichem Irrwitzmechansimus.

Hallo wach!

Gruß

Zeitgenosse


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