Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Ohhh Angst?

Donna Amaretta, Saturday, 25.09.2010, 19:49 (vor 5173 Tagen) @ Gobelin

Hallo, Gobelin
das Beispiel deiner Eltern zeigt mögliche negative Seiten einer allzu starren
Aufgabenverteilung deutlich und das auf sehr traurige Weise.


Soso, Du meinst also, ein Zurück zu der "natürlichen" Rollenverteilung und
alles wär wieder in Ordnung?

Bei mir hat diese Vorstellung allerdings nen "kleinen" Knacks bekommen,
nachdem meine Eltern,

meine Mutter als klassische "Hausfrauen"-Frau, mit dem Flüggewerden von
uns "Kindern" plötzlich in tiefe, jahrelangen Depressionen verfallen ist,
aus denen selbst "Fachleute" ihr nie mehr rausgeholfen haben, schliesslich
an Krebs erkrankt (20-jähriger Krankheitsverlauf) und gestorben

Deine Mutter wird ihre Aufgabe als Hausfrau und Mutter sicher gut erfüllt haben.
Nur- sie hat nicht daran gedacht, was passieren würde, wenn der Hauptteil dieser Arbeit ausgeführt ist und sie mit dem Flügge-Werden der Kinder
sozusagen "arbeitslos" dasteht. Die Aufgabe, die ihrem Leben bis zu dem Zeitpunkt Inhalt gab, der sie ihre Zeit widmete, war beendet, und nur das Sich-kümmern um die Bedürfnisse des Mannes und des nun weniger aufwändigen Haushaltes füllten diese Lücke nicht mehr aus.
Sie hat es versäumt, diesem "Loch" vorzubauen, in dem sie begann, (besser spät als nie) etwas zu lernen, eine Arbeit zu suchen, oder sich ehrenamtlich zu engagieren, um ihrem Leben nach der Kindererziehungszeit weiterhin Inhalt und Sinn zu geben.
Dadurch fühlte sie sich nicht mehr gebraucht, überflüssig, nutzlos,
und bekam Depressionen.
Mit wäre-hätte-könnte ist deiner verstorbenen Mama nicht mehr gedient...dennoch sollten sich Frauen,
die ihre Aufgabe während des zu-Hause-Wohnens der Kinder ausschliesslich
im häuslichen Bereich sehen, der Tatsache bewusst sein, das die Zeit des Auszuges der Kinder eine Leere hervorrufen kann, die am besten in einem fließenden Übergang noch vor dem Auszug der Sprößlinge durch andere Aufgaben ersetzt werden muss, um diesen Absturz in Nichts zu vermeiden.
Man kennt diese Situation ähnlich ja auch von Rentnern, die nach Abschluß des Arbeitslebens lernen müssen, mit der vielen freien Zeit, dem Gefühl nicht mehr gebraucht zu werden, umzugehen und etwas anderes zu tun.

und mein Vater

nach jahrelanger Überforderung als mehr oder weniger Alleinverdiener,
beruflich offenbar für ihn persönlich "aussichtslosen" Situation als
Freiberufler, nach Magen/-Bauchspeicheldrüsenoperation, Diabetes, wenige
Jahre später Herzinfarkt, Herzoperation, 4 Bypässen, schliesslich an
Bauspeicheldrüsenkrebs (Krankheitsverlauf 4 Wochen!) gestorben

sind.

...und dein Vater stand vor dieser Aufgabe alleine, ohne das eine zumindest in Teilzeit ausgeübte Tätigkeit der Mutter, die sie nach der Kleinkinder-Phase
hätte aufnehmen können, ihn ein wenig entlastete und ihm mehr freie Zeit und
Entspannung hätte geben können. Als Alleinverantwortlicher für das wirtschaftliche Überleben der Familie stand er ständig unter Druck, und das kann krank machen.

Aus den Gründen habe ich allzu starre Aufgabenverteilungen nie gemocht.
Es ist besser, die Verantwortung zu (ver)teilen, sich gegenseitig zu stützen und zu entlasten.
Allerdings sollten Paare das jeweils unter sich privat vereinbaren, wie sie die Aufgaben verteilen und aufteilen, nur: man sollte sich immer mit den Risiken des persönlichen Lebensentwurfes genau auseinandersetzen.

LG Donna A.


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