Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Sarrazin fordert Kinderverstaatlichung

Rüdiger, Saturday, 25.09.2010, 15:25 (vor 5173 Tagen) @ Zoologe

der Dinge", "Naturrecht", "Evolution" und Ähnliches auf. Mit diesem
Phänomen geht auffallend häufig eine latente und zuweilen sehr offene
Abneigung gegen sonstiges nach seiner Sicht Artfremdes wie Kopftuchmädchen,
Schwule und sonstige Gruppierungen einher. Trotz seiner unablässigen
Betonung der Liebe zur Freiheit kommen dabei oft heftige Kontrollwünsche
zutage.

Zum Beispiel bei Sarrazin. Der fordert nämlich - ähnlich wie Heinz Buschkowsky, der Neuköllner BM - eine weitgehende Verstaatlichung der Kindererziehung:

Auszug aus der FAZ:

http://www.faz.net/s/Rub26B658D129854FA4AAC01A726777C753/Doc~EE64D585E4D314C53892306587BE94E86~ATpl~Ecommon~Scontent....

Aber im Buch, das man ganz lesen muss, mit allen Anmerkungen, ist noch mehr Zündstoff: Ganz übersehen wird von vielen, die Sarrazin heute feiern, sein geradezu linksradikales Programm zum Umbau unseres Bildungssystems. Er fordert nicht nur staatliche Hausbesuche nach der Geburt, um die Mütter in Ernährungsfragen und Kinderpflege anzuleiten. Er möchte anschließend eine Kitapflicht, die grundsätzlich auf Ganztagsbetreuung ausgerichtet sein soll. Nach einigen Jahren käme das Kind in die Grundschule, auch sie eine Ganztagsschule. Dort gäbe es keinen Fernseher, und alle trügen Uniform. Und dann immer so weiter: „Zumindest für die größeren Kinder muss die Ganztagsschule so aufgebaut sein, dass sie zu Hause neben dem Wochenende nur den Feierabend verbringen.“ (...)

Zwischen Geburt und erstem Bildungsabschluss wäre das Kind doch eher ein seltener Gast zu Hause. Spätestens mit diesem, alle Reformpläne der siebziger Jahre tief in den Schatten stellenden Vorhaben würde er einen Bildungsbürgerkrieg auslösen, gegen den der Hamburger Schulstreit nur ein schwaches Räuspern war.

Haben die konservativen Lobredner Sarrazins das Buch nicht gelesen? Waren und sind es nicht die Konservativen, die gerade den Einfluß des Staates auf die Kindererziehung zugunsten der Familie zurückdrängen möchten, bis hin zur Zulassung von homeschooling (Hausunterricht)? Also ich wollte das nicht, so eine Komplettverstaatlichung der Kindererziehung (ganz abgesehen von den enormen Kosten). Was gut wäre: Ein Sprachtest für Fünfjährige, und bei denen, die nicht gut Deutsch sprechen, dann ein Pflicht-Kindergartenjahr. Aber mehr auch nicht.

Also entweder die meisten Lobredner haben das Buch ebensowenig gelesen wie die meisten Schmähkritiker, oder die Rechten haben ähnliche innere Widersprüche, wie es sie "unter Linken" gibt. Lebenslügen und innere Widersprüche gibt's in allen Lagern.

Gruß, Rüdiger


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